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Eletriktrick

Hat Catweazle immer gesagt. Dieser etwas kauzige Zauberer, welcher durch einen blöden Zauber 900 Jahre nach vorne katapultiert wird, um dann irgendeine Gegend in England unsicher zu machen, indem er am Lichtschalter steht, immer ein- und ausschaltet und verzückt ruft: „Elektriktrick!“ Für das was jetzt kommt muss ich meiner mir von Universum anvertrauten Ehefrau ein bisschen weh tun, heißt ich muss lästern. Es ist nun einmal so, dass meine Allerliebste mit allem was elektrisch betrieben wird manches Mal auf dem Kriegsfuß lebt. Sie verstellt gerne etwas, ohne je etwaige Tasten oder Knöpfe gedrückt zu haben. Ab und an geht etwas nicht, nur wenn ich komme und drücke, dann eben doch. Ich sage nichts – oder besser wenig – dazu, denn ich liebe meine Frau. So begab es sich nun, dass wir kürzlich im Motel One in Saarbrücken übernachtet haben. Am Sonntagabend rückten wir nach zwei Tagen Golf in St. Wendel dort ein, um am Abend etwas zu essen und am Montag weiter zu fahren. Kurz und gut, wenn man mit seinem ganzen Geraffel in so ein Hotelzimmer einrückt, dann ist zwar die erste Handlung eine Bierdose für zwei aufzureißen, die zweite aber ist die Suche nach Steckdosen. Im Prinzip brauchen wir 4 Steckdosen, die für den Fön in Bad nicht gerechnet – schließlich kann Frau ja nicht ungefönt zum Abendessen auf die Straße gehen. An diesem Sonntag kam noch das Finale der WM hinzu. Also war es drittens wichtig den Hotelfernseher einzuschalten, um zu checken ob unsere „Franzockenfreunde“ es reißen, oder nicht. 2 Steckdosen brauchen wir um unsere Trolleybatterien zu laden, das dauert so dreieinhalb Stunden. Die anderen zwei sind für unsere Golfuhren, die Akkus müssen für den nächsten Tag geladen werden. Sind die am späteren Abend voll, kommen dann unsere Smartphones an die zwei Handysteckerlader. Meine mir von besagtem Universum anvertraute Ehefrau steckte, nachdem das Bier im Glas, der Fernseher an und die Trolleybatterien an Ladung waren, ihr Handysteckerladegerät in die Steckdose an ihrer Bettseite und ich sah aus dem Augenwinkel, dass sie es sogleich panisch wieder herauszog. Ich sagte so etwas wie:
„was ist?“
„Da hat was gebrummt“, meinte Sie. Ich daraufhin sinngemäß so etwas wie:
„Aha!“
Sie steckte das Ding nochmals in die Dose und siehe da: Kurzschluss, Knall, Dunkel. Licht aus, Trolleylader aus, Fernseher aus. Ich benutzte daraufhin das deutsche Wort mit großem „S“ und bat sie das Ding aus der Dose zu ziehen. Dann nahm ich mein Handy, öffnete die Hotel App und rief unten die Rezeption an. Tolles Gefühl, wenn man dem jungen Mann bei dem man 15 Minuten vorher eingecheckt hat erklären muss, wie und dass man gerade Mal völlig kostenlos die Sicherung für das Zimmer getestet hat, alles Dunkel ist und man doch darum bittet, dass jemand den Sicherungsautomaten wieder einschaltet. Der junge Mann versprach das sogleich zu tun. Nach gefühlten 10 Minuten, in Wahrheit waren es wohl eher 6 Minuten, war dann wieder Strom da. Nachdem auch Fußball wieder lief, besah ich mir dann mal dieses Standardsteckerladegerät für Smartphones. Das erste was ich wahrnahm war, dass das Ding sich leicht glitschig anfühlte. Das zweite war, nachdem ich daran roch, dass es leicht nach Körpercreme duftete. Dann fragte ich:
„wo hast Du das Ding denn drin gehabt?“. Sie flötete:
„In meinem Kosmetikkoffer“.
Welcher bei uns eigentlich BUKO heißt. Dachte ich es mir doch. Ich bat daraufhin, solche Geräte in der Zukunft im Koffer zu transportieren, weil sich eingecremte Ladegeräte u. U. nicht so toll verhalten, sobald man sie bestimmungsgemäß in Steckdosen steckt.

Nachtrag: soeben hat meine Gattin korrigiert, es handelte sich nicht um Körpercreme die in das Ladegerät gelaufen war, sondern um Haarspülung. Sei’s drum, da die dünnflüssiger als die Creme ist, kann sie sich auch viel feiner in der Elektrik verteilen, damit es mit dem „Elektriktrick“ auch zuverlässig klappt. Immerhin hat meine Gattin nur die Zimmersicherung gekillt und nicht wie der ihr vom Universum anvertraute Mann, dereinst die Hauptsicherung. Man(n) ist ja vom Fach, da hält man sich nicht mit Kleinigkeiten auf, man nimmt dann eben das Größte was man kriegen kann, die Hauptsicherung vom Haus. Also oute ich mich hier dann auch gleich als der größere Depp von uns beiden. Es war im Jahre des Herrn 1988. Ja Kinder, das war vor 2000 und da lebte der Opa schon. Ich pendelte damals zwischen Schwalbach und Emden, da ich nach meinem Studium einen Job bei der VDO bekommen hatte – aber das ist ein eigenes Kapitel dieses verkorksten Lebens.

Zuhause in Emden hatten wir einen alten Schwarzweißfernseher mit 30 cm Bildschirmdiagonale (das entspricht so ungefähr schlappen 12 Zoll) der Firma Grundig – das Universum habe sie selig – in schönstem weiß. Die Firma Grundig ihres Zeichens, hatte in den dämlichen Fernseher eine Diodenbrücke zur Gleichrichtung der Spannung eingebaut, die für die Anforderungen viel zu schwach ausgelegt war und so fiel der Fernseher ab und an  mal aus. Deshalb musste Vater ihn aufschrauben und reparieren. Ich kam also Freitagabend nach 500 km Fahrt von Frankfurt nach Emden daheim an und durfte mich, nachdem ich Frau und Sohn geschmust hatte und meine Gattin das Abendessen kochte, um den Fernseher kümmern. Nun tausche ich nichts aus, ohne vorher nochmals nachgemessen zu haben. Also steckte ich nach dem Aufschrauben der Glotze meine Prüfspitzen zwecks Messung bei eingeschaltetem Gerät an die Gleichrichterbrücke und…, Ja ich rutschte ab, die Spitze kam irgendwo hin wo sie definitiv nicht hingehörte, und dann tat es einen Schlag. Die Sicherung war raus. Ich also mit einer Taschenlampe bewaffnet an den Sicherungskasten ran und den Sicherungsautomaten wieder rein. Ergebnis: nichts tat sich. Also kontrollierte ich die nächste Sicherungsebene mit den 35 A Schraubsicherungen. Nichts, die waren alle in Ordnung. Da dämmerte es mir, denn das ganze Haus war dunkel. Es war die Hauptsicherung gefallen. Die kann nur der Mann von Gas-, äh E-Werk wechseln. Ein Anruf dort – das ging früher Kinder, weil die Post (damals hießen die noch Post die Telekomiker) Batterien für die 60 V Spannungsversorgung hatten und wir ein Telefonbuch besaßen – und man versicherte mir, am nächsten Morgen käme jemand. Natürlich habe ich denen nicht erzählt, dass ich das Ding abgeschossen hatte – so blöde bin ich denn doch nicht. Aber Fakt ist, was meine Gattin im Kleinen kann, das kann ich zwei Nummern größer – ich bin halt ein Mann, und es werde dunkel. Dank Gasherd und Kerzen hatten wir dennoch einen gemütlichen Abend.

Categories: 我的金瓶梅

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