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Der letzte Versuch Idioten die EU zu erklären und warum im Moment wirklich reale Bedrohungen auf dem Weg zu uns sind

Eigentlich wollte ich meine Wut über den elenden Brexit mal loswerden und meine Ansichten über Politiker, deren Abschaffung, die Einführung direkter Demokratie und damit verbunden die Loslösung des Bürgertums von der Politik im Sinne Michel Foucaults im Netz ausgießen. Da ich aber immer noch arbeite und man das nicht in eine Kurzgeschichte packen kann, geht es hier für den Anfang erstmal etwas weniger schwer zu.

Michel-Foucault-über-das-Ende-der-Politik

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Die meisten Menschen kennen die lustigen Erklärungen zur EU in Form von Geschichten, wie der Franzose kocht, die Italiener und Spanier feiern und der Deutsche zahlt  – oder so ähnlich. Mir persönlich gefällt die Version für Landwirte am besten, da sie meiner Erklärung für Inselbewohner – welche ich mir für weiter unten aufhebe –  am nächsten steht. Da gibt es supertolle Dinge über die man herzhaft lachen kann und auch soll – ich will hier niemandem den Spaß vermiesen. Da die armen Türken nicht in der EU sind, werden sie hier leider diskriminiert, vulgo ausgeschlossen, warum es den gemeinen Türkenwitz separat gibt. Was der wiederum mit den Spaniern und den Italienern zu tun hat, erklärt uns Murat Kayi sehr schön. Dass die Türken in den nächsten 40 Jahren in der EU landen, daran glaubt hoffentlich niemand mehr. Beschwerden dazu nimmt Herr Tayip Erdogan unter seiner Postanschrift: Beştepe, Çiftlik cad., 06560 Beştepe / Yenimahalle / Ankara, Türkei sicher gerne entgegen.

Was nun die reale Bedrohung betrifft, so geht es um unser Geld, also streng genommen um das Geld der EU. Also nicht direkt um den Euro geht es, sondern um das Geld der EU, also der EU Staaten. Das ist sozusagen inklusive der dänischen und schwedischen Kronen, der polnischen Sloty usw;  sogar bis auf weiteres des britischen Pfunds. Nun ist es so, dass ich von solchen Dingen eigentlich keine Ahnung habe. Null und nix weiß ich über Geld. Dies ist etwas was ich mit den meisten der 512 Millionen Einwohner der EU gemein habe. Ich bin mal dreist und behaupte, dass keine 3 bis 5 % der Bürger wissen was Geld ist. Hier geht es nicht darum, das man mit Geld umgehen kann und ein Vermögen aufgehäuft hat, es geht darum verstanden zu haben, was Geld ist. Das mag banal klingen, aber ich kenne einen Menschen, welcher wirklich tief verstanden hat was Geld ist. Es handelt sich dabei um unseren Sohn. Der missratene Kerl hat in der Tat eine Bachelorarbeit über Geld geschrieben und zu allem Überfluss habe ich die Arbeit durchgelesen, weil ich hier der Kontrolleur in der Familie bin. Ich muss immer alles Korrektur lesen. Glauben Sie mir, für einen Kaufmann und Ingenieur ist es durchaus anstrengend Abhandlungen über erziehungswissenschaftliche oder finanzmarktechnische Themen zu lesen. Die Sache mit dem Lesen der Bachelorarbeit ist, dass ich zwar immer noch nichts und null über Geld weiß, aber das ich nun einfach sicher weiß, das ich nichts davon verstehe. Nun hat unser durchaus wohlgeratener Sohn mir nach dem Lesen eines Artikels im Manager Magazin eine Mail zum Thema Europäische Bankenunion geschrieben. Die darf ich hier zitieren:

Ein stolzes großes Schiff voller Prunk, mit dem Namen Europa, segelt gemächlich über die Weltmeere. Die Besatzung in Form der Mitgliedsländer wuselt eifrig herum. Die Italiener kochen Pasta für alle, der Grieche säuft mit den Esten Ouzo unter Deck, der Franzose und der Spanier feiern, die Holländer, Belgier und Dänen pusten in die Segel, Zypern und Malta zocken Kroatien und Irland beim Hütchenspiel ab, der Deutsche steuert, Luxemburg macht Kasse, der Brite sitzt alleine im Rettungsboot, kann aber die Leine nicht so richtig kappen. Die Polen, Ungarn und Tschechen pöbeln rum. Lettland und Litauen wissen nicht wo sie sind. Estland verteilt digitale ID‘s an die Besatzung und stellt dafür Rechnungen aus, während die Schweden zum Urlaub machen nach Portugal und Slowenien fahren. Irgendwie sind sich alle verbunden aber alle machen auch ihr eigenes Ding. Das Band zwischen den Ländern ist das gemeinsame Schiff.

Wenn man nun die Vorschläge von Herrn Scholz mit Hilfe der neuen Kommissionspräsidentin durchboxt, wird aus dem losen Band eine sehr feste Kette an den Beinen der Schiffsbesatzung. Diese Kette heißt „geltendes Recht“ oder auch „Rule of Law“ und ist deshalb aus Eisen, weil sie strikt durchsetzbar ist. Am Ende der Kette steht ein Eimer. Dieser Füllt sich stetig und immer schneller mit Zement, welches sinnbildlich für die staats-, privat- und institutionelle Verschuldung der Länder steht. Der Eimer wird also zum Systemrisiko und sobald einer das Ding über Bord schubst, reißt es die gesamte Besatzung in Richtung Meeresgrund. Das Schiff Europa wird weiter auf See sein, jedoch bloß noch als Geisterschiff ohne Besatzung.

Das klingt dramatisch, ist aber wohl im Kern die Sache perfekt beschreibend und gibt den Kritikern der EU nur noch mehr Munition. Wenn der gute Scholz – oder wie ich ihn immer nenne: Olaf im Finanzmysterium – und die Ex-Flintenuschi etwas für die Generation meiner Enkel Jannis und Paula tun wollten, dann würden sie zur Ordnung aufrufen. Die Staaten der EU müssen Stabilität, Ordnung und Prosperität in Ihren Ländern schaffen, dann schafft es auch die EU, vielleicht sogar der Euro.

Okay zum Schluss noch meine Erklärung für die Briten, obwohl es mir persönlich scheißegal ist ob sie austreten oder nicht – Hauptsache es stehen mal wieder wirklich wichtige Dinge auf Seite 1 der FAZ. Als ich mit meiner mir vom Multiversum anvertrauten Gattin vor Jahren (vor dem Brexit-Referendum) eine Südenglandreise mit dem Auto unternahm, sagte ich mindestens einmal am Tag, „klar brauchen die die EU nicht, die kommen auch alleine klar, wenn sie das wollen!“ Nicht brauchen, heißt aber Ja nicht notwendigerweise auch, dass man mit dem anderen nicht doch in einer Partnerschaft gut lebt.

Also liebe Briten passt gut auf. Ich gehe zu einem Sandkasten. In dem Sandkasten spielen Kinder. Ich habe einen Kuchen mitgebracht, den teilen wir unter den Kinder auf. Dabei geraten nicht alle Kuchenstücke gleich groß – welch eine Malaise. Aber die meisten Kinder sind zufrieden weil es Kuchen gibt und anstatt zu motzen, mampfen sie einfach ihr Kuchenstück. Nur der kleine Brite nicht, der lamentiert und zetert, dass er ein etwas kleineres Stück abbekommen hat, weil er einfach nicht begreifen will, dass die Alternative, nämlich den Sandkasten vorzeitig verlassen zu haben, in der Konsequenz zu gar keinem Kuchenstück führte.

Analog dazu: neulich hat sich bei meinen Damen in der Firma ein Händler (aus dem Osten unseres Landes) beschwert, dass unsere Techniker kein akzentfreies Deutsch sprechen. Der Ex-Kameruner und nun Deutscher hat einen französischen und der Russlanddeutsche einen russischen Akzent. Unsere Wettbewerber haben gar keine Techniker die man anrufen kann. Daraufhin habe ich meinen Damen Torfrock empfohlen. Leider können die Briten kein Deutsch – und das könnte sich eines Tages noch als Fehler erweisen.

Categories: 我的金瓶梅

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