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Warum Umkehrung auch etwas mit Umformung zu tun hat

Die Grünen wollen unsere Gesellschaft umformen. Sie nennen das verbessern. Wenn man etwas verbessert, dann muss es wohl vorher schlecht sein, oder? Nur wie weit sind die eigentlich schon gekommen. Nun, der Populismus macht es vor. Trump kann seinen Wählern schaden und Ihnen einfach erklären, dass andere (Umkehr) an der Misere schuld sind, nicht seine Politik; siehe Zölle. Putin kann einen nutzlosen und unsinnigen Krieg mit mittlerweile mehr als eine Million Toten und Verletzten führen und seinem Volk mit nationalem Identitätsgelaber weis machen, dies sei notwendig und somit unvermeidlich. Denn Schuld ist der Westen – so die Umkehrung. Xi Jinping dreht die Errungenschaften von Deng Xiaoping zurück und errichtet eine Angstgesellschaft, deren Ausmaß sich stetig der irrsinnigen Kulturrevolution von Mao Zedong annähert. Notwendig macht das der Erhalt der Partei und die Korruption – suche die Schuld bei Anderen. Und bei uns? Da wird fleißig über die Gesinnung von rechten Juristen und ihrer Nichteignung für den Staatsdienst diskutiert. Dabei wird völlig verdrängt, dass der rot-grün-radikale Gesinnungssumpf längst das System gekapert hat – auch das kann man als Umkehrung interpretieren. Rechts verfolgen, um von Links abzulenken. Die EU erlässt Verordnungen für Exporte nach Russland, die eindeutig eine Beweislastumkehr darstellen. Jetzt muss die Justiz nicht mehr beweisen, dass jemand gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen hat, nein, der Exporteur muss beweisen, dass er dies nicht tut. Soweit zur Umkehr, womit wir beim Kern meiner Wut angekommen sind.

Meine mir von unserem Multiversum anvertraute Gattin und ich hatten uns durchgerungen, an einem Golfturnier teilzunehmen. Durchgerungen, weil wir dazu nur sehr bedingt Lust haben. Wir sind alles, nur keine Handicap-Geier. Uns dauert das Spiel dann immer zu lange, wir haben keine Lust, das Wetter ist schlecht oder irgendetwas anderes. Die Gründe sind mannigfaltig. Es trug sich aber zu, dass unsere Freunde am letzten Wochenende bei einem Turnier mitspielen wollten und wir uns spontan entschlossen es Ihnen gleichzutun. Als dann am Freitagnachmittag die SMS mit der individuellen Startzeit eintraf, da stand bei mir 12:40 h. Ich war echt nicht mehr gut drauf. Das würde bei einer Spielzeit von 4,5 Stunden bis evtl. 5 Stunden bedeuten, ich käme gegen 18:00 h vom Platz. Okay, wir spielen Golf, ja, aber wir hätten gerne noch einen Rest vom Tag. Heimfahren, duschen, kochen, essen und trinken. All das hätten wir vergessen können. Noch dazu hatte man uns über eine Stunde auseinander gebucht. Meine Frau wäre rund eine Stunde früher fertig gewesen. „Alles Blödsinn“, sagte ich am Telefon zu meiner Frau, „da habe ich keinen Bock drauf“. Wir einigten uns darauf abzusagen und einfach auf einem anderen der uns zur Verfügung stehenden Plätze eine Runde zu spielen. Da man Online nicht mehr canceln konnte, rief ich das Clubsekretariat an. Ich war sauer und sagte dem – wohl ob seiner Reaktion verantwortlichen Rezeptionisten – dass ich das absage, weil
a) mir 12:40 h zu spät sei und
b) meine Gattin fast eine Stunde vor mit starten sollte.
Daraufhin meinte der Rezeptionist, ziemlich stinksauer, das sei ziemlich blöd, schließlich sei die Organisation für 72 Teilnehmer ja nicht so einfach und ich hätte bei der Buchung ja angeben können, dass ich eine frühe Startzeit möchte. Da hatte er recht, zumindest mit dem Argument zu a). Die Möglichkeit das anzugeben hatte ich in unserem so wahnsinnig übersichtlichen Buchungssystem tatsächlich übersehen. Aber ich bin ein unangenehmer Geselle bei solchen Dingen, ich erkenne die Umkehr, denn die ist für junge Menschen mittlerweile wohl normal geworden. Denn erstens kann es wohl kaum sein, dass bei Nachnamensgleichheit man nicht in der Lage ist, die zwei Adepten mit gleichlautendem Familiennamen auf maximal 3 aufeinanderfolgende Flights (Differenz 20 Minuten) zu verteilen. Zweitens ist es doch wohl so, dass es kein Hexenwerk ist, 72 Leute auf 22 aufeinanderfolgende Flights zu verteilen und dabei auf die Namen zu schauen. Also hatte der junge Mann, wie heutzutage immer mehr üblich, es umgekehrt. Er hatte es geschafft, seine eigenen Unzulänglichkeiten damit zu kaschieren, indem der die Schuld einem anderen zuweist. Damit rechtfertigt er sich vor sich selbst und schustert dem Anderen die Verantwortung zu. Ein immer häufiger zu beobachtendes Phänomen in unserer Gesellschaft, dessen Verbreitung mit abnehmenden Alter zuzunehmen scheint.

Ich halte diese um sich greifende Umkehrung für eine gefährliche Umformungstendenz. Meine Generation denkt so nicht. Wir stellen uns unseren Unzulänglichkeiten und versuchen sie zu beseitigen, nicht anderen Verantwortung zuzuweisen, die sie nicht haben.

Categories: 我的金瓶梅

admin

1 reply

  1. Hervorragend dargestellt! Die Umkehr der Schuldzuweisung ist tatsächlich ein trauriges Phänomen. Man muss sich wirklich anstrengen, Verantwortung zu übernehmen, anstatt immer anderen die Schuld zu geben. Das ist eine gefährliche Entwicklung.

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