Menu Home

Ein Haglund, ein Inhalator und wenn der Wahnsinn des Gesundheitssystems einen in denselben treibt

Ich bin ein Opfer. Zeitdiebe rauben mir aus der knappen mir verbliebenen Restlebenszeit kostbare Stunden. Das Ganze fing mit einem Haglund an. Also einer Haglund-Exostose am linken Fuß. Die des rechten Fußes (Genitiv) hat man mir 2012 in der Fußklinik in Wiesbaden operiert und seitdem ist alles gut. Links fing das Ganze vor etwa einem Jahr an. Der Haglund ist ein unangenehmer Geselle, er tut weh beim Laufen. Der Loslaufschmerz ist teils heftig, der „NachDemLaufenSchmerz“ allerdings manchmal auch. Also habe ich mir letzten Herbst einen Termin in der Fußklinik gemacht – für Januar, bitte nicht lachen. Der Onkel Doktor hat sich das dann genau besehen und geröntgt, mit dem Fazit: erstmal Pillen und Einlagen. Da das Ganze nicht so prickelnd war, habe ich dann einen Folgetermin gehabt, im Mai – gut gelaufen mit dem schlechten Laufen. Dann wieder Vorschläge wie irgendeine Schalltherapie, die meines Erachtens die Kassen zu Recht nicht zahlen, plus Medikament. Ich war aber durch und wollte die OP. Also habe ich einen Termin im Oktober, da machen die den Haglund hoffentlich genauso gut weg wie damals am rechten Fuß. Das Ganze geht dann einher mit dem Erwerb von Krücken, also sogenannten Unterarmgehstützen, und einem Plastikschuh der nach der OP angelegt wird. Dieser Schuh ist ein prächtiges Ding und läuft unter dem Begriff Gipsersatzschuh. 2012 machten die „Wiesbadenser“ daraus noch ein Superding, man hätte das selbst entwickelt usw. Jedenfalls hatte ich in dem Schuh Schmerzen wie die Sau, nach einer knappen Woche beförderte ich das Ding frustriert in die Ecke zum Schämen und oh Wunder danach ging es wahnsinnig schnell, dass ich wieder laufen konnte. Das Bonmot war damals noch, dass Frau Sp., eine der Arzthelferinnen meiner Hausärztin (sie sagte oft: „ei mei Bub“), meinte, sie ziehe unwahrscheinlich gern Fäden, aber die Dinger bekäme sie kaum los, ohne mir erheblich weh zu tun. Ich habe es überlebt, Frau Sp. und ich denke, diesmal ziehe ich die Fäden wieder selbst. Zurück zum Schuh. Ich bin also mit den zwei Rezepten in der Mittagspause, in der Nähe meines Arbeitsplatzes, zum regional überall nervenden Sanitätsmafiosi gegangen, um die Dinger einzulösen. Die Krücken konnte ich gleich mitnehmen. Den Schuh konnte man mir nicht geben oder besorgen, da man mit diesem Hersteller keinen Vertrag!!! hat. Na super – „Money (Zeit) for nothing“ von Jimmy Morrison fiel mir ein. Ein Anruf in der Fußklinik, wo ich denn diesen vermaledeiten Schuh herbekäme, war dann sehr aufschlussreich. Man könne mir nicht sagen welche Sanitätshäuser den Schuh vertrieben, aber das Sanitätshaus im Hause (ATOS- Klinik), die hätten den immer da. Toll, dachte ich, hätte man mir das am Tag der Nachuntersuchung im Mai gesagt, dann wäre ich da im ersten Stock mal vorbeigeschneit. Hätte, hätte…

Aber die Arie mit unserem Gesundheitssystem – hier speziell mit sogenannten Hilfsmittelverordnungen – ist noch nicht zu Ende. Der Schuh kommt zwar auf einem Rezept daher, ist aber ein Hilfsmittel und keine Arznei, oder „Arzenei“ wie meine Schwiegermutter immer sagte, sondern ein Hilfsmittel. Ein eben solches wollte ich gestern Abend in der Apotheke des Chinoncenters in Hofheim einlösen. Meine Frau Dr. Lunge hat mir ein Feuchtinhaliergerät verordnet. Sie meinte noch, ich solle also einen Pariboy nehmen, das sei das beste Gerät. Wenn meine Kasse den nicht zahle, dann solle ich halt die Differenz zu dem von der Kasse bezahlten Gerät zuzahlen. Also ich die Apotheke rein und ohne Ergebnis wieder raus, weil die nette Apothekerin mir sagte: „das ist ein Hilfsmittel, das können wir Ihnen nicht besorgen“. Also wieder Lebenszeit dahin für den Irrsinn des Systems. Ich fragte dann natürlich, wer das denn könne. Die Dame sagte mir dann welche Apotheke das vermutlich sein könne. Also habe ich vorhin in dieser besagten Apotheke angerufen und nachgefragt. Prinzipiell könne man das. Es stellte sich dann heraus, dass die Nummer mit der Verrechnung, Paribox zum Standardgerät, daraus hinausliefe, dass ich statt der 10 Euro Zuzahlung 129 Euro zahlen müsste. Das wäre natürlich völliger Schwachsinn, weil das Gerät im Netz schon für runde 90 Euro zu haben ist. Also sollte sie mir das Standardgerät bestellen. Soweit so gut. Da mir die ganze Chose aber nach wie vor komisch vorkam, habe ich dann mal los gegoogelt und siehe da, für 60 Euro bekommt man von einem renommierten deutschen Unternehmen einen kompakten Inhalator mit Akku. Das habe ich mir angesehen und dann die Apotheke nochmal angerufen und denen gesagt, stoppt das mit dem Gerät, ich kaufe eines mit Akku im Netz.

Das Ding mit dem Akku ist, ich hoffe, ich sammle damit gleich noch Pluspunkte bei meiner mir von unserem Multiversum anvertrauten Gattin. Die hasst alles was herumsteht, nur verstaubt oder hässlich ist, wie eben gerade solch ein Inhalationsgerät mit Netzbetrieb. Von der Hygiene mal gar nicht geredet. Ich jedenfalls habe Überlebensstrategien entwickelt, damit ich zu Hause nicht mit irgendwelchem Schmutz oder von mir meist selbst verursachten Krümeln aufgesaugt oder aufgewischt werde. Da kommt mir so ein kompaktes Ding, welches ich einfach in den Schrank stellen kann, womit es aus dem Blickfeld ist, ganz gut zu pass.

Humpen-fuer-den-Fuss

Bild 2 von 2

Categories: 我的金瓶梅

Tagged as:

admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert