Ich freue mich ja immer über meine eigene Dummheit, aber hier passt der Begriff Einfältigkeit deutlich besser. Ich war gestern auf einer Veranstaltung in Kelsterbach. Kelsterbach ist die Stadt, die es 2050 gerüchteweise wohl nicht mehr geben wird, denn bis dahin soll sich angeblich der Flughafen Frankfurt so weit ausgebreitet haben, dass die Stadt mehr oder minder verschwindet. Jedenfalls konnte ich bei dem Veranstalter auf dem Parkplatz parken und begab mich dann zur Eingangstür. Dort hatte der Veranstalter einen Zettel an der Tür angebracht, man solle klingeln und dann nach dem Summen der Tür an dem Knauf des elektronischen Schlosses drehen, um die Tür zu öffnen. Dieses elektronische Schloss ist mir bekannt, wir verwenden ein Gleiches an unserer Eingangstür zum Bürogebäude. Soweit alles klar, oder? Ich klingelte also und es summte kurz darauf. Nur beim Drehen des Knaufs passierte nichts, er drehte in leere. Also las ich weiter auf dem Hinweisschild, dass sollte die Tür nicht zu öffnen sein, man die angegebene Telefonnummer anrufen möchte. Gesagt, getan, nur ging am anderen Ende niemand ans Telefon – wie man so schön sagt. Also versuchte ich es nochmal mit klingeln und dem Knauf. Man kann es sich vorstellen, das Schloss drehte in Leere. Nun herrschte erstmal Ratlosigkeit. Der weitere Teilnehmer, welcher sich mittlerweile zu mir gesellt hatte, war genauso ratlos wie ich. Dann aber kam sie. Eine Dame – Kosmetikerin wie sich später herausstellte – mit entschlossenem Schritt. Natürlich las sie nichts, sah auf das Klingelbrett, klingelte und als die Tür summte zog sie am Griff. Und man glaubt es kaum, oder doch, Simsalabim die Tür ging auf. Der Ingenieur in mir lachte sein Alter Ego aus, ein mieses dreckiges Lachen erscholl. Ach wie schön kann Pragmatismus sein. Ich dachte an meinen meist sarkastisch angewandten Spruch, dass wer lesen kann klar im Vorteil ist. Nur in diesem Moment war auch klar, dass dieser Spruch ja nicht immer stimmen muss.
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