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Was Stuttgart, abgeschleppt werden und Auskennen mit Auskennen verbindet


Kennen Sie das? Sie kennen sich aus und verlaufen oder verirren sich trotzdem? Neulich fuhr ich mit meiner mir von unserem Multiversum anvertrauten Frau und Geliebten in Giessen in eine Radarfalle, obwohl wir wussten, dass staatlich legitimierte Wegelagerer in der Baustelle eine dieser Blitzersäulen aufgestellt hatten. Oder auf Geheiß aufstellen ließen, wer weiß. Der simple Grund war, dass wir reichlich diskutierten, wie wir den Horrorstau auf der A5 Richtung Frankfurt am besten umfahren könnten, wobei wir immer wieder auf den Navigationsbildschirm schauten, um die Gesamtlage zu prüfen. So jedenfalls rauschten wir in die Falle rein. Da ich die vorher geltenden 80 km/h einhielt, wird das Ticket wohl nicht zu schlimm ausfallen. Die 60 km/h Schilder hatten wir einfach verpasst. In Stuttgart habe ich mich mal ordentlich verlaufen. Natürlich ist das vor der Einführung von Smartphones passiert, in der guten alten schlechten Zeit also. Ich habe Abends in der Fußgängerzone noch einen Pullover gekauft und war und anschließend noch in einem Restaurant etwas essen. Dazu hatte ich mein Auto geparkt, war zur Fußgängerzone gelaufen und hatte zwecks Orientierung am Ende der Straße ein Gebäude mit einem großen Mercedesstern darauf registriert. Als ich zu meinem Auto zurücklief, sah ich den Stern, bog auf die sich leerende Einkaufsstraße ab und suchte meinen Abzweig zu Auto. Ich fand absolut nichts, das in meinem Gedächtnis etwas wie ein Déjà-vu aufkommen ließ, was mich in den Zustand heftiger Desorientierung versetzte. Etwas, das „Mann“ hasst wie die Pest. Nachdem ich meine Wut auf meine eigene Unzulänglichkeit ein wenig eindämmen konnte – mein Alter Ego half mit dabei – drehte ich einfach um und lief zurück. Dann nach einigem gehen entdeckte ich am Ende der Straße tatsächlich ein Gebäude mit Stern drauf und nach einigem weiterlaufen auch meine Abzweigung. Da hatten die Hühnerf… aus Stuttgart an beiden Enden einen Stern aufgehängt und mich damit geleimt.

Soweit so gut, alles nichts im Vergleich dazu, dass mich ein paar Jahre später die Stuttgarter abschleppen ließen. Ich hatte mein Auto in der Nähe der Einkaufsstraße geparkt und war etwas essen gegangen. Als ich zurückkam, war mein Wagen weg. Zum Glück stand auf dem Platz ein Polizeiwagen mit zwei Beamten drin. Dort ging ich hin und äußerte meinen Verdacht, die Karre sei geklaut worden. Die zwei lachten herzlich und fragten, wo ich denn geparkt hätte. Als ich es Ihnen sagte, da lachten sie noch mehr und meinten, der Wagen sei abgeschleppt worden, aber ich solle mich nicht grämen, denn das sei hier schon vielen passiert, weil die Ausschilderung doch ein wenig versteckt sei. Ein schwacher Trost angesichts der 226 Mark Abschleppgebühren plus Taxi zum Killesberg und Ticket fürs Falschparken.

In Leipzig ist mir ähnliches wie in Stuttgart passiert, auch dort lief ich lange in die falsche Richtung. Als ich es dann irgendwann checkte, war ich sauer auf mich, scholt mein Alter Ego ob unserer Dummheit und fand den Weg zum Hotel zurück wohl nur, weil ich mir dort einen Innenstadtplan eingesteckt hatte. So war das eben vor Google Maps und Co. Den Hammer aber habe ich mir am Frankfurter Flughafen geleistet. Ich bin in den 90er und 2010er Jahren dauernd geflogen, national und international. Fast jede Woche saß ich in irgendwelchen Flugzeugen und düste durch die Weltgeschichte. Und immer flog ich von Frankfurt los und kam dorthin wieder zurück. Ich habe Flughäfen gesehen, von denen man nicht annähme, es gäbe sie überhaupt Meine Favoriten sind bis heute Kalmar (KLR) in Schweden und Lyudao (GNI), Taiwan. Jedenfalls behaupte ich, dass ich den Frankfurter Flughafen kenne wie meine Westentasche; soviel zum ersten Auskennen. Nun begab es sich aber, dass ich eines Tages von Istanbul nach Lissabon musste. Das funktioniert nicht per Direktflug und die beste Option war von Istanbul nach Frankfurt und Umstieg nach Lissabon. Also machte ich das so. Als ich aus Istanbul in Frankfurt gelandet war, rief ich meinen Kollegen, der mit mir nach Lissabon musste an; ich sei pünktlich und fragte, wo er sei. Der saß in der Lounge im Terminal A und ich war in B angekommen. Nun gibt es einen Tunnel zwischen Terminal A und Terminal B. Den nutzte ich, um dort rüber zu laufen. Als ich dann im Terminal A ankam, verlor ich völlig die Orientierung, denn ich fand den Zugang zu den Abfluggates erstmal nicht. Ich musste mich auf einmal an Hinweisschildern orientieren, um den Zugang zu finden. Das war eine völlig neue Erfahrung, denn normalerweise brauchte ich keine Hinweisschilder, um meinen Weg zu finden. Als ich dann endlich meinen Kollegen in der Lounge traf und ihm erzählte, warum ich so lange gebraucht habe, haben wir herzlich über meine Dummheit gelacht. Es gibt also so etwas wie ein zweites Auskennen. Das ist das Auskennen, wenn alles schiefgeht, obwohl man sich ja angeblich auskennt

Categories: 我的金瓶梅

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