Eigentlich sträubt sich alles in mir mich mit dem Thema Rente zu beschäftigen. Also nicht mit der Vorsorge, sondern mit dem Gang in dieselbe. Vorsorge habe ich getroffen, zusammen mit meiner mir vom Multiversum anvertrauten Gattin, sollte das nicht zu ärmlich ausfallen, darum geht es nicht. Ich will nur möglichst noch nicht so schnell auf’s Altenteil, deshalb lese ich nichts zu dem Thema – eigentlich. Nur gestern, da hat es mich geritten. Ein Ganzseitenartikel in der FAS darüber, wie großzügig die deutsche Rentenversicherung in 2022 und 2023 ist. Da mir ein paar Monate bei der Rentenversicherung fehlen – erst Lehre, dann Abitur gefolgt von Zivildienst und Studium erzeugen ein schönes Durcheinander – überlege ich schon lange ob es sich nicht lohnen könnte denen ein paar Euronen zu überweisen. Deshalb trage ich halt den Gedanken mit mir herum, u. U. mal einen Rentenberater zu fragen. Bis jetzt war das immer nur Vorsatz ohne Aktivität. Also die deutsche Rentenversicherung ist nun so gnädig, dass man den Einzahlungsbetrag für einen Euro Rente pro Monat mehr absenkt. Toll dachte ich und las den Artikel quer. Nach etwa 7 Sekunden war ich dann an der entscheidenden Stelle, wenn man 211,63 (zu vorher 225,99 Euro) einzahlt, dann kann man einen Euro mehr Rente pro Monat bekommen. Das Ziel bei der ganzen Sache ist, dass Menschen ihren Abschlag, dafür das sie früher als vom gelobten Staat per Gesetz vorgegeben in den Ruhestand wechseln, minimieren können. Also, die Leute zahlen etwas ein und ihre Rente wird weniger gemindert. Na toll, dachte ich und fing an im Kopf eine paar Überschlagsrechnungen durchzuführen. Wenn ich also heute 211 Euronen einzahle und Faktoren wie Inflation und Zinsen einfach negiere, dann bekomme ich einen Euro pro Monat mehr Rente? Das sind sagenhafte 12 Euro – oder 3½ Latte Macchiato – im Jahr. Toll, denn 211 geteilt durch 12 sind so irgendwas bei 17 oder 18 herum. Also wenn ich mit 66 Jahren und 4 Monaten – das ist die derzeitige Ansage unseres geliebten Vaterlandes für mich – in Rente gehe und dann 17 Jahre brauche, um die 211 Euro wieder in die Kasse zu kriegen, dann muss meine Lebenserwartung so kurz vor 84 Jahren liegen. Unwahrscheinlich ist das schon irgendwie. Für 1960 geborene liegt die durchschnittliche Lebenserwartung knapp unter 70 Jahren. 20 % aller Menschen in Deutschland sterben im Alter von 80 bis 85 Jahren. Addiert man zu dem Wert noch die knapp 38 %, welche schon im Alter zwischen 55 und 80 Jahren verstorben sind, dann kommt man auf fast 60 %, die dagegen sprechen 85 Jahre alt zu werden. Sch… gelaufen, könnte man sagen, außer man arbeitet bei der deutschen Rentenversicherung. Was für eine bescheuerte Wette ist das? Und hat die Journalistin, welche den Artikel verzapft hat, auch mal gerechnet? Oder hat sie nur, wie das Ja heutzutage in Mode ist, einfach wie Annalena und Robert als diplomierter Nachplapperer es runtergeschrieben. Oder fand er gar die Zahl 211,63 so sexy?
You pay for this, but they give you that
And once you’re gone, you can’t come back.
Neil Young, Hey Hey, My My
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