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Deutsche Küche, Fleisch am Stück und ein elektronischer Messschieber

Im Jahr 2008 habe ich einen ehemaligen Mitarbeiter – Maschinenbauingenieur – eingestellt und bis zu seiner Rente 2010 für die Konstruktion von Lithium-Ionen-Batterien beschäftigt. Dieser feine Mensch hat mir nicht nur aus einem Urlaub in Österreich das Buch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler mitgebracht und es mir geschenkt, er hat mir auch als er in Rente ging einen elektronischen Messschieber – von mir liebevoll immer noch Schieblehre genannt – geschenkt. Diesen Messschieber habe ich am letzten Freitagabend aus meinem Schreibtisch gefischt und damit am Samstag den Rohrdurchmesser von einem Golftrolley zu messen. Das Ganze sollte dazu dienen, für den neuen Elektrotrolley meiner mir von unserem Multiversum anvertrauten Gattin einen passenden Getränkehalter zu kaufen, denn der von mir Bestellte passte schlicht nicht. Da bewirbt ein Golfhändler im Netz den Getränkehalter für einen Galaxy Titantrolley ohne es je getestet zu haben. Die anderen Fabrikate – so ergab die Messung – haben einen Rohraußendurchmesser von 32 mm, der meiner Frau nur 28 mm. Interessant ist aber auch, dass der Galaxy Trolley nicht nur lediglich etwas mehr als ein Drittel dessen kostet, was für die Marktführer aufgerufen wird, Nein, er ist auch noch wesentlich genialer konstruiert. Als ich das Ding vor Weihnachten – es sollte Ja ein Geschenk sein – in der Firma zusammenbaute konnte ich vor Bewunderung kaum an mich halten, hatte doch der Konstrukteur oder die Konstrukteurin – wer weiß – wirklich genial gewirkt. Das Vorderrohr lässt sich drehen, so dass das Vorderrad flach liegt. Der hintere Doppelbügel lässt sich einklappen bzw. sehr einfach abziehen um in der Tasche verstaubar zu sein. Der untere Aufnahmebügel für das Golfbag muss nicht heraus- bzw. eingeschraubt werden, er lässt sich hochziehen und um 90 Grad drehen, so dass für die Taschenverstauung das vordere Rohr flach liegt. Ferner ist das Mittelgelenk des hinteren Doppelbügels so ineinander verzahnt, das die Höheneinstellung des Griffteils eingestellt werden kann, ohne das sich die Einstellung des oberen Aufnahmebügels für das Golfbag ändert. Auch die Befestigung der Batterie zeugt von Kreativität und Umsetzungsstärke. Alles in Allem, genial! Da zieh ich nun also den Messschieber abends um 22:30 h aus dem Schreibtisch um ihn vor die Rechnertastatur zu legen, damit ich ihn am Morger nicht vergesse. Dann denke ich; „schalte das Ding ein und checke die Batterie“. Und? Was soll ich sagen? Genau, leer – wie sollte es auch anders sein Herr Murphy? Aber der dumme Ingenieur hat Ja nicht nur einen elektronischen Messschieber im Schreibtisch, sondern auch eine LR 44 Knopfzelle. Nur ohne Brille, mit ein paar Wein intus, findet er ohne ausgiebiges Gefluche nicht heraus, wie das Batteriefach aufgeht. Dazu muss er erst Licht schaffen und die Lesebrille suchen, so dass am Ende der Herr Murphy doch noch mit einem Teilsieg vom Platz huscht.

Nun trägt der oben genannte Mitarbeiter nicht nur die Verantwortung für die Niederlage mit der Batterie, er ist auch ursächlich mitverantwortlich, dass ich meine Meinung zur deutschen Küche maßgeblich verändert habe. Nach einer längeren Chinareise waren wir in Deutschland unterwegs und ich fragte ihn des Abends, was er denn zum Abendessen restauranttechnisch gerne machen würde. Daraufhin antwortete er: „das ist mir eigentlich völlig egal, Hauptsache das Fleisch ist am Stück!“ Das sagt viel über asiatische Küche aus. Als frankophiler und rudimentär auch frankophoner Mensch habe ich lange auf die französische Küche geschaut. Meine Liebe zu Italien habe ich erst spät entdeckt – soviel zum Thema, man kann seine Meinung auch ändern. Die italienische Küche ist mir heute näher als die französische und als die asiatische ohnehin. Zwar ist die asiatische Küche sehr aromenreich, allerdings ist sie über die doch recht standardisierten  Geschmackskompositionen hinweggesehen auch eintönig. Ich weiß das ich mir hier jetzt den Zorn der Allgemeinheit zuziehe, aber bitte wirklich mal darauf achten, wie oft eine bestimmte Geschmacksrichtung in den asiatischen Küchen immer wieder nur auf verschiedene Gemüse- Fisch- oder Fleischsorten angewandt wird. Exkludiert möchte ich hier allerdings die für europäische Gaumen fremd wirkenden Lebensmittel wissen. Wenn ich mir überlege was ich in meinem Leben alles in China zu mir nehmen musste, dreht sich mir heute noch der Magen um. Das reicht von der vermaledeiten Seegurke über die Hoden einer Seeschlange bis hin zum Eselsmagen. Dazu kommen noch Flüssigkeiten wie Schlangenblut und Schlangengalle. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Ich habe mal mit meiner Frau in Hongkong in einem eher gehobenen Restaurant Dinge gegessen welche ich selbst bestellt hatte. Eine Speise hatte einen etwas seltsamen Geschmack und wir rätselten was das sein könnte, fanden es aber nicht heraus. Ich probierte immer wieder bis sie mich fragte: „ das schmeckt Dir nicht, aber Du isst immer weiter“!
„Ja“, sagte ich, „ich versuche herauszufinden was das ist“, was wiederum viel über meine Beklopptheit preisgibt.
Ein Jahr darauf haben wir von Shanghai einen Ausfug zu einer alten Wasserstadt gemacht und plötzlich war da exakt der Duft jener Speise aus Hongkong in der Luft. Dann sahen wir uns um und and der Ecke eines Hauses hockte eine Frau vor einem Wok auf einem Gaskocher. Im Wok bruzzelte ein Stück Pansen.  Nun ist meine Frau diejenige welche Pansen in ihrer Jugend gegessen hat, nicht ich. Trotzdem roch das völlig anders sagt sie. Ich vermute, dass der Pansen nicht gewässert ins heiße Fett gewandert war und daher so extrem roch bzw. in Hongkong schmeckte.

Kurzum und abschließend, je älter ich werde, umso mehr schätze ich die Vielfalt der deutschen Küche(n) und ihre so mannigfaltigen Zubereitungen.

Categories: 我的金瓶梅

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