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Die Sache mit den Falten

Geht im Grunde auf meine kindliche-jugendliche Naivität zurück. Es geht auch um eigenständiges Denken, Marketing und den guten alten Glauben. Als Kind bzw. im Übergang zum Jugendlichen, so mit ca. 12 Jahren kam ich zum ersten Mal in Berührung mit der katholischen Kirche, in Bayern – ausgerechnet dort. Ich war zu Besuch bei meiner Tante Käthe, ihrem Mann Gustl und meiner Cousine Caro. Sonntags ging man in die Kirche, mich schleppte man mit. Ich weiß gar nicht ob der Pope vorne im Bus überhaupt wusste, dass da ein Feind – ein angehender Protestant – in seinem Kirchenschiff einschlug, ob man sich nicht gar heimlich schon im Voraus entschuldigt hatte? Egal man nahm mich mit, ich gehörte sozusagen zur Familie. Ich kann mich schwach erinnern, dass Hochwürden in all dem Geschwafel, dem ich zu folgen suchte, irgendwann etwas von der Dreifaltigkeit erzählte. Ich Begriff nichts, ich war zwölf. Allerdings fing ich an darüber nachzudenken, was der wohl meinen könnte. Das erste was mit dann in den Sinn kam, waren die Falten von Marias Rock. Schließlich hängt oder steht in jeder katholischen Kirche irgendwo so eine Maria herum, und die trägt Rock, und der hat Falten. Nur eben leider meist mehr als drei. Das konnte es also nicht sein. Egal, irgendwie habe ich das Grübeln dann aufgeben und die Sache vertagt.

Womit wir nun beim eigenständigen Denken angekommen sind. Vertagt, nicht aufgegeben. Das ist der kleine, feine, aber entscheidende Unterschied. So ab zwölf oder dreizehn hat das eigenständige Denken wohl eingesetzt und ab da wurde vertagt, nicht mehr aufgegeben und nicht mehr alles unhinterfragt geglaubt! Als ich später dann in meinen berüchtigten Konfirmationsunterricht bei Pastor Krumnow ging, da kam die Sache wieder hoch. Wir bekamen diesen dämlichen Katechismus, ohne dass wir einen Hinweis darauf bekamen, was ein Katechismus eigentlich ist – nämlich ein „Handbuch zur Unterweisung (Unterrichtung) in den Grundfragen des christlichen Glaubens“. Übrigens fügte Luther beim großen Katechismus zur „Unterrichtung“ noch hinzu: „für Kinder und Einfältige“. Da stand dann im (apostolischen) Glaubensbekenntnis drin, dass ich nicht nur an Gott Glauben muss, nee so einfach ist die Sache nicht, sondern ich muss auch noch an Jesus Glauben und damit nicht genug noch, dass er Gottes Sohn ist und seine Mutter – besagte Maria – ganz bestimmt noch Jungfrau bei seiner Geburt war. Und dann noch an den heiligen Geist, der dann wohl Gottes Geist sein soll, womit dann bei Gott eigentlich Person und Geist getrennt zu sehen wären – klingt ehr nach psychischen Problemen. Das dies nun die gesuchte Dreifaltigkeit (des Christentums) ist, teilte man uns aber nicht mit – oder ich habe nicht richtig zugehört damals. Nachdem wir das eigenständige Denken schon durchhaben, sind wir nun im Marketing angelangt. Ich bin Naturwissenschaftler durch und durch und die Story von der Jungfrau ist der genialste, dreistete und effektivste Marketing-Gag aller Zeiten, die Story toppt keiner mehr. Das Problem für mich mit dem Glaubensbekenntnis war, das mein sich bildender eigenständiger, unheiliger Geist mir sagte, dass die ganze Story doch eher für Geisteskranke als für mich taugte. Nun zu Jesus, beschäftigt man sich mit der seriösen – nicht religiösen Forschung – zur Person, entpuppt er sich doch recht deutlich als dahergelaufener Orientale, welcher ein absolut verbohrter und erzkonservativer Jude war, der das Volk mit radikalreligiösen Ansprüchen gegen die Obrigkeit aufgewiegelt hat und dafür dann am Kreuz endete. Wenn ich für Jesus heute ein Pendant suchen sollte, dann könnte man es wohl am ehesten wagen, ihn mit den heutigen Linksautonomen zu vergleichen. Somit ist wohl auch klar, dass der Religionsunterricht bei mir nicht dazu geführt hat, religiös zu werden. Im Gegenteil hat er mir geholfen mich auf mein eigenes Hirn zu verlassen, nicht jeden Blödsinn einfach hinzunehmen und ansonsten zu akzeptieren, dass unser Mulitversum munter vor sich hin würfelt.

Categories: 我的金瓶梅

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