Menu Home

Ehe oder die Reise zur „Terra Incognita“

Die Idee zu diesem Kapitel ist mir gekommen, als ein junger Spanier mir stolz erzählte, dass er im darauf folgenden Monat heiratet. Der gut Jose Luis war ganz stolz. Und was machte ich Unmensch? Klar ich machte ihm spaßhaft Angst. Ich machte ihm nämlich klar, dass wenn wer heiratet bedeutet das:
Mann und/oder Frau (darf natürlich auch Frau/Frau oder Mann/Mann sein) begeben sich in einem stinkenden, dreckigen Hafen auf die Suche nach einem Schiff. Dort erwirbt man dann ein mehr oder minder brauchbares Schiff. Meist erwirbt man eine uralte Rostlaube, ein morsches Teil, einen sogenannten Seelenverkäufer, weil man meist jung ist und keine Kohle hat; es sei denn man ist von Beruf Sohn oder Tochter. Oh weh, schon wieder drei potentielle Leser verloren. Also dieses Schiff besteigt man dann zu zweit und hat schlechte Ausrüstung an Bord, die Vorräte sind begrenzt und man/frau weiß eigentlich nicht so recht ob der Kahn nicht schon innerhalb der Dreimeilenzone auseinanderfällt.

Nun, mal vorausgesetzt der Kahn hält, was dann? Ja dann wird es spannend, weil niemand weiß wohin die Reise geht. Natürlich haben beide Partner auch schon andere Schiffe gesehen, und natürlich auch deren Besatzungen. Manche Schiffe sind eben halt auf Riffe gelaufen und andere einfach abgesoffen, mit Mann und Maus. Es gibt Geisterschiffe, da fährt das Schiff zwar noch immer weiter, die Besatzungen haben sich aber entweder gegenseitig umgebracht oder haben den kollektiven Suizid gewählt. Singleschiffe gibt es außergewöhnlich viele heute. Viele Paare wissen aber auch, dass es Schiffe und Besatzungen gibt, die schon seit Jahrzehnten fahren, nur warum und wieso scheint niemand zu wissen.

Unsere beiden fahren also los. Den Wissensstand, den sie dabei hinter sich lassen, ist ungefähr der jener Menschen, die glaubten die Erde sei eine Scheibe. Die beiden haben aber eine Ahnung, dass die Erde wohl doch eher eine Kugel ist und fahren also los. Wenn die beiden sich auf einen Kurs geeinigt haben, dann könnte der erste Teil der Reise gutgehen. Da ist aber noch das Meer, das Leben so zu sagen. Und dieses Meer ist unberechenbar. Man kann also nie so genau wissen welche Überraschungen noch kommen, welche kleinen Gemeinheiten das Meer noch so bereithält. Die Reise kann man nur überstehen, wenn man einig immer die verfluchten Segel zusammen wieder zusammenflickt, welche die unangenehme Angewohnheit haben, dauernd zu reißen. Frau muss ständig darauf achten, dass der Kahn den man unter dem Hintern hat nicht absäuft, weil durch jedes Loch und jede nur erdenkliche Ritze Wasser versucht das Sinken des Seelenverkäufers zu beschleunigen. Ob der Proviant reicht, bis er wieder ergänzt werden kann, weiß ohnehin niemand. Auch zu beachten ist beim Proviant die entsprechende Vielfalt; der Skorbut kommt, glauben Sie mir.

Also muss man die sogenannten schlechten Zeiten nutzen um zusammen zu wachsen, nur dann hat der Kahn und die Mannschaft/Frauschaft eine halbwegs reelle Chance. Heute weiß ich woher der dumme Spruch kommt: „drum prüfe wer sich ewig…“ Als ich geheiratet habe, wusste ich es nicht. Wer heiratet, der kapiert den Spruch auch nicht. Erst wenn sie/er älter wird, dann dämmert jenen, was die alten wohl gemeint haben. Trotz alledem habe ich meinem Jose Luis am Ende gesagt, es ist besser Segel zu flicken, besser dauernd neben den Lenzpumpen zu schlafen, als allein auf ewig in irgendeinem dreckigen, stinkenden Hafen vor sich hin zu faulen.

Categories: 我的金瓶梅

Tagged as:

admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert