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Eis in Berlin und warum ich den Flughafen Tegel nicht vergessen werde

Tegel ist dicht. Letzte Maschine war eine vom „Eierfranz“ (Air France). Tegel war klein, hässlich und doof, weil sehr eng, für die Passagiere, aber praktisch gelegen. Nur 20 Minuten bis zur Innenstadt – West meine ich, ich bin Wessi, im Berliner Osten habe ich mich immer komisch gefühlt. Nun ist er dicht und die Berliner haben das woran kein halbwegs vernünftiger Mensch mehr glauben mochte, ihren BER. Der liegt nun gute 27 Kilometer vom Zentrum (West) entfernt und angeblich schafft ein Auto die Strecke in 30 Minuten – da ist es wohl Nacht und der Fahrer trägt eine Strumpfmaske. Jedenfalls handelt es sich bei den 27 Kilometern, verglichen mit den 39 Kilometern vom Flughafen München bis zum Stachus, fast um Peanuts. Alles Loser im Vergleich zu unseren Frankfurter (Main) Verhältnissen. Ich fahre von Bad Soden a. Ts. in 20 Minuten bis ins Parkhaus 4 am Airport – fuhr besser gesagt, denn Corona grüßt allenthalben. Trotz alledem wird mir der Flughafen Tegel für immer – keine Angst, so lange ist das nicht mehr – im Gedächtnis bleiben.

Ende der neunziger Jahre war ich in Berlin und besuchte mit einem unserer Verkäufer über einige Tage hinweg einige Kunden in Berlin und Umland. Wie das häufig so ist bei Dienstreisen, tritt man den Rückweg am Freitag an. Wir waren am Freitagmittag so gegen 14:00 h beim Kunden herausgekommen und mein Kollege wollte mich am Flughafen rauschmeißen und dann nach Hannover zurückfahren. Soweit der Plan, auf der A111 endete dieser Plan jedoch, weil es regnete und der Regen auf dem gefrorenen Boden zu einer spiegelglatten Fläche gefror. Auf der Rampe zum Flughafen hatte sich auch noch ein Bus quergestellt und blockierte die Zufahrt. Wir standen da also vor der Ausfahrt und es ging nichts mehr voran. Irgendwann sagte ich zu meinem Kollegen, „ich steige aus und laufe, Du fährst weiter gen Hannover“. Ich sammelte also meinen Rollkoffer und meine Aktentasche ein und machte mich auf den Weg. Erstmal über die spiegelglatte Fahrbahn an den Fahrbahnrad, dort lief man etwas sicherer. Dann die Rampe hoch am Bus vorbei und an der anderen Seite zur großen Verkehrsinsel mit den Infotafeln für An- und Abflug. Auf dem Weg dorthin lief neben mir ein waschechter Berliner, der in sein Telefon krakeelte: „det globste mir sowieso nich wah, ick loof hier mitten uff de Autobahn, hier jeht nüscht mehr.“ Sollte sich ein Berliner finden der det liest wah, denn kann er mir gerne als Kommentar hinterlassen wie man det uff Berlinerisch schreibt. Wenn die Sache nicht bitterernst gewesen wäre und das Wochenende mit Frau und Kind auf dem Spiel gestanden hätte, hätte ich vermutlich noch lauter und länger gelacht als ich es tat. Von der Verkehrsinsel kämpfte ich mich durch den Tunnel durch, um dann auf der anderen Seite ins große Rätsel zu laufen. Flughäfen, das wurde mir schlagartig klar, sind gebaut um sie per Bahn oder mit dem Auto zu erreichen. An Fußgänger oder gar Radfahrer hat dabei kein Mensch gedacht. Vor mir ein großer Parkplatz, dahinter der Schatten des tegelschen Hexagons, und meine Rettung in Gestalt einen jungen Mannes, den ich fragte wie ich denn wohl zu Fuß da oben hinauf käme. Der junge Mann wandte sich um und fing an zu überlegen. Dann sagte er sinngemäß: „gehen Sie über den Parkplatz in die linke hintere Ecke da gibt es irgendwo eine Treppe. Die Umstehenden genauso ratlosen Leidgenossen waren skeptisch und fingen an zu diskutieren, ich aber hielt mich an den Witz mit den Fröschen die einen Turm besteigen sollen und machte mich auf die Socken. Ich irrte so ziemlich immer in die angegebene Richtung und fand dann tatsächlich in der äußersten Ecke der Parkplatzrotonde eine Treppe die nach oben führte. Dort traf ich Menschen die mir sagten wie ich ins Gebäude komme. Der Flug hatte dann zwar noch mehr als eine Stunde Verspätung, aber ich erreichte mein geliebtes Frankfurt und wir hatten ein schönes Wochenende. So ist das mit den Erinnerungen, aber wer kann schon von sich sagen schon einmal zu Fuß zum Flughafen gelaufen zu sein.

Der Witz von den Fröschen für all jene die nicht zu den ewigen Zweiflern und Zauderern gehören!

Categories: 我的金瓶梅

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