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Geburt mit Licht

Wenn Sie es ausgehalten haben sollten, alle vorangegangenen Kapitel zu lesen, dann hab ich noch etwas für Sie, nämlich die „Geburt mit Licht“. Dass ich ein stark gestörtes Verhältnis zu Sozialpädagogen habe, sollte ja längst klar sein. Wenn die bei uns an der Fachhochschule immer alles besser wussten, völlig gestresst waren, von den drei Vorlesungen pro Woche die sie besuchen mussten, und uns dann auch noch vorhielten, dass wir doch völlig bescheuert seien, Ingenieure werden zu wollen – obwohl heute würde ich ihnen vielleicht manchmal recht geben, dann war ich immer ziemlich stinkig auf die faulen Säcke und Säckinnen.

Als meine Frau endlich schwanger wurde, wir hatten wirklich über ein Jahr geübt, und das oft und heftig, standen für mich ein paar Dinge felsenfest.

  1. würde ich um nichts in der Welt die Geburt verpassen
  2. würde ich immer mit zur Schwangerschaftsgymnastik gehen
  3. würde ich immer mit zum Geburtshilfekursus gehen

Die Nummern 1. und 3. Habe ich völlig erreicht, bei Nummer 2. bin ich leider völlig gescheitert. Die Kursleiterin war gelinde gesagt total bescheuert. Total frauenfixiert, nach dem Motto: „Männer sind Schweine“ und zwar grundsätzlich, ging sie mir von Mal zu Mal mehr auf den Keks. Das Ganze war bei ihr eine unglaublich bierernste Sache. In dem Kurs war ein Scherz verboten, Spaß dabei zu haben verpönt und darüber hinaus hatte man als Mann immer das Gefühl, man müsste Grunzen und sich im Dreck suhlen. Mir war das ganze schon lange zu blöde. Als die Kuh anfing über den Beckenboden zu philosophieren, nahm ich all meine anarchische Veranlagung zusammen und fragte:

„hab‘ ich das eigentlich auch, so einen Beckenboden?“

An sich ist das nur lustig, wenn man sich dabei vorstellt, dass da etwa 6-8 Pärchen auf Gummimatten auf dem Fußboden liegen und versuchen, durch etwa den Vorgang den Mann/Frau beim kacken auch benutzen, ein Kind zu gebären. Zu meiner Überraschung lachten nur die Männer des Kurses. Die Frauen grinsten nur ein wenig verschämt. Die Kursleiterin hingegen versuchte mich mit ihren Blicken zu töten, aber natürlich ohne Erfolg. Danach bat ich meine Frau nicht mehr zu dieser blöden Zicke mit zu müssen. Meine geliebte Frau verstand mich und erließ mir die letzten drei oder vier Male.

Das ist aber nicht jenes was ich eigentlich berichten wollte. Die Hauptnummer lief in der Cafeteria der Fachhochschule ab. Wir saßen an einem Tisch in derselben und tranken Kaffee. Ein Kommilitone und ich, sowie eine Freundin meiner Frau die Wirtschaft studierte. Mit am Tisch saß ein „Goge“ mit Vollbart, der Pfeife rauchte und zu allem Überfluss noch Sprecher der christlichen Studentenvereinigung war – Vorzeigekommunist der CDU, also ein Mensch eher positioniert bei Franz-Josef Strauss, denn als bei Heiner Geißler – und eine Kommilitonin von ihm; „Gogin“ also. Der Typ hatte mir sowieso immer gefehlt zu meinem Glück, aber seine Kommilitonin war noch um einiges besser als er. Maike, die Freundin meiner Frau fragte mich wie es Anna gehe und ob für die Geburt in circa drei Wochen alles klar sei. Ich sagte,

„klar, alles bereit, wir haben uns sogar den Kreisssaal neulich mal angeschaut“.

Nach einigem weiterem Gelaber fragte mich dann die „Gogin“,

„ist die Geburt auch mit Musik?“

Ich war so perplex, ich nahm die Frage irgendwie nicht ernst, fühlte mich sogar ein wenig verarscht, also schlug ich zurück und sagte,

„nee, mit Musik nicht, aber mit Licht!“

Maike, die arme, war die einzige die sofort raffte was los war und wieherte los. Als ich Begriff, welches wunderbare Missverständnis mir geholfen hatte der blöden Sozialpädagogin eine auszuwischen, habe ich mich auch köstlich amüsiert und auch meine Frau hat später noch, nachdem Maike es ihr erzählt hat, fürstlich gelacht.

Damit ich nicht nur negativ erscheine, muss ich zum Abschluss noch etwas positives anfügen. Der Kurs für die Geburtsvorbereitung, den wir besuchten, wurde von einer Hebamme geleitet und war absolute Spitzenklasse. Das hat richtig Spaß gemacht, von der Frau zu lernen. Und wir lernten eine Menge, über Säuglinge, über einfache Methoden mit Fieber und anderen Kleinigkeiten umzugehen. Vor allem aber lehrte Frau Datter uns, nie den Kopf zu verlieren und den eigenen Verstand mit gesundem Selbstvertrauen gepaart zu benutzen, und das ist unserem Sohn sehr zu Gute gekommen. Diese Frau war eine Seele von Mensch, immer gut drauf, machte auch ab und an mal einen Scherz und zu guter Letzt war sie unglaublich erfahren und konnte das wesentliche vermitteln; kurz, eine gute Lehrerin. Zu so einem Kurs kann ich nur raten, wenn man nicht unbedingt eine erfahrene Oma eine Tür weiter hat.

Die Geburt an sich war anstrengend aber schön. Das einzige was ich der Gymnastikzicke hier noch sagen will, ist das meine Frau natürlich falsch gepresst hat, und zwar weil die Zicke nichts vermitteln konnte. Hätte ich mit meiner Frau einen Kurs gemacht, wie man, wenn man mal „Groß“ muss, am besten drückt, dann hätte meine geliebte Anna nach der Geburt auch nicht ausgesehen wie ein Streusselkuchen.

Categories: 我的金瓶梅

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