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Klosterfrau Melissengeist

Eigentlich geht es in dieser Geschichte um meine geliebte Oma und darum wie blöd der Mensch – ich selbst in diesem Fall – sein kann, bzw. wie lange es dauern kann, Erkenntnis zu erlangen. Als ich ein kleiner Junge war, meine mir vom Multiversum anvertraute Gattin würde fragen: „warum warst“, gab meine Oma mir, wenn es mir mal schlecht ging, auf einem Teelöffel, ein mit Klosterfrau Melissengeist getränkten Zuckerwürfel. Danach rieb sie mir immer kreisend über den Bauch. Und was soll ich sagen, meine Beschwerden waren weg. Natürlich hat mir meine Mutter, wenn ich über Bauchweh klagte, auch immer über den Bauch gerieben. Nur bei ihr gingen die Beschwerden meist nicht fort. Ich erinnere noch recht gut, dass die Flasche mit der guten Frau drauf immer auf dem Küchenschrank thronte und für alles Mögliche bereit stand. Irgendwann, unser Sohn war längst ein kleiner Junge, geriet eine solch besagte Flasche Klosterfrau Melissengeist in meine Hände. Irgendwie hatte ich wohl nichts Wichtigeres zu tun und so frönte ich meiner Vollmeise, nämlich zu lesen. Ich lese dann einfach alles, ich muss immer lesen (so habe ich mir auch das kyrillische Alphabet halbwegs draufgeschafft), ich lese dann auch einfach nur Inhaltsangaben, oder anderen Blödsinn. Auch die berüchtigten Beipackzettel sind nicht vor meiner Lesewut gefeit. Jedenfalls las ich, was hinten auf der Flasche steht. Und da stand, dass die Brühe 79 % Ethanolgehalt hat. Das ist besäufnistechnisch gesehen ziemlich dicht an Strohrum dran. Und der ist voll heftig, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Da wird man nicht irgendwie langsam voll. Da passiert erstmal nichts, dann kommt der Hammer und man fällt um – unter Umständen sogar physisch.

Nachdem ich das gelesen hatte, wusste ich warum mir bei meiner Oma immer geholfen wurde. Meine Frau Mutter war gegen ihre Schwiegermutter so gesehen machtlos. Ich habe damals sehr, sehr laut gelacht und musste dann meiner Gattin und den Umstehenden den Erheiterungsgrund erläutern. Die meisten haben auch gelacht. Einige haben aber über meine Großmutter, ob deren Verantwortungslosigkeit dem Kind „Schnappes“ zu geben, den Kopf geschüttelt. Ich liebe meine Großmutter heute noch, auch wenn ich sie nur sieben Jahre hatte. Ich nehme ihr da auch gar nichts übel. Meine Oma war keine gebildete Frau, keine Ahnung ob ihr überhaupt bewusst war, was das für ein Alkoholhammer ist. Fakt ist, es half mir logischerweise. Ich bin immer noch nicht zum Alkoholiker mutiert, es geht mir gut, nur hätte ich heute nicht den Mut meinem eigenen Enkel so etwas zu geben. So toleranzdiktiert bin ich schon, trotz meiner antigrünen Toleranzdiktaturverweigerung.

Eines allerdings noch. Die Macher des Klostergeistes sind gute „Marketingler“ und „Verbergensgaukler“. Auf der ganzen Website findet man eigentlich nur Argumente warum Alkohol nicht so schlimm ist, selbst in der Grapefruit ist Alkohol, und so. Das der Geist aber auch ein wahrer Geist, mit fast 80 % Alkoholgehalt ist, dass findet man wohl nur im kleingedruckten, ich jedenfalls suche immer noch danach. Nur soll man den „Klosterfraumachern“ ihre Cleverness verübeln? In dem linksgrünen Vernebelungsumfeld in dem der Alkohol die schlimmste Droge ist, das man langfristig sogar Wein verbieten will, können die anders wohl kaum überleben. „By the way“, ich dachte schon immer, dass wenn das Weinverbot kommt, ich die Lebensrestmenge – wie bei den Strohhalmen – für meine Gattin und mich anschaffe, wusste nur nie wohin mit dem Tank. Da ich hoffe, dass das Verbot noch eine Weile aufzuhalten ist und wir gleichzeitig eine abnehmende  Restlebenszeit haben, wird der benötigte Tank immer kleiner. Liebe Grüne, bemüht Euch nicht. Das könnt ihr nicht nachvollziehen, dazu braucht es Mathematik. Da das ein MINT-Fach ist, studiert einfach weiter Sozialpädagogik.

Categories: 我的金瓶梅

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