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Mechanik I

Als Ingenieurstudent hatte ich selbstverständlich Mechanik I und II zu erledigen, sprich mit einer Prüfung abzuschließen. Die Prüfung habe ich mit einer wunderbar geformten „4“ auch abgeledert. Die offene Frage ist allerdings was das alles genutzt hat. Bis heute gebe ich unumwunden zu, dass ich zwar keine volle Niete in Mechanik bin, aber auch sicher keine große Leuchte. Mir selbst und meiner armen Frau habe ich das natürlich neulich noch mal beweisen müssen. Ich habe meiner Frau im Internet, bei „ebay“, ein Auto ersteigert. Billig versteht sich, da für mich 99 Pfennige für ein Auto schon immer 99 Pfennige zu viel waren. Seit der Einführung des Euros hat sich dieser Betrag verdoppelt, so dass es mir noch schwerer fällt, Geld für einen Gegenstand auszugeben der nur zwei Sinnzwecke hat, nämlich erstens zu fahren und zweitens zu vergammeln. Also habe ich ganze 885 € für einen Suzuki-Jeep ausgegeben. Der einzige Haken bei dem Auto war, dass der Auspuff geschweißt werden müsste – so stand das im Angebot. Da Männer ja bekanntlich Schweine sind, sagte ich mir – frei nach Werner: „goil Du, da komme ich endlich zu meinem Autogenschweißgerät“! Aber nix da, der Verkäufer – ein netter Mensch – hatte sich so geschämt wegen dem schweißen, dass er statt dessen einen neuen Auspufftopf in das Auto hineingelegt hatte. Also musste ich nur den alten Topf ausbauen und den neuen einbauen. Das tat ich auch, allerdings am heiligen Sonntag, an dem bekanntlich alle Baumärkte in unserer Republik geschlossen sind. Da man einen Auspuff meist nur dann abbauen kann, wenn man die beiden Schrauben an der Schelle durchsägt, sägte ich diese dann auch einfach ab. Kein Problem soweit, allerdings muss dann natürlich auch neue Schrauben haben. Hatte ich logischerweise. Allerdings waren die 8 mm-Schrauben die ich hatte etwas kurz, nicht zu kurz, einfach ein wenig kurz. Statt lange fummeln zu müssen oder gar noch den Auspufftopf beiziehen zu müssen, entschied ich mich für die Lösung der Faulen und nahm einfach 6 mm-Schrauben. Der festen Meinung, dass die tumben Maschinenbauer das überdimensioniert hätten, haute ich also meine Schrauben da rein und zog sie fest.

Nach drei Wochen, ich war gerade auf dem Nachhauseweg, rief mich meine Frau im Auto an und sagte; „ das Auto ist ganz plötzlich lauter geworden, heute“. Ich brummte nur, „don’t worry“, ich weiß was das ist.“ Mir war natürlich klar, dass die Maschinenbauer von Suzuki nur extra früh aufgestanden waren, um mir meine Unfähigkeit für Festigkeitsberechnungen, und meine persönliche Abneigung dafür, vor Augen zu führen. Zuhause angekommen, zog ich mich um und warf mich unter die Kiste – herrlich, der Wagen ist so hoch, dass man einfach keinen Wagenheber braucht; nie wieder was anderes. Natürlich hatte ich die notwendigen Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben (ja liebe Maschinenbauer, wenn schon denn schon) mitgenommen. Da die Originalschrauben beide abgerissen waren, mußte ich auch nichts lösen. Die erste Schraube – logischerweise die vordere, hatte ich in null komma nix drin. Bei der zweiten wollte die Mutter nicht das Gewinde fassen und fiel mir herunter. Natürlich habe ich die Mutter nicht wiedergefunden zwischen den Feuerwehrzufahrtssteinen des Carports. Also bin ich fluchend in den Keller und habe zwei, ja zwei – ich bin doch nur einmal blöd – Ersatzmuttern geholt. Als ich wieder oben unter dem Wagen lag, fand ich zunächst die erste Mutter wieder und bekam dann auch die zweite Mutter nicht auf die Schraube. Ich dachte,

„es kann doch nicht sein, es darf doch nicht sein, dass die Schraube am Gewinde defekt ist?“

Ich nahm die Schraube heraus und stellte fest, dass sie es war, obwohl das nicht sein dürfte – ich nehme nur niegel nagel neue Schrauben. Also latschte ich noch mal in den Keller und holte Ersatzschrauben. Dann hatte ich in 2,3 Minuten alles wieder fest.

Während ich die Schrauben fest zog, lag ich unter dem Wagen und musste, laut lachend ob meiner Dummheit, an meinen Mechnikprofessor denken. Ich dachte: „von Mechanik hattest Du echt Ahnung, aber von der Praxis keinen Schimmer. Erstens hättest Du uns Studenten sagen können, dass man immer eine Ersatzmutter einstecken soll und zweitens hättest Du uns auch noch dazu sagen sollen, dass manchmal – wenn auch selten – eine Ersatzschraube von Nöten sein kann. Drittens und schlussendlich hättest Du uns auch mitteilen können, dass es Maschinenbauer gibt, die ihr Handwerk so gut verstehen, dass sie nicht blind alles überdimensionieren was nicht überdimensioniert werden muss. So musste ich noch mehr lachen und ich ging dann immer noch lachend zurück ins Haus zu meiner Frau zum Rapport ihr zu sagen, dass ihr „Frosch“ erstens fährt und zweitens wieder leise ist. 

Nachtrag: Heute fährt meine Frau einen Z4. Da kann man nichts mehr selber machen, daher braucht man auch für diese Flunder keinen Wagenheber.

Categories: 我的金瓶梅

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