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Mister Wichtig

Kennen Sie Leute, die sich aufblasen müssen? Ja, ich auch. Gestern war ich am Flughafen Frankfurt ein Opfer von einem Mister Wichtig. Daran ist zum einen der Flughafen Frankfurt schuld, zum anderen ich selbst. Ich wollte gestern von Frankfurt nach Berlin fliegen. Mit meiner Lieblingshassairline Lusthansa. Terminal 1 – Abflug am Gate A13. Na dann. Der erste Mister Wichtig erwartete mich am „Bagage Drop Off“. Der Herr bewachte den Zugang zu den Automaten und wollte meine Bordkarte sehen. Die hatte ich aber per App noch nicht aufgerufen. Also erstmal die Lusthansa App aufrufen. Das dauert logischerweise einen Moment, da die App Ja erstmal den Server fragen muss, ob ich auch der bin der ich zu sein vorgebe. Das unangenehme war, dass dieser Mister Wichtig immerzu in einer grauenhaft knarzigen Stimme in mein Ohr brüllte:

„die Bordkarte bitte, die Bordkarte bitte, die Bordkarte bitte, die Bordkarte bitte, …“

Mann war ich genervt. Irgendwann hatte ich dann die Bordkarte aufgerufen, aber nicht die gelbe Version, sondern die Übersicht. Also brüllte er weiter den Standardsatz in mein Ohr. Irgendwann hatte ich dann endlich auch gelb auf dem Display und Mister Wichtig ließ mich durch.

Danach dann zur Sicherheitskontrolle, dort ist ein System das einem eine Schlange zuweist an der man sich anstellt. Da ich Deutscher bin, stellte ich mich also an die mir zugewiesen Linie, obwohl diese die längste war. Dort angekommen, war nach 2 Minuten auch klar, dass die Linie nicht nur die längste Schlange hatte, sondern auch die langsamste ist. Ich überlegte natürlich mich woanders hinzubegeben, machte es aber nicht, denn ich bin Ja Deutscher. Nachdem ich den Ablauf an der Linie analysiert hatte war schnell klar, dass das Problem bei der Durchleuchtung des Gepäcks lag. Dort bewegte sich fast nichts. Sofort hatte ich die Ahnung, dass es entweder ein Trainee-Training oder ein Mister Wichtig ist der den Laden bremst. Da ich jede Menge Zeit hatte, war mir das einerlei und ich machte den Buddha – entspannte mich zur „Scheißegalebene“. Irgendwann legte dann auch ich meine Sachen in die grauen Kästen. Wie immer nach dem gleichen Muster. Erst das Tablett und das Notebook, dann die Tasche mit Uhr und Portemonnaie drin – schließlich wurde in Frankfurt schon mal eine Uhr geklaut in der Security und der Richter fand, dass der Beklaute selber schuld sei. Dritter Kasten mit Jackett mit Handy drin, Schal und Mantel. Dann zur Personendurchleuchtung, Dauer ca. 45 Sekunden.  Dann warten, es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis überhaupt mal ein Kasten aus der Durchleuchtung kamen. Es dauerte und dauerte, dann kam irgendwann mein Kasten eins aus der Durchleuchtung. Der wurde ausgeschleust zum Sprengstoffcheck. Das ist Okay, Ich weiß das es Zufallsgesteuert ist. Dann kam aber nichts mehr. Der Mister Wichtig – ein wahrer Unsympath – klickte auf seinem Bildschirm über die Bilder meiner Tasche, vor und zurück, wie rauf und runter. Das ging so mehrere Minuten, dann holte er seinen „Supervisor“, der eben auch nicht weiser war. Dann holte der „Supervisor“ die Bundespolizei, welche die Security be- und überwacht. Eine junge Dame und ein junger Mann guckten sich also auch die, Bilder an. Große Ratlosigkeit. Ich sagte denen schon, dass es sich bei dem Objekt der Begierde um einen sogenannte Powerbank handelt und das das Ding schien seit 4 Jahren mit mir um die ganze Welt gereist ist. Na ja, meinte die freundliche Polizistin, das sähe aber so aus, als sei da noch ein Kabel zu sehen und das ganze sähe aus wie ein Zünder. Mittlerweile stand Ihre Kollegin mit der Maschinenpistole in Hab-Acht-Stellung hinter mir und passte auf mich auf. Gut und schön man hielt mich fest. Die Passagiere vor der Linie mussten alle woanders hin, unserer wurde geschlossen – „rien de va plus“. Die Bundespolizei rief nun ihren Chef und fragten mich, ob ich mich ausweisen könne. Nee, konnte ich nicht, weil sowohl mein Pass, als auch mein Ausweis im Portemonnaie in der Tasche steckten. Da die die Tasche nicht mehr bewegten, dämmerte mir langsam, dass es ernst für meine sogenannten „Belongings“ wird. Ich fragte die Polizistin im Scherz, man würde doch wohl nicht meine Tasche vom Bombenkommando abholen lassen und sprengen. Die wollte dazu nichts sagen, mich nicht unnötig beunruhigen. Na super, nun wusste ich, es wurde nicht ernst, es war ernst. Ein Polizist ließ sich meinen Namen und Geburtsdatum geben um meine Personalien zu überprüfen. Das ist wiederum gut, weil ich eine weiße Weste habe. Irgendwann kam der Chef der ganzen Polizeitruppe – sehr jung noch, aber auch sehr freundlich! – und der fing dann Mister wichtig wieder ein. Man holte die Tasche raus, mein Pass war auch wieder da, die Powerbank ging zur erneuten Durchleuchtung und oh Wunder, der Draht und der nie existente Zünder waren weg. Mister Wichtig war wieder unwichtig und ich konnte zur Lusthansa rauchen um noch einen Kaffee vor dem Abflug ergattern.

Das Fazit des Tages war eindeutig: es gibt Tage an denen ist der gute Murphy sehr früh aufgestanden – oder er ging gar nicht ins Bett – nein, an diesen Tagen ist zu allem Überfluss auch noch ein (vielleicht auch mehrere) Mister Wichtig lange vor mir aufgestanden.

Categories: 我的金瓶梅

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