Sind mir ein Gräuel. Schon mein halbes Leben regen diese Leute mich auf. Beim kleinsten, allerkleinsten Anlass geraten sie in Panik und glauben jedes Märchen und jede noch so dämliche Verschwörungstheorie welche man ihnen auftischt. Im Beruf, Privat und bei jeder sich passenden Gelegenheit machen sie den größten erdenklichen Blödsinn. Eine Nachricht läuft im Radio, eine Email ist halb gelesen und die Panik bricht aus. Anstatt die Sache erst einmal komplett zu betrachten und zu bewerten, bricht der unkoordinierte Aktionismus aus. Das wollte ich mir schon seit geraumer Zeit schon mal von der Seele schreiben. Nur fehlte mir der passende Ansatz, den habe ich nun am vergangenen Montag im Terminal 2F des Flughafen Charles de Gaulle beim Umsteigen nach Nantes gefunden.
Im Terminal vor dem Gate war es sehr voll und es waren keine Sitzplätze frei. Ich hatte mir einen Kaffee gekauft. 5,30 € für einen lausigen französischen – die Franzosen sollen froh sein, dass ich mich in diesem Kapitel meines Lebensleidens nicht über französischen Kaffee im Detail äußere (s. a. Thema verfehlt) – Flughafenkaffee, das hat schon etwas. Ich ging also so weit es ging zur Seite und suchte mir neben einem charmant aussehenden Feuerlöscher einen Stehplatz, bei dem das Risiko durch „fremdgeschubstwerden“ den Kaffee zu verschütten möglichst gering ist. Wie ich da so vor mich dahinstehe, sehe ich einen Mann an die Wand gelehnt am Bodens sitzen, welcher eifrig auf seinem Notebook herumhackt – gerade so wie ich jetzt. Als ich das Bild vor mir so betrachte, sehe ich es. Der Blitz in meinem Kopf, das Déjà-vu, war heftig. Der „Gutste“ – wie man in Hessen so sagt – hatte mit einem Stück Kreppklebeband, ja wirklich, es war Kreppklebeband, das lustige kleine Kameraloch oben in seinem Notebookdeckel abgeklebt. Man glaubt es kaum, aber das machen wirklich viele Menschen. Sogar meinen Nachwuchs habe ich vor vielen Jahren so erwischt. Mein geliebtes Hasenherz hatte mittels eines Stücks Pappe und Tesafilm eine Klappe vor das Kameralöchlein geklebt. Das konnte man dann hochklappen, falls man die Kamera mal braucht. Als ich ihn daraufhin reichlich verspottete reagierte er ziemlich sauer.
Was ist nun so schlimm daran, dass ein erwachsener Mensch das Kameraloch an seinem Notebook abklebt? Ganz einfach, es ist absolut bescheuert, wenn er zeitgleich sein Smartphone neben sich liegen hat. Wohl in der – recht grünen – Annahme, das Handy hätte keine Kamera. Wahrscheinlich wundert sich der Mann immer, wie das Handy so tolle Selfies zaubern kann, wenn man auf den Auslöser drückt. Ich habe schon „Vollhorste“ gesehen, die drehten das Telefon um, also legten es bewusst mit der Touchscreenseite nach unten, wohl auch in der irrigen Annahme, so könnte die eingebaute Kamera sie nicht sehen. Die wundern sich wahrscheinlich ihr – grünes – Leben lang darüber, wieso man mit Smartphones s so tolle Bilder aufnehmen kann. Es ist doch wirklich völlig bescheuert die Kamera des Notebooks abzukleben, denn was könnte denn ein Hacker da schon sehen, wenn er die Kamera hackt? Einen mittelalten Mann, der mit leicht geröteten Augen auf den Bildschirm starrt, während er gleichzeitig mit den Fingern auf der Tastatur rumhämmert? Und glaubt der Mann eigentlich, dass jemand das Notebook hackt, sein Smartphone aber nicht? Und ist der Mann so wichtig, dass jemand sich die – meines Erachtens recht aufwändige – Mühe macht sein Notebook zu hacken? Hält der Mann sein Smartphone für sicherer als sein Notebook? Nein, er ist – ich muss es leider so sagen – ein Neurotiker, schlichtweg nur ein Neurotiker. Um so ein Notebook zu hacken brauchen hinreichend geschulte und erfahrene Informatiker immer noch eine ganze Weile und müssen erheblichen Aufwand treiben. Der Mann hat sich den Verschwörungstheoretikern anvertraut und sein eigenes Leben aus der Hand gegeben, dies ist die traurige Wahrheit. Und genau das ermöglicht den Terroristen von der grünen Fraktion, Menschen für ihr Ziel – die Zerstörung unserer Gesellschaft unter dem Deckmäntelchen des Gutmenschentums – zu verwirklichen. Leute fangt an Euer eigenes Gehirn einzuschalten und hört auf jeden Blödsinn zu glauben, dann haben wir eine Zukunft!
Ach noch eines zum Schluss. Die Überwacher – also NSA, KGB, FSB, GRU, Stasi und wie sie alle hießen und heißen, hatten schon immer ein viel größeres Interesse am gesprochenen und geschriebenen Wort. Also wenn der Mann Geheimnisse hätte – was ich bezweifle – dann hätte er das Notebook aufschrauben und den Draht des eingebauten Mikrofons durchtrennen müssen. Allerdings stellt sich dann ggf. auch die Frage, ob der Mann überhaupt ein Notebook haben dürfen sollte!
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