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Rettungsgassenbildner

Könnte man als neues Schimpfwort, oder besser Beschimpfungswort, missverstehen. Ich meine hier aber nicht die Warmduscher und Gutmitmenschen, sondern Leute die eifrig eine Rettungsgasse bilden, sobald vor Ihnen ein Auto hinter 10 anderen scharf bremst. Nein, ehrlich, ich fahre rund 65000 km jedes Jahr und kann sagen, dass egal wo in Deutschland, die Autofahrer in aller Regel die Rettungskräfte durchlassen, also eine Gasse für diese Fahrzeuge bilden. Das mag manchmal etwas langsam gehen, weil einer pennt, aber im Großen und im Ganzen funktioniert das doch recht gut. Nun sind ja die Bessergutmenschen – besonders tut sich da in Deutschland Antenne Niedersachsen hervor, wohl weil sie einen leichten Schaden an der Kopfantenne haben – seit geraumer Zeit auf dem Trip uns dauernd damit vollzuleiern, dass wir gefälligst etwas tun, was zum einen eine Selbstverständlichkeit und zum anderen nichts anderes als gesunder Menschenverstand ist. Nun fuhr ich heute früh auf der A3 von Frankfurt Richtung Hanau – wie immer könnte man sagen. Nur heute war Stau. In meiner Richtung ist das doch eher selten. Es kommt eigentlich nur ca. vier bis fünf Mal im Jahr vor, wobei in nur einem oder zwei Fällen man wirklich brutal steht; also eine Stunde oder mehr. Jedenfalls war Stau und vor mir fuhr ein Volvo V-irgendwas. Kennzeichen Limburg an der Lahn – bei uns im Großraum fällt das unter Landbevölkerung. Und was macht der Eifrige? Genau er bildet eine Rettungsgasse. Die Fahrzeuge vor ihm taten es zwar auch, aber mein Vordermann war der Größte, er fuhr wirklich bis auf äußerste links an den Beton heran. Nun ist der Streifen auf der A3 zwischen Frankfurt und Offenbach sehr großzügig angelegt. Ich schätze mal, breiter Fußweg oder schmaler Fußweg mit Radweg in der Breite. Er also ganz nach links. Ich nicht, ich fahre am Streifen, also dem weißen Fahrbahnmarkierungsstreifen. Weiter nach links fahre ich dann, wenn die Gasse wirklich Auf muss. Warum tue ich das? Weil ich nicht so blöd bin wie mein Vordermann. Der dachte sicher über mich: „arroganter Mercedesfahrer“. Nur mein Vordermann ist zwar ein Vorbild an vorauseilendem Gehorsam, aber eben auch reichlich blöd. Auf dem Streifen, den man für die Rettungsgasse befahren muss, liegt all der Dreck und Müll den eine Autobahn so hergibt. Zugegeben, in Italien ist es schlimmer, aber da ich Zeit hatte im Stau, guckte ich mir mal an, durch was mein Rettungsgassenbildner da so fuhr. Steine, Glasscherben, martialisch aussehende kleine Blechteile, sowie Schrauben und Muttern. Ich dachte: „Du Blödmann“, Dir kann nur noch ein veritabler Platten helfen, wie jener den ich gerade letzten Freitag hinter mich gebracht habe. Als es nach dem Offenbacher Kreuz dann wieder lief, schaute ich mir den nun nur noch 50 bis 60 cm breiten Streifen an und sah da noch erheblich mehr Dreck und Zeug liegen. Also Freunde, Augen auf im Straßenverkehr, dass gilt insbesondere auch für den Dreckstreifen ganz links neben der linken Fahrspur.

Zu meinem Platten kann ich sagen, dass er kam, als es überhaupt nicht passte. Ich fuhr mit einer Kollegin zum Flughafen, Flug an einem Donnerstag nach Bremen um 17:10 h. Wir sind, weil Urlaubszeit war, rechtzeitig um 14: 00 h im Büro losgefahren. Kurz vor Hanau dann roter Terror im Mäusekino meines Wagens. Druckverlust hinten links. Der Verlust war nicht unerheblich und auf dem Weg zum Flughafen kommt keine Tanke. Also in Hanau Richtung Obertshausen, umgedreht und zur Aral an der Straße. Ein lächerlicher mobiler Druckspender dort hat es mir in zwei Partien ermöglicht, den riesigen Schluppen von 20 Zoll und 315/40 mm Breite auf gerade einmal 2,6 statt 2,9 bar hochzubringen. Dann gab ich es dran und bin in Schleichfahrt nach Frankfurt weiter. Vorher hatte ich geguckt, ob es in Kelsterbach (direkt neben dem Flughafen) einen Reifenservice gibt. Gab es, also das Navi programmiert und dahin geeiert. Mit 1,5 bar kamen wir dort an. Ich erklärte dem freundlichen Garagenbesitzer, dass mein Dilemma darin bestand, dass ich am Samstagmorgen um 6 Uhr auf die Bahn muss, um meine Schwester in Düsseldorf abzuholen und nach Emden zu fahren, um uns dort um die Nachlassangelegenheiten unserer Mutter zu kümmern. Das heißt 500 km hin und 500 km wieder zurück. Dieser völlig coole Mann meinte, dass sollte hinzukriegen sein. Kurz und knapp, bis Freitagnachmittag um 15:30 h (Landung in Frankfurt um 15:20 h) war nicht klar, ob es noch klappt. Ein Reifenhändler hatte ihn versetzt und er musste dann zwei neuere Reifen aus Wiesbaden holen. Was soll ich sagen, es hat geklappt. Der Werkstattbesitzer hat mir die Reifen noch aufgezogen und um 19:15 h am Freitagabend war ich neu besohlt unterwegs. Dem Dummkopf von Rettungsgassenbildner vor mir wünsche ich, dass ihm so etwas erspart bleibt, bin mir aber ziemlich sicher, dass wenn der immer gleich wie bekloppt nach links fährt, es ihn alsbald ereilen wird.

Ein Loch ist im Reifen

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