„Stratification“ heißt Schichtung. Es geht hier um lausigen Kaffee. Ich könnte jetzt alle Witze der Kategorie: „Onkozug fotografiert und heißes Wasser über das Foto gegossen“ aufführen, will ich aber nicht. Am Sonntag war ich mit meiner mir von unserem Multiversum anvertrauten Frau in Giessen. Wir waren, man könnte sagen: wie immer, zu früh dort. Da wir noch gewählt haben, bevor wir in unserem kleinen Taunusstädtchen losfuhren, verlangte es uns nach Kaffee. Besser gesagt, meine Frau verlangte es nach Milchkaffee und mich nach Kaffee, schwarz und ohne Zucker. Nun war Sonntag und die Cafés öffnen erst um zehn Uhr vormittags. Wir waren um neun Uhr zwanzig in Giessen. Also suchten wir eine Bäckerei und fanden dank Google Maps auch eben ein solche. Flugs das Auto in der Nebenstraße geparkt und hin zum Kaffee, bzw. zur Milch, denn die meisten Menschen in meiner allgemeinen Wahrnehmung sagen zwar sie trinken Kaffee, trinken aber in Wahrheit warme bzw. heiße Milch. Wir erhielten jeder einen Becher heißes, setzten uns an einen Tisch und begannen zu trinken. Ich beschwerte mich augenblicklich, dass mein Kaffee säuerlich nach altem Abwaschwasser schmecke. Ich meinte das ernst, das war kein Scherz. Es dauerte bis meine Frau realisierte, dass ich es ernst meine, obschon sie von Ihrem Milchkaffe auch nicht begeistert war. Irgendwie war mir an diesem Tag ohnehin alles Scheißegal – inklusive des Wahlausgangs für die neuerdings salonfähige braune Brut der AFD, also trank ich weiter. Je weiter ich den Kaffee im Becher hinuntertrank, umso stärker wurde er. Es lag also besagte Kaffeeschichtung vor.
Ich beobachte schon seit langem wie wir Deutschen beim Kaffeeerwerb „verärmelt“ und betrogen werden. Frechheit soweit das Auge reicht. Bestellen Sie an der Autobahn einen kleinen Kaffee, wird die gleiche Menge Kaffee verwendet wir für einen XXL. Das bedeutet, erst kommt Kaffee, dann heißes Wasser mit den Restbitterstoffen des bereits ausgelaugten Kaffeemehls. Normalerweise schaffen die Maschinen es aber den Dreck noch halbwegs zu verquirlen, so dass sie Brühe gleichmäßig Scheiße schmeckt. Da die Maschinen in der oben genannten Bäckerei aber von einer Firma Ergo oder so ähnlich stammten, die wohl offensichtlich den Menschen mal das Gegenteil von „Ergo“, also „also“ zeigen wollten, war der Kaffee ergo geschichtet.
Nun kann man/frau sich natürlich fragen was soll man machen. Die Lösung praktiziere ich schon eine ganze Weile, war aber am Sonntag schlicht zu dämlich meiner Frau die Wahrheit zu zeigen. Man geht dorthin wo man/frau eben nicht hingeht, nämlich zu McDonalds, wenn die besagte Filiale einen McCafé hat. Wieso? Weil dort bekommt man noch einen Kaffee, der doch tatsächlich Anteile von Kaffee enthält. Das Ganze erhält man dort in gleichgeschalteter und gleichbleibender Qualität und Güte/Schlechte. Da weiß man vorher schon was man bekommt und muss sich nicht ärgern.
Mittlerweile bin ich so abgeklärt, dass ich dort wo Kaffee der Marke „Kaffee ohne Kaffee“ zubereitet wird, einfach etwas anderes trinke, oder wenn möglich fernbleibe. So trinke ich nach einer Runde Golf gerne einen Kaffee, aber habe es mir abgewöhnt, weil der Gastronom – verdient hat er den Begriff nicht – an unserem Golfplatz für teuer Geld ebensolchen „Kaffee ohne Kaffee“ verkauft. Ein Horror der sich nur bessern kann wenn mehr Menschen diesen Dreck nicht mehr kaufen oder aber die Kaffeemaschinen in „Heissmilchmaschinen“ umgetauft sind und auch der letzte Mensch auf Milchkaffee, Cappucino, Ladde Maggiato, Espresso Machiato – mein Lieblingshassgetränk, wozu Kaffee trinken wenn er mit der heißen Milch vergällt wird – transponiert ist, denn in der guten Milch fällt es eben nicht auf, wenn der reingekippte Kaffee nur gefärbtes Wasser ist.
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