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Warum C&A und KIK nicht dasselbe sind, sich aber frotzeltechnisch nahestehen

Vor Jahren, mehr als fünfzehn und weniger als zwanzig, fuhr ich beruflich bedingt annähernd jede Woche nach Bad Lauterberg. In unserer damals gültigen Organisation waren mir dort vier Mitarbeiter zugeordnet. Da ich immer diese Fernchefs, welche alles wissen, nichts verstehen und nie da sind, sollte man sie mal brauchen, gehasst habe wie die Pest, wollte ich es anders, bzw. besser machen. Also fuhr ich zumeist an einem Wochentagnachmittag los in Richtung Harz. Meine damalige Assistentin hielt mir konzerninterne Anrufe an diesem Tag vom Hals, erstellte eine Rückrufliste, die ich dann im Auto abtelefonierte. In Bad Lauterberg im Hotel angekommen, nahm ich im Sommer meine Wanderschuhe und raste noch für eine oder eineinhalb Stunden bergauf und wieder runter. Im Winter sprang ich in die Hotelsauna, dann ein kurzes Abendessen mit meinen heißgeliebten Zeitungsresten, und ab in Bett. Dann den nächsten Tag in die Fabrik und am späten Nachmittag wieder heimwärts. In meinem Koffer befand sich eigentlich immer eine Jeans und etwas Legeres für den Abend. Eines Tages hatte ich vergessen die Jeans einzupacken. Das Dilemma ploppte in meinem Hirn so in Höhe Kassel Nord auf. Ich grübelte und ärgerte mich also bis Göttingen. Dann hatte ich eine zündende Idee. Bevor man aus Göttingen wieder rausfährt ist einiges Gewerbe, ein Baumarkt, ein Getränkemarkt und auch ein KIK – dieses Billigklamottengeschäft. Ich also in den besagten KIK rein und nach einer Jeans geschaut. Und siehe da, die hatten eine Jeans die mir passte, und welche nur so um die 12,47 € herum kostete – leider habe ich den Bon nicht aufgehoben, schade. Als ich am nächsten Abend nach Haus kam erblickte meine mir von unserem Multiversum anvertraute Gattin die Jeans und fragte woher ich die denn hätte. Nachdem ich ihr die KIK-Story erzählt hatte, kam dann was kommen musste. Sie schüttete ihr Missfallen über die Billigjeans und über mir aus. Alles Mist, taugt nichts, sähe nicht so besonders gut aus, usw. usf. Dann kam die Strafe. Ich trug diese Jeans nicht mehr und nicht weniger als meine anderen. Die eine oder andere Markenjeans segnete Jahr um Jahr das zeitliche, nur meine KIK-Jeans überstand jede Wäsche und wollte einfach nicht dahinscheiden. Jahrelang habe ich meine Frau damit aufgezogen, wenn sie meinte billige Klamotten taugten nichts und Markenklamotten zahlten sich langfristig immer aus. Nixe da, die KIK hielt durch. Irgendwann habe ich sie dann ausgemustert und sie fristete noch einige Zeit ihr Dasein im Keller, in meiner Werkstatt, als Arbeitshose.

Nun bin ich mit meiner geliebten Frau letzte Woche nach Österreich zum Golf spielen gefahren – gell Herr Kachelmann. Fünf Tage Urlaub über das lange Wochenende. Auf der Fahrt nach Lienz fällt mir ein, dass ich vergessen habe meine Golfhosen einzupacken. Es war wie damals zwischen Kassel und Göttingen, grübeln und ärgern. Also diskutierten wir, wie das Problem zu lösen sei. Nun gibt es in Lienz ein Sportoutlet, welches angeblich auch Golfklamotten führt. Wir also auf dem Weg zum Golfplatz dort gestoppt und hinein in den Laden. Nix Golf, Wanderklamotten, ich dachte: „egal, Hauptsache eine Sporthose in der Du Dich bewegen kannst“. Die Hosen waren hässlich und kosteten 80 Euro.

„Ich bin doch nicht bekloppt“, sagte ich zu meiner geliebten Frau. Dann im Auto auf der Weiterfahrt, meinte ich:

„dann Spiele ich mit einer meiner Chinos, denn es ist doch bescheuert für 80 Euro eine Hose zu kaufen, anstatt eine Chino die 60 Euro gekostet hat, zu versauen“. Wir fuhren weiter und bei einem größeren Einkaufszentrum in einem Vorort von Lienz entdeckte ich noch ein Sportgeschäft. Also da rein. Die hatten ein paar Sporthosen dort, die dann aber gleich 90 Euro kosten sollten. Also wieder raus aus dem Laden. Und siehe da, aus dem Augenwinkel erblickten wir einen Hoffnungsschimmer, C&A, oder wie meine Mutter immer sagte; Cuddel & Anton. Die hatten Chinos im Angebot. Ich probierte eine Blaue in 32/30 und siehe, sie passte. Ich bat, weil untenherum wenig bekleidet, meine geliebte Frau doch mal zu schauen, ob da draußen noch eine andere Farbe in 32/30 existiert und sie fand nach einigem Suchen noch eine Rote. Also die zwei Hosen und unter den Arm und nix wie hin zur Kasse. Ich wurde ein wenig stutzig, als die Verkäuferin flötete,

„macht 49,80!“

„Wieso 49,80, statt 59,80“,  flüsterte mein Alter Ego ganz weit hinten im Kopf? Woraufhin aber meine Instinkte einsetzten, die meinem Mund das Fragen untersagen, sollte etwas weniger kosten als angenommen. Ich bezahlte mit Plastik und wir gingen. Draußen, teilte ich meiner Frau meine Bedenken mit und schaute auf den Kassenbon. Da stand schwarz auf weiß, die eine Hose kostete 29.90, wie in der Kabine von mir auch eruiert, und die andere, logischerweise die Rote, kostete laut Bon nur 19,90. Voll das Schnäppchen sagte ich mir, denn ich bin da so ein Mittelwertbildner, ich merke mir also nur, dass ich zwei Hosen für je 25 Euro abgegriffen habe. Meine Frau entfernte auf der Restfahrt zum Golfplatz die Etiketten an den Hosen, ich zog mich am Auto um – ich bin Wasserballer und renne nicht für Geschiss in die Umkleide –  und wir gingen vor dem Spiel noch was trinken. Mit meiner schönen blauen Chino spielte ich also am Mittwoch, am Donnertag und am Freitag. Dann freute ich mich am Samstag auf die rote Hose. Ich sprang morgens in die Hose und mir blieb die Luft weg. Viel zu eng. Der alte Mann ging gerade eben so rein. Ich dachte, „egal, geht schon“. Der Tag war heiß und ich schwitzte ordentlich in der Hose. Meine Frau meinte dann, ich solle die blaue Hose am Sonntag einfach nochmal tragen, was ich auch machte. Am Montag früh packte ich vor dem Frühstück für unsere Rückfahrt schon mal eine paar Sachen ins Auto und fand beim Räumen im Türfach auf der Beifahrerseite die Label von den Hosen. Während ich zum Aufzug ging, schaute ich mir die Label an lachte – zweimal 32/30, aber einmal „regular fit“ und einmal „slim fit“. Nun muss man wissen, dass meine Frau und ich seit über dreißig Jahren einen Disput führen, der sich darum dreht, dass meine Gattin sich an Bildern orientiert, ich aber alles und jeden Furz lese. Wenn also ein Hersteller eines Produktes, welches wir regelmäßig kaufen – also Senf oder so was – ein neues Produkt rauswirft und zu dem allbekannten Logo mit Schriftzug noch etwas dazuschreibt, dann fällt meine geliebte Frau auf diese Falle rein – logisch. Das führt dann dazu, dass ich immer frotzele, das sie eben nicht liest, sondern schaut. Und hier hatten wir wieder so einen Klassiker und ich habe es genossen sie 2 Tage lang damit aufzuziehen.

Regular-und-Slim-is-not-the-same

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Categories: 我的金瓶梅

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