Menu Home

Was Glühlampenwahnsinn mit Leapfrogging zu tun gehabt haben hätte können

Meine Frau und ich haben einen Balkon. Stimmt natürlich nicht. An unserer Wohnung ist ein Balkon. Der ist Verhältnismäßig groß, weil er fast quadratisch, nicht handtuchflächig ist. Man betritt den Balkon vom Wohnzimmer aus. Draußen über der Tür hängt eine schicke Lampe. Nun ist im Herbst die Birne in der Lampe kaputt gegangen, so wie Glühbirnen dies seit ihrer sagenumwobenen Erfindung um die 1850er Jahre herum tun. Sie kratzen samt und sonders an sogenannten „Luftziehern“ ab. Meint, die Birne wird undicht, Luftsauerstoff dringt ein und der Glühdraht brennt durch. Kennt jeder. Kann man hören, wenn man das Ding schüttelt. Bei welchem anderen Produkt kann man denn sonst im stockdunkeln schon den Ausfall konstatieren? Jedenfalls hat die Glühlampenindustrie über 150 Jahre gut davon gelebt, dass sie das Produkt immer so schlecht gebaut hat, dass der „Luftzieher“ auch zuverlässig kam. Statistisch kann man das auch wunderbar nachvollziehen. Kaufte der Kunde, nennen wir ihn ruhig: Depp, eine Glühlampe auf der stand: Brenndauer 1000 Stunden, dann bedeutete das, dass nach 1000 Stunden Dauerbetrieb derselben Art, nicht mehr als nur sage und schreibe 50 % der Leuchten im Test ausgefallen waren. Dolle Definition! Nur Svarowski und die alten Protugiesen kommen auch nur annähernd an einen solch genialen Kundenbeschiss heran! Kurz und klein, wir wissen alle, dass die EU die Glühlampenindustrie erlegt hat. Zumindest glaubt die EU dies. Die genialen kleinen Verwaltungsschisser in Brüssel wollten den Gebrauch von Energiesparlampen erzwingen – wer weiß wer dafür wieder die Hand aufgehalten hat, oder will mir jemand erzählen das sei mit rechten Dingen zugegangen? – und verboten die 100 W Glühbirne. Geniale Leute.

Die Wahrheit aber ist indes doch in der Nachschau, dass es die LED ist, welche die Glühlampe hinweggefegt hat. Hätte die EU den Unfug gelassen, hätten wir EU-Bürger vom sogenannten „Leapfrogging“ profitiert. Das ist das Überspringen eines (Technologie)schrittes – eine Säule der Aufholjagd Chinas. Wir hätten also alle gleich auf LED-Beleuchtung umschwenken können, statt unser Geld in bescheuerte und umweltfeindliche Energiesparlampentechnologie zu investieren. Nun habe ich – wohl weil Ingenieur (der Ingenieur ist das Kamel auf dem der Kaufmann durch die Wüste reitet) – sehr früh nicht Energiesparlampen gekauft, sondern alles was ging auf LED umgestellt. Sukzessive habe ich mich so in die Position gebracht, dass nur noch unsere Petitot-Lampe im Wohnzimmer sechs 20 W Glühlampen mit Bajonettsockel hat, alles andere ist LED. Bei dem Deckenleuchter im Wohnzimmer spielt eine Umstellung ohnehin keine Rolle, weil das Ding selten an ist. So dachte ich zumindest sei die Situation, bis eben die Lampe am Balkon ausfiel. Ich habe noch nicht einmal nachgeschaut was da drin steckt. Die Sache war klar, 100, 75 oder 60 W Glühbirne. Normalerweise, also ohne die Hirnis von der EU, hätte man irgendwo noch so eine 100W-Glühbirne gehabt und hätte die da reingeschraubt, aber normalerweise ist ja nicht mehr. Also bin ich bei passender Gelegenheit, im Winter ist man doch eher selten auf dem Balkon, in den Baumarkt und habe mal bei den LED-Leuchten geschaut, weil ich bin Lichtfetischist. Beruflich wie privat frage ich immer wenn etwas schlecht ausgeleuchtet ist weil wieder niemand das Licht einschaltet; „ist die Stromrechnung bezahlt? Ja? Warum schalten wir dann nicht ein?“ Ich fand also im Baumarkt eine LED-Birne, welche eine äquivalente Lichtausbeute wie eine 120 W-Glühbirne auf den Markt, besser auf den Balkon, wirft. Toll, der einzige Wermutstropfen war, dass das Ding etwas dicker als ein 100W-Glühbirnenkolben war. Ich dachte; „geht das gut? Ja“, war die Antwort meines Alter Ego, mit dem ich immer meine Selbstgespräche führe, „vermutlich zumindest!“  Also ging ich mit unserem Tritt bewehrt, am Abend, meine mir von unserem Multiversum anvertraute Gattin war irgendwie noch für ihre Kita unterwegs, auf den Balkon und baute die Kuppel der Lampe ab. Das Ding ist ein wahres Ungetüm, der Käfig wird von einem riesigen gusseisernem Bügel gehalten. Dann schraubte ich Idiot die Birne ein, testete sie und wollte dann die Kuppel wieder aufsetzen. Und „guess what“, genau, die Kuppelöffnung war zu klein. Toll gelaufen. Ich habe dann alles gelassen wie es war und habe mich die nächsten Tage bei amazon durchgeklickt, bis ich eine LED-Birne mit maximaler Lichtausbeute fand, welche durch den Kuppeldurchmesser passt. Ein paar Tage später war das Ding da und ich konnte die Baustelle abschließen. Die 120 W-LED-Birne steckt nun in unserer Lampe im Bücher- und Arbeitszimmer und man kann sagen:  soviel Licht war nie!

Zurück zur EU. Als meine Mutter 2015 aus Ihrer Wohnung in betreutes Wohnen umzog, fand ich neben den Dias meines Vaters, welche ich geflissentlich gerettet habe – wozu ist man sonst Sohn – eine 100 W-Glühbirne von Philips in der OVP (Originalverpackung).  Die Glühbirne habe ich auch gerettet. Der Preis war noch in guten alten DM drauf – DM 1,89 – der nackte Wahnsinn, viel zu teuer für s ein Scheißding. Sie hat nun ihr Gnadenbrot als Mahnmal an Beamtenschwachsinn in meinem Bücherregal gefunden. Und nur so „by the way“ erwähnt, bei den Bildern unten sieht man 10 Stück 25 W Glühbirnen = 250 W!!! an einem Badezimmerspiegel brennen. Das Bild habe ich just im Hotel Schloss Büdingen aufgenommen, als die EU gerade mit ihrem 100W-Glühbirnenverbot um die Ecke kam – oh was habe ich gefeixt und gelacht. Nichts ist doch schöner, als wenn die Realität die Theorie und ihre Theoretiker ad absurdum führt!

Bleibt noch mein Hass auf die Grünen. Leider, wirklich leider habe ich vor Jahren eine 200 W Glühlampe entsorgt. Das Ding war noch von meinem Erzeuger und wurde immer beim Renovieren, nackt in der Fassung, am Kabel an die Lüsterklemme unter Decke geschraubt, damit man im Dunkeln etwas sieht. Nachdem ich irgendwann einen 200 W-Scheinwerfer zu dem Zweck hatte, habe ich bei unserem Umzug 2010 das Ding leider entsorgt. Was mich ärgert, weil sonst hätte ich das Ding als Mahnmal gegen grünen Schwachsinn in einem Glaskasten auf dem Balkon des Abends brennen lassen können. Man hätte auch, um die Lebensdauer zu erhöhen eine Softstartelektronik in den Sockel einbauen können. Dazu dann eine feiste Leuchtschrift: „Hier brennen 200 W gegen die Vergrünung unserer Demokratie!“

Categories: 我的金瓶梅

Tagged as:

admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert