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Was kastrierte Motoren und Isolierkaffeebecher verbindet

Ich hatte mal wieder eine böse Eingebung. Der Ort dieser Eingebung ist seltsamerweise fast der Gleiche, wie jener der einen Offenbacher zum Freund eines Frankfurters machte. Aber zunächst einmal zu jener Eingebung die sich auf kastrierte Motoren bezieht, wobei der Ursprung der Geschichte eigentlich ein völlig anderer ist, der wiederum mit der Verknappung von Gütern in unserer globalisierten Nachpandemiewelt zu tun hat und – so mutmaße ich – auch im Anschluss ganz am Ende dieser Geschichte, auch noch eine globale Auswirkung auf ein ganz anderes Geschäft haben wird.

Im Juni war ich nach langer Zeit mal wieder auf der Straße – „on the Road again“ sozusagen – um Kunden zu sehen. Das war wie Weihnachten und Ostern am gleichen Tag. Übernachtet habe ich in Böblingen im V8 Motorworld, ein Hotel für Petrol Heads, ich gebe es zu. Ich übernachte dort, weil es direkt an der Autobahn liegt, ich am nächsten Morgen gut in alles Richtungen loskomme und weil es einfach ein gutes Hotel ist. Wenn jemand am Abend, oder nächsten Morgen noch Zeit übrig hat, empfehle ich die Oldtimerverkaufshalle von Bechtel für einen „PetrolHeadNostalgieRundgang“ – vielleicht wird dann Ja doch noch der Eine oder der Andere schwach und kauft sich was Kleines? Nebenan gibt es ein Restaurant in einem Tower – Achtung liebe Frankfurter, ihr werdet das Gebäude übersehen, denn es hat nur so rund 8 Stockwerke – da kann man recht gut Essen. Ich also am Abend rüber um dort zu essen. Danach, es war ein schöner lauer Abend, bin ich Richtung Fußgängerzone geschlendert um mir eine Kugel Zitroneneis zu leisten. Wie ich so zwischen Tower und Hotel an der Straße lang flaniere, sehe ich zwei Elektroautofahrer (Opel und Audi) die nebeneinander an zwei Ladesäulen stehen und sich – bzw. ihrem Kraftfahrzeug – mühsam einen Schuss einverleiben, damit sie an dem Tag noch nach Hause fahren können, oder dürfen, gell Annalena? Da standen nun ein Offenbacher und ein Frankfurter und unterhielten sich angeregt und rauchend neben ihren Autos stehend, um sich die Zeit zu verkürzen. Ich dachte nur wie ich immer Denke: „das ist doch Scheiße“. Nicht das ein Offenbacher einen Frankfurter gutfindet, sondern weil die da Stillstand schoben.

Da wusste ich noch nicht was mir blühte. Jedenfalls bekam ich Ende Juli einen Anruf von unserem Mercedeshändler, der mich etwas zerknirscht darauf hinwies, dass das Leasing meines CLS im März ausläuft. „Sch…“, dachte ich, „stimmt“. Die Lieferzeiten seien bei einigen Modellen schon im dritten Quartal 2022 und wir sollten mal… Na gut, also was nun. Will man den bekloppten Steuervorteil, nur 0,5 % statt 1 % vom Bruttolistenpreis zu versteuern, nutzen, muss man einen Hybrid nehmen, der irgendwie 60 km elektrisch fahren kann, nicht mehr als X kostet usw. usf. Nun gibt es im CLS – noch! – keinen Hybrid. Was nun? Vorschlag des Händlers, eine E-Klasse. Ich machte ihm klar, dass aus mir kein deutscher Farmer mehr wird und ich mich niemals in diese unästhetische Karre setzen würde. Clever wie der Händler war, gab er mir daraufhin ein GLE Coupé zum Ausprobieren. Der hat 100 km elektrische Reichweite und einen Vierzylinder-Ottomotor. Ich bin das Ding mit gemischten Gefühlen gefahren. Ich habe vor dem CLS (meinem dritten) ein GLE Coupé mit einem Sechszylinder Ottomotor gefahren und dünke mich als einzigen Menschen der es je geschafft hat, von einem SUV – das sollen doch lieber meine grünen Spezialfreunde fahren – auf eine Limousine zurück zu wechseln. Jedenfalls fuhr das Ding recht ordentlich. Den Hybrid kann man abschalten, indem man in den Sportmodus wechselt. Das mutete mir offen gesagt etwas bescheuert an, aber ich schaltete den elektrischen Teil aus, da ich Pendler bin und zu Hause nicht laden kann – was wieder völlig andere – für grün gefärbte Dumpfbacken nicht nachvollziehbare Gründe hat. Dann stellte ich beim Auffahren auf die A5 am Frankfurter Kreuz gen Norden fest, dass ich einen Kastraten unter dem Hintern hatte, beim Beschleunigen fehlten da auf einmal satte 100 PS, was einem bei dem riesigen und schweren Kasten nicht unerheblich vorkommt. Ich dachte so für mich, Okay dann musst Du eben auf langen Strecken, Frankfurt – Hamburg oder bis nach Kiel rauf, immer mal Zwischenladen um volle Leistung zu haben. Dann schlief ich eine Nacht und fuhr mit besagtem SUV wieder Richtung Büro. Da saß ich des Morgens also in der Karre, auf der A3 bei 120 km/h, und dachte darüber nach, wie ich an einem kalten Novembermorgen, der erste Schneegriesel ist gefallen, im Anzug und hellem Wintermantel an einer dieser beknackten Ladstationen eines der 5 Meter langen (und recht schweren) Ladekabel aus dem Auto zerre, die Karre anschließe, vier virtuelle Zigaretten und einen Kaffee inhalierend, 20 Minuten Schuss (die neue Droge, bewegte Ladungsträger – auch Elektronen genannt)  einfülle und dann das völlig verdreckte Ladekabel mit klammen Fingern wieder verstaue, um dann mit versauter Anzughose und ruiniertem Wintermantel wieder einzusteigen, um weiter zu fahren. Da starb die Option Hybrid im Bruchteil der Sekunde den man für diesen Gedanken braucht. Ich habe dann mal die Steuerersparnis durchgerechnet, mich entschieden auf die Kohle zu sch… und einen CLS mit Sechszylinder-Ottomotor bestellt – ich lass mich doch nicht für dumm verkaufen!  Noch was zu den Ladekabeln für diese motorkastrierten Hybride, welcher völlig verblödete Hanswurst hat eigentlich beschlossen, dass man Ladekabel ins Auto legt? Hat der schon mal getankt? Nee, oder? Das Kabel gehört an die Zapfsäule, nicht ins Auto!!! Kupferverschwendung ohne Ende, tolle Nachhaltigkeit ist das. So ein Ladekabel wiegt im Durchschnitt um die 3 kg. Zieht man den Stecker und die Isolierung großzügig ab, bleiben immerhin mindestens 2 kg übrig. Da jedes Fahrzeug zwei Ladekabel, AC und DC – als hätte Angus Young es geahnt – hat, sind das 4 kg pro Fahrzeug. Bei 75.000 neu zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland macht das 300 Tonnen Kupfer die sinnlos verschwendet sind. Bei einem Durchschnittspreis von 5 Euro pro Kilogramm Kupfer sind das, monetär ausgedrückt, 1,5 Millionen Euro oder 333.333 Latte Macchiato. Auf Anfrage kann der Depp gerne meine IBAN haben und mir mal 1,5 Millionen Euro überweisen.

Zurück zum Kastraten. In der vergangenen Woche war ich wieder in Böblingen und ging wieder zum Tower zum Essen, kurz vor der Tür rief mich meine mir von unserem Multiversum anvertraute Ehefrau an und ich blieb draußen vor der Tür stehen, um in Ruhe mit ihr zu telefonieren – das ist die ultimative, geheime, verborgene aber segenspendende Funktion in Euren Smartphones liebe Kinder. Dann liefen da plötzlich zwei junge Männer an mir vorbei und ich hörte wie der der Eine zum Anderen sagte, „schau her, die haben hier eine Wallbox zum Laden“. Das war einer dieser Momente in denen meine Gedanken laut aus mir herausfließen – das passiert dann einfach spontan, ich bin da machtlos – so drehte mich um und sagte: „nee, das ist ein Treffpunkt für Motorkastrierte!“

Was das mit Globalisierung verbindet? Nun, ohne die Verknappung nach der Pandemie, in unserer globalisierten Welt, hätte ich das so vielleicht nicht erlebt und bewertet. Zum anderen, ich bin mir sicher, dass die Isolierkaffeebecher eine große Zukunft haben, weil alle Motorkastraten in der Zukunft diese überdimensionierten XXXL-Isolierkaffeebecher brauchen, um sich, rauchend oder nicht, die Zeit während des Drogenkonsums ihrer Fahrzeuge – AdBlue ist nichts dagegen, eher Haschisch, nicht Heroin – kaffeetrinkend zu vertreiben. Ob die allerdings, so rigoros und amerikanisch-selbstironisch mit Seitenhieb auf die „Small Europeans“, wie Saul Goodman die Mittelkonsole ihre C-Klasse rausreißen, damit der dämliche XXXL-Becher reinpasst, bezweifle ich.

Categories: 我的金瓶梅

admin

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