Am Sonntag bin ich, wie immer wenn es nicht regnet, mit dem Rad zum Bäcker nach Kriftel gefahren. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit fuhr ich erst gegen halb elf los. Sonst bin ich am Sonntag um 7 Uhr dreißig immer ziemlich allein auf der Straße. Nun aber waren schon eine Menge Leute auf der Gasse. Dass ich die Brötchenfahrt ohne Helm mache, hat meine mir vom Multiversum anvertraute Gattin neulich auch schon mal mit leichtem Entsetzen bemerkt und auch kommentiert. Ausgerechnet meine Gattin, die sich selbst immer recht schwertat mit dem Helmtragen, weil das Ja die Frisur ruiniert. Zähneknirschend hat sie immer tapfer Helm getragen, wenn wir mit den Fahrrädern unterwegs waren. Diese Maßnahme war notwendig, damit unser Sohn ein Fahrradfahren mit Helm verinnerlicht. Indessen kam ich vom Bäcker zurück und fuhr durch die Verlängerung unserer rückwärtigen Gasse nach Hause. In der schmalen Gasse war eine Mutter mit zwei Jungs unterwegs. Der kürzere der Beiden konnte gerade frisch laufen und drohte immer umzufallen. Der Bruder, wohl so um die 3 ½ bis 4 Jahre alt, lief etwa 10 Meter weiter. Ich fuhr nun sehr langsam und die Mutter forderte den älteren unter dem Hinweis:
„da kommt ein Radfahrer“, auf an der Seite stehenzubleiben. Der kurze Mann drehte sich daraufhin um, sah mich und sagte wie aus der Pistole geschossen:
„aber ohne Helm“. Mein Hirn sagte daraufhin, Suboptimal! Ich schaute den Jungen an und erwiderte:
„da hast Du mich aber erwischt, den habe ich vorhin völlig vergessen“. Ich fuhr dann weiter und dachte darüber nach, wie die Mutter mich wohl völlig zu Recht verfluchte, weil ich meiner sozialen Verpflichtung vorbildlich einen Helm zu tragen nicht adäquat nachgekommen war. Dann sinnierte ich mal darüber nach, warum ausgerechnet ich, der dem eigenen Sohn jahrelang vorlebte niemals ohne Helm Rad zu fahren, in diese Falle lief. Die Antwort ist allerdings recht simpel. Wie soll man von einem alten Sack, der in seiner Jugend sogar Mofa ohne Helm fuhr, weil die Helmpflicht erst 1985 eingeführt wurde, verlangen einen Helm auf dem Fahrrad zu tragen. Und das noch dazu, wenn er gerade mal 1,3 Kilometer zum Bäcker fährt und dabei bis auf circa 400 Meter Straße exklusive Rad- und Gehwege nutzt.
Dem Multiversum sei Dank dafür, dass unser Sohn nie ohne Helm fährt und unsere Enkel sich ein Fahren ohne Helm nicht vorstellen können. Ausgerechnet Oma und Opa haben die ersten Helme für die zwei Zwerge gekauft und die werden auch beim Rollerfahren benutzt.
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