Der Titel könnte auch lauten: „auf welche Erkenntnis die Welt gewartet hat“, aber das erscheint sogar mir kleinem Wichtigtuer zu gewagt.
Ab und an fängt meine Frau an zu frotzeln – gerne im Beisein unseres Sohnes, ggf. noch der aktuellen Freundin oder Kumpels von ihm – was ich während unserer erst 31 Jahre andauernden Ehe alles verbockt habe. Eine Geschichte die sie mir nie verzeihen kann und die sie immer wunderbar erzählen kann, wenn es um Babyernährung geht, ist die von den Möhren. Als unser Sohn noch gesäugt wurde, haben wir ihm natürlich auch Breis zu essen gegeben. Da wir erstens leicht ökologisch verblendet waren, zweitens auch kein Geld zu verschenken hatten, machten wir diese Breis logischerweise selbst. Gesagt getan? Im Prinzip funktioniert das immer gleich, man kocht ein wenig geschälte Kartoffel und ein Gemüse der Wahl gar und zerdrückt es mit ein wenig guter Butter mit der Gabel zu einem Brei – Mutige salzen sogar ein klein wenig. Den Brei füttert man dann in das nimmersatte Kind rein, schließlich muss das Balg um normal zu wachsen innerhalb von ca. 24 Monaten zweimal sein Geburtsgewicht verdoppeln. Also kauften wir immer was es an Gemüse gab. Öfters auch Möhren, weil die gibt es fast immer, sehen gut aus, schmecken gut und blähen wenig! Auf einer Einkaufstour 1987 geriet ich nun an ein Sonderangebot. Der mathematsche Teil in meinem Kopf sagte, „doller Preis für die gute Ware“. Dem war auch so. Der Haken an der Sache war, dass es sich um einen 4,5 kg-Sack handelte und meine Frau mich fragte:
„wie viele Portionen Möhrenbrei soll der arme Junge denn in den nächsten Wochen essen, damit die Möhren vor dem Schlechtwerden aufgebraucht sind?“ Ich meinte dann:
„wieso? Essen wir denn keine Möhren?“ Sie dann,
„doch. Aber sicher nicht mehrmals die Woche.“
Zugegebenermaßen war die Menge doch ein wenig viel für uns drei. Aber so schlimm wie meine Frau es darstellte, war es nun auch wieder nicht. Außerdem konnte ich die Sache durch den Rohverzehr einiger Möhren immerhin noch soweit glätten, dass wir am Ende des Sacks nur wenige Möhren wegwerfen mussten.
Als die Geschichte das letzte Mal auf den Tisch kam, fragte nun unser Sohn:
„wann war das denn?“
Ein Fehler, ein ganz großer Fehler. So etwas fragt man in meinem Beisein nicht. Das ist ein Ball, ein Ball nur für mich kleinen Wichtigtuer. Ich nahm ihn dankbar auf, mein Hirn ratterte noch schneller als sonst. Ich fing an zu rechnen.
„Also Januar 1987 bist Du geboren. So im Herbst rum muss ich den Sack gekauft haben… Mmh, ich trug keine Jacke, im Dezember bin ich nach Frankfurt gegangen, also Oktober? Nee zu kalt. Eher September“.
Und dann hatte ich es:
„das muss vor dem Börsencrash 1987 gewesen sein“ Smartphone raus, googeln, aha 19. Oktober 1987 “ Schwarzer Montag“ war der Crash.
„Das ist es, das war kurz vor dem 19. September 1987 und ich habe Schuld an dem Börsencrash, denn bekanntlich – wenn auf statistisch ziemlich widerlegt – ist es ja der Flügelschlag eines Schmetterlings der den Sturm auslöst.“
Also wenn noch jemand Zweifel hat, dass ich schon mal durch den Kauf eines überdimensionierten Sacks Möhren einen Börsencrash ausgelöst hat, dann möge er das für sich behalten.
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