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Als mein Vater vor meinen Augen und Ohren die DDR disste

Als ich ein kleinerer Junge war, hat mein Vater im Rahmen seiner ihm zur Verfügung stehenden Zeit recht viel mit mir unternommen. Besonders im Urlaub war er eigentlich fast nur für mich da. Auch an Wochenenden, die mit irgendeiner Aktivität verbunden waren, spendierte er mir intensiv seine Zeit. Da wir hier über die 60er Jahre sprechen und  meine Eltern keine reichen oder wohlhabenden Leute waren, ist das beileibe keine Selbstverständlichkeit gewesen.

Ein Erlebnis werde ich aber wohl niemals wirklich vergessen. Meine Eltern waren mit mir zu den Eltern meiner Mutter – also dem Drachen Metha und dem SA-Führer – nach Ratzeburg gefahren. Damals hatten die da einen Wohnwagen, so einen festen wie er für Ruhrpott-Yankees allenthalben üblich war und zum Teil noch ist. Der SA-Führer hatte ein kleines Motorboot mit 6 PS Außenborder der Marke Johnson und sein jüngster Sohn – mein Onkel Peter – einen Klepper Zweisitzer. Ja liebe Kinder, das war ein sogenanntes Faltboot und kostete damals ein Vermögen. Mein Vater hat das Faltboot aufgebaut, die Luftkammern aufgeblasen, mich vorn hineingesetzt und dann ist er mit mir losgepaddelt. Küchensee, Domsee und den großen Ratzeburger See rauf und runter. Im nördlichen  Bereich des Ratzeburger Sees ist das Ostufer heute die Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern – wow, die beiden Bundesländer sind recht seitenfüllend – damals war das die Demarkationslinie, ergo die Grenze zwischen der DDR und Deutschland. Also einem Unrechtsstaat in dem die Menschen unterdrückt und arm waren und einem freien Land unter dem Schutz der USA – frei und immer reicher werdend. Mein Erzeuger fuhr alsdann mit dem Klepper und mir an dieses Ostufer. Da waren so Bojen und Pfähle im Wasser und an den Pfählen waren große Schilder, die Dinge verkündeten, wie „Sektor“, „Grenze“, „DRR“ und lauter solchen Scheiß. Da stand auch etwas von „schießen“ und „strengstens verboten“. Ich fragte sodann meinen Erzeuger nach der Bewandtnis des Ganzen und er erläuterte mir in wenigen Sätzen die DDR und das die Sache hier kein Scherz ist. Sondern dass diese Idioten hinter dem Zaun – den Wachturm konnte man recht nahe sehen – tatsächlich auf uns schießen würden, sollten wir uns erdreisten auch nur noch ein paar Meter weiter zu paddeln. Das war insgesamt zwar eine recht düstere Geschichte für mich kleineren Jungen, hat aber zeitlebens gut in mir nachgewirkt.

So liebe AFD-Wähler im Osten meines Landes, wenn es nach mir geht, könnt ihr Eure Diktatur wieder haben, ich beteilige mich freiwillig daran Euren dämlichen Zaun wieder aufzubauen. Dann könnt ihr da weiter vor Euch hinschimmeln. Und solltet Ihr Hunger leiden, dann spende ich gerne ein paar Mark, damit man Euch Säcke mit Kartoffeln rüberschmeißt.

Categories: 我的金瓶梅

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