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Bücher lesen

In dem Kapitel über Marketing habe ich geschrieben, ich schätze die lesende Bevölkerung auf 20 %. Das habe ich mal so lose dahingesagt. Ich weiß nicht wie viele Menschen Bücher lesen. Das wissen sicher die Verlage. Und die sollten auch wissen, wie viele regelmäßig lesen, wie viele unregelmäßig und so fort. Ich hatte ein schönes Erlebnis mit einem Freund. Egon wurde fünfzig und hatte uns eingeladen. Also was schenkt man jemandem der fünfzig wird und von dem man weiß, dass er liest. Ein Buch, richtig. Was für ein Buch? Ich habe mir angewöhnt, wenn ich Bücher verschenke an Menschen die lesen, das Buch sorgfältig auszusuchen. Ich schenkte Egon ein Buch, welches ich mir selbst in den USA mal gekauft hatte. Eigentlich verschenkt man keine gebrauchten Bücher denken Sie? Richtig, aber auf Grund der erschwerten Beschaffung, entschied ich mich mein eigenes Buch zu verschenken, ein Buch mit vielen weisen Sprüchen und Gedanken drin – auf angelsächsisch, aber Egon ist ja des englischen mächtig. Als wir Egon also das verpackte Geschenk gaben, packte dieser es aus und sagte:

 „oh ein Buch, schön, es gibt ja jetzt auch einen eindeutigen Trend zum Zweitbuch hin.“

Ich habe selten so gelacht. Dies sagte ein Mann zu mir, bei dem im Haus die Bücherregale überquellen. Aber seien sie ehrlich, Recht hat er mit seiner Bemerkung schon. Ich war in meinem Leben in vielen Häusern und Wohnungen, oft ist mir unangenehm aufgefallen, dass diese Menschen überhaupt kein Buch besaßen. Ich meine in der Regel waren da schon eine halbe Hand voll Bücher. Allerdings meist einmal Brehm`s Tierleben, ein Lexikon und dann diversifiziert sich das Ganze auch schon. Manchmal finden Sie noch „Global 2000“ – meist angestaubt – oder etwas über den Garten und manchmal blinkt da so etwas wie „bittere Pillen“. Meistens war es das dann. Ich finde das schlimm. Ich bin mit Büchern aufgewachsen, meine Mutter las und mein Vater las auch. Meine Frau ist ohne Bücher aufgewachsen, da las niemand, und trotzdem liest meine Frau, sehr viel sogar.

Jetzt kommt die alles entscheidende Frage: was lese ich? Ich lese alles, kreuz und quer, was mich gerade so interessiert und was mir unter die Hände und Augen kommt. Ich freue mich sogar darüber, wenn Menschen Groschenhefte lesen. Sie lesen nämlich überhaupt. Es gibt keinen Grund diese Hefte zu verstecken. Ich lese sie nicht, aber ich sage: die Menschen die diese Hefte lesen, sollen es ruhig offen sagen. Es gibt keine sogenannte Trivialliteratur, davon bin ich schon sehr lange überzeugt. Ich erinnere mich, dass wir diese Diskussion im Deutschkurs in der Oberstufe führten und ich schon damals vehement gegen diesen Begriff „Trivialliteratur“ eingetreten bin. Ja mein lieber Ranicki, Sie dürfen weiter ihr Geschwafel über gute und schlechte Literatur im Fernsehen ausleben, nur werden Sie mich nie als Zuschauer gewinnen, da ich erstens etwas gegen Nazis habe und Sie mir ein zu arroganter Literaturpinsel sind. Da wird dann rumgesülzt, dass dieser oder jener Literat hochgeistig ist und der nächste hat zwar ein Buch geschrieben, ist nach Meinung der Experten aber dann doch ein Idiot, weil er vielleicht etwas geschrieben hat, was dem Ranicki nicht passt. Das nervt. Das musste jetzt mal aus mir heraus. Wann steht endlich mal einer in diesem Land vor dem Ranicki auf und sagt ihm: „Sie nerven, Sie Blödmann!“?

Nachtrag: Rnicki ist tot, es ist leider niemand aufgestanden, aber die Groschenromane erfreuen sich bester Gesundheit.

Categories: 我的金瓶梅

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