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Das Prinzip vom Zehnten

Eines möchte ich gleich vorwegnehmen, damit kein Missverständnis aufkommt. Ich zahle meine Steuern gern! Ich gehöre somit zu den dreieinhalb Idioten in diesem unserem Lande, die tatsächlich monatlich bei vollem Bewusstsein Geld an Herrn Eichel, Schäuble und andere Diebe abdrücken, ohne groß darüber verärgert zu sein. Um einem weiteren Missverständnis zuvorzukommen, auch die Tatsache, dass meine Frau, obwohl sie Brutto nur ungefähr die Hälfte von dem verdient, was ich so erhalte, fast ebenso viel zahlt, ändert an der ersten Feststellung nichts.

Eines ist somit ja klar, nämlich das mein Verständnis für Steuerhinterziehung gegen Null tendiert. Ja, liebe Steuerhinterzieher ihr könnt diesen Blog jetzt also gleich schließen – oh mein Gott, als Marketingmensch würde ich konstatieren, dass ich soeben wieder 3 Millionen potentielle Leser vergrault habe. Macht nix, ich hasse Steuerhinterzieher, weil sie trotz hohem Einkommen aus Vermögen, oder wahrscheinlich seltener aus Arbeit, nicht bereit sind in den Topf einzuzahlen, was sie verpflichtet sind einzuzahlen. Von mir aus wandert doch aus, ich brauche Euch nicht.

Wieder einmal fragen Sie sich natürlich was das mit dem Thema zu tun hat. Nun, früher zu Zeiten der Leibeigenschaft zahlte man den Zehnten an seinen Herrn. Konkret heißt das: man führte von 100 kg Korn, 10 kg ab und von einem drei viertel Schwein musste man wohl drei vierzigstel abführen. Schauen sie sich mal unseren Mindeststeuersatz an, dieser heißt auch etwas vornehmer Eingangssteuersatz und liegt so bei 22 %. Nicht missverstehen, ich jammere nicht. Ich möchte nur vermeiden, dass wir heute glauben alles wäre besser als im Mittelalter. Steuerlich gesehen waren die Menschen damals besser dran. Natürlich war da keine Krankenversorgung, Arbeitslosengeld gab es auch nicht und Rente brauchte keiner, da er irgendwann bei der Arbeit einfach tot umfiel. Einziger Nachteil damals war aus meiner Sicht, daß bei einer anstehenden Heirat, der Herr das Recht auf eine Nacht mit der Braut hatte. Seien wir uns aber auch bewusst, dass nicht jeder Herr dies auch eingefordert hat.

Über das chinesische Prinzip der Leibeigenschaft habe ich einmal etwas sehr interessantes gelesen. Nämlich hatte der Herr dort nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Dafür dass er ein Siebtel (für die Nichtmathematiker dies sind ca. 14 %) von seinen Leibeigenen bekam, hatte er die verdammte Pflicht und Schuldigkeit die Wege und andere Dinge in ordentlichem Zustand vorzuhalten. Dies System brach im späten Mittelalter einfach nur deshalb zusammen, weil viele Herren ihren Pflichten nicht mehr nachkamen und die Bauern daraufhin rebellierten.

Nochmals, ich möchte lediglich, dass Sie ein paar Sekunden innehalten und sich selbst die Frage stellen, ob Sie frei sind. Ich behaupte: Sie sind heute genauso ein Leibeigener wie Ihr Vorfahr es im Mittelalter war. Der Unterschied liegt darin, dass Ihnen hinreichend suggeriert wurde, sie wären ein freier Mensch.

Beispiel gefällig? Haben Sie ein Haus gebaut? Ja! Dann sage ich Ihnen jetzt: Sie haben einen großen Teil Ihrer Freiheit – also Ihres Leibes – übereignet; q.e.d. Trotzdem Glückwunsch! Sollten sie kein Haus gebaut haben, haben Sie ein Teil ihres Leibes, mag er auch noch so klein sein, auch an jemand übereignet. Denken Sie darüber nach, Sie werden etwas finden – es sei denn Sie sind auf der Insel und ausgestiegen.

Categories: 我的金瓶梅

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