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Die Triangel

ist ein merkwürdiges Instrument, welches offensichtlich nur merkwürdige Leute spielen, ich meine noch merkwürdigere Leute als jene, die Blockflöte spielen. Als ich im Kindergarten war, auch damals bleute man mir schon ein ich sei dämlich, mußte ich immer die Triangel spielen. Vielleicht sollte ich hier einfügen, daß meine Frau und auch mein Sohn steif und fest behaupten ich sei völlig unmusikalisch. Neuere Untersuchungen haben sehr zu meiner Freude und hoffentlich zur späten Einsicht meiner verbohrten protestantischen Kindergärtnerinnen – Erzieherinnen so in der Art und Qualität meiner Frau waren das beileibe nicht – ergeben, dass es gar keine unmusikalischen Menschen gibt. Selbst Neugeborene hören Mißtöne in einer Melodie heraus, instinktiv sozusagen, ohne daß sie je Musikunterricht genossen hätten. Jedenfalls hatten die „Verbohrten“ wohl erkannt, dass ich zu dämlich sei ein Instrument zu spielen oder wie man ja auch sagt, zu beherrschen. Also gab man mir welches Instrument? Genau, die Triangel. Die Triangel steht beim kollektiven Krachmachen, bei meinen hochmusikalischen Kindergärtnerinnen hieß der Krach Musik – ergo das erzeugen von Krach wohl auch musizieren – ganz hinten in der Ecke, welche die dunkelste im Raum ist. Vielleicht haben diese Ungeheuer mich auch deshalb immer in ein dunkles Zimmer gesperrt, wenn ich mich anarchistisch und standhaft geweigert habe, den angeordneten Mittagsschlaf zu mitzumachen. Oder ich habe, nennt man dann wohl Umkehrschluss, die Triangel gar nicht deshalb bekommen weil ich doof bin, sondern um meine nicht zu besiegende Renitenz zu strafen. Jedenfalls war für mich nur die Triangel drin.

Nun ist das spielen der Triangel in der Krachband an sich ja nicht schlimm, sollte man meinen. Allerdings unterschätzen wir hier die Gemeinheitsfähigkeit der „Drillsergeants“. Die nahmen das Instrument in doppelter Hinsicht her um mich fertig zu machen. Denn wie gesagt, dass spielen der Angel, heißt die vielleicht Angel weil sie an einem Band hängt? ist im Allgemeinen nicht schwer oder gar unzumutbar. Die Demütigung des Delinquenten, das Idioteninstrument zu bekommen, läßt sich lustvoll steigern, mindestens bei unter sechsjährigen. Der Triangelspieler hat so im Schnitt pro Minute einen, allerhöchstens aber zwei, Einsätze. Die verpaßt er aber regelmäßig, weil er ja zur Trägheit verdammt ist und somit unkonzentriert den richtigen Zeitpunkt verschläft. Das rechtfertigt nun wieder den strafenden, tadelnden, vor Mißachtung triefenden Blick des Sergeanten, so dass alle über den Triangelspieler, ob seiner Blödheit, lachen.

Nun kann man hoffentlich verstehen, warum die Triangel ein solch hochbeliebtes Instrument ist. Kommt als Kirsche auf der Sahne des Windbeutels noch hinzu, dass das Instrument welches man leidenschaftlich gerne mal bedienen möchte, ausgerechnet von dem Mädchen mit den längsten Zöpfen, in die man noch dazu unsterblich verliebt ist und die man als Triangelidiot niemals besitzen wird, gespielt wird.

Dagegen ist normaler Foltersadismus, wie in einigen Staaten – die von uns immer noch Entwicklungshilfe und Waffen bekommen – üblich schlicht vernachlässigbar.

Categories: 我的金瓶梅

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