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Ein paar Sätze zu China

Hier gilt es für mich etwas aufzugreifen, was mich seit Jahren schon ärgert. Zuständig für ein JV (Abkürzung für das neudeutsche „Joint Venture“ – ich halte den Begriff für nicht wirklich übersetzbar ins Deutsche) in Russland hat man mich immer wieder mit den JV’s in China ausgebremst. Plural deshalb, weil alle Versuche meiner Exfirma für Bleibatterien ein JV in China zu machen gnadenlos und grandios gescheitert sind. Sie hätten meine Mitmanager und die Top-Manager oben drüber mal hören müssen. Am Anfang jeden Projektes war man der Größte, man hatte alles im Griff und die Chinesen schon so gut wie über dem Tisch. Wenn mir jemand erzählt, er hätte einen Chinesen im Griff, dann fängt bei mir alles in meinem Körper an zu wackeln, ob meines Gelächters, obwohl sich in meinem Gesicht möglicherweise gar nichts abspielt. Man entwickelt halt im Laufe von Jahren Verhaltensmuster die von den Psychologen als krank eingestuft werden. Jedenfalls habe ich mich sehr oft ärgern müssen, über die Ignoranz unseres Managements. Heute arbeite ich für die Russen mit denen man bis heute kein JV wirklich angefangen hat und ärgere mich sehr wenig. Nachdem wir alle, Russen und ich nun in China unterwegs sind und ich früher schon häufiger in diesem Land unterwegs war, glaube ich mich berufen ein paar Dinge aufzuklären, die wir aus unserer Sicht oft falsch sehen. Erstens, Chinesen sind Menschen, wie alle anderen Menschen auch – sagt der nach Meinung seines Sohnes größte Rassist. Chinesen sind auch nicht cleverer oder dümmer als andere. Chinesen sind Schlitzohren, deren wahre Gedanken für uns oft nicht zutage treten, weil wir Ihre Sprache und Kultur nicht annähernd begreifen, geschweige denn nachvollziehen können. Bitte nicht missverstehen, ich bin nicht dagegen in China JV’s oder sonst was zu machen. Ich bin nur dagegen dies um jeden Preis zu tun. Warum müssen unsere Regierungen das „Airbus-Know-How“ an die Chinesen verschenken? Es gehört Ihnen doch gar nicht, es gehört uns, wir Steuerzahler, vornehmlich Franzosen und Deutsche Steuerzahler haben das „Know-How“ finanziert. Warum muss jede Automobilfirma in China produzieren? Was erwartet sich Volkswagen von dem chinesischen Markt für die Zukunft? Mehr als 3 % Marktanteil? Gegen wieviel „Huaweis“ und was weiß ich wie die Automobilschmieden Chinas heißen? Quatsch ist das, absoluter Quatsch. Vielleicht ergibt das ganze im Hochpreissegment einen Sinn, wo Autos über Luxusemotionen und weniger über praktische Gesichtspunkte verkauft werden, aber VW? Jedenfalls meckern alle über die Globalisierung und dass die Chinesen uns Arbeitsplätze wegnehmen, das will ich hier auf keinen Fall tun, im Gegenteil.

Als Nichtökonom aber Homo oeconomicus werde ich jetzt ein Beispiel geben. Wir fahren auf einer chinesischen Autobahn von Xiamen nach Guangshou und ich schaue mir angelegentlich die Leitplanken an. Dass die lokal hergestellt sind, lässt sich denken, oder? Wenn nun eine deutsche Leitplankenfirma gefragt wird, in einem Joint Venture für Leitplanken in China mitzumachen, dann wird sie das hoffentlich tun, denn China braucht Leitplanken. Jetzt kommt die deutsche Gewerkschaftsszene und schreit dagegen, weil das Arbeitsplätze in Deutschland kostet. Blödsinn, weil es kann doch niemand, nicht einmal ein betonköpfiger Gewerkschaftsboss glauben das es sinnvoll sei folgenden zu tun: erst in China Eisenerz zu gewinnen, dann den Stahl herzustellen, den Stahl dann nach Europa zu schaffen, Leitplanken dort zu bauen und anschließend die Leitplanken wieder nach China zu schaffen. Dann hätte der Wahnsinn aber Methode. Andere Frage: wie lange lohnt es sich, Leitplanken aus China nach Europa zu schaffen? Genau, so lange die Ölpreise niedrig sind. Die gehen aber hoch, weil die chinesische Wirtschaft immer mehr davon braucht, also auch irgendwann Quatsch. Dann bauen wir besser in Europa Leitplanken für Europa und in China für China. Profitiert das deutsche Unternehmen aber vom JV in China, fließt wieder Kapital nach Europa, mit dem Unternehmer, nicht Gewerkschafter, etwas Neues machen können. Nochmals, ich bin kein Ökonom, aber die Probleme die wir in Europa haben, kommen nicht von den Chinesen, sondern von uns selbst. Die Gewerkschaften sollten darüber mal nachdenken.

Das einzige was man vielleicht über China negativ bemerken kann und aus meiner Sicht auch muss ist, dass die Chinesen sich, politisch gewollt oder nicht, geistig und kulturell überbewerten. Eine Kultur die sich verweigert die Errungenschaften eines Nachbarn zu übernehmen, obwohl diese deutlich besser sind, ist anpassungsunfähig und Anpassungsunfähigkeit wird nach Darwin mit dem Tode bestraft. Es sind schon Gesellschaften daran zerbrochen, dass Ihre Nachbarn bessere Lebensbedingungen für Menschen entwickelt hatten und die Bevölkerung der Gesellschaft die daran nicht teilhaben konnten, entledigte sich irgendwann ihres Regimes entledigte, um z. B. auch Danone-Joghurts essen zu können. Also Globalisierung ist eine Aufforderung mitzumachen. Die Chinesen haben das bis heute nicht begriffen und das ist Schade. Wenn beide Seiten anfangen voneinander zu lernen und sich zu mögen, dann können sie gemeinsam mehr erreichen als jeder einzelne für sich.

Wir Europäer müssen aufhören zu jammern und uns auf veränderte Bedingungen einstellen. Unsere Politiker müssen die Steuern gnadenlos senken, damit wir noch zu essen haben, aber keine völlig überkandidelten Stundenlöhne mehr zahlen müssen. Wir alle sind gefordert, nicht zu jammern, sondern zu machen. Wenn die Chinesen sich weiter einer Art Weltkultur verschließen, mögen sie das tun, ich bin sicher, der Preis dafür wird erst spät bezahlt, aber er wird hoch ausfallen.

Categories: 我的金瓶梅

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