So lautet der Werbespruch von IKEA. Nun ich habe die Möglichkeiten ja längst erkannt. Ich gehe nämlich nicht zu IKEA, das ist eine Art von Selbstschutz, sozusagen. Natürlich heißt wenn ich sage, ich gehe nicht zu IKEA, dass ich doch hingehe, und zwar meinem Sohn oder meiner Frau zuliebe. Mindestens einmal im Jahr ist meine Geliebte weg, das bedeutet sie fährt mit ihren 22 Blagen Montags weg und kommt erst Mittwochs wieder. Letztes Jahr hat meine geliebte Frau noch so eine Auszeit genommen, und ist im November zu einer Fortbildung weg gefahren. Noch dazu war bei meinem Sohn im Zimmer eine Jalousie kaputt gegangen. Das Problem mit seinen Fenstern ist, dass außer IKEA mit den krummen Maßen nichts passt. Also bin ich meinem Sohn und auch meiner Frau zuliebe, wir sollten nämlich Käse, also Smörebrödkäse, mitbringen, zu IKEA gefahren.
Die Nummer fing an lustig zu werden, als wir auf der Suche nach einem Parkplatz waren. Entweder die Hausfrau parkt im ersten freien Parkplatz ein, oder der Rentner (wir waren an einem Mittwoch dort) parkt gar nicht, weil er keinen Parkplatz sieht. Wir bekamen aber einen „Parkplatzslpstick“ der ganz besonderen Art geboten. Ein Zivi mit Mercedes-Bus und etwa sechs oder sieben sogenannten Behinderten versuchte seinen Bus ein zu parken. Da dieser etwas länger war als ein FIAT-Cinquecento hatte er Probleme. Mit seinen Problemen blockierte er erstens die Straße und zweitens den besten Parkplatz den man bei IKEA überhaupt finden kann. Er übte also ein zu parken, Parklücke eins etwa dreimal vor und zurück. Ich rief aus dem offenem Seitenfenster laut,
„mein Gott Zivi, hau rein und mach mir keine Schande!“
Er machte mir aber Schande, er kurvte dreimal vor und zurück, bevor er sich für die Parklücke auf der anderen Seite der Reihe entschied, aber nur um das Spiel dort zu wiederholen. Im zweiten Anlauf rief ich,
„los Mann, Du hat doch noch einen Meter mindestens!“
Die Leute guckten mittlerweile, manche lachten und mein Sohn kugelte sich auf dem Beifahrersitz. Dann hatte ich endlich den ersehnten Zentimeter Platz und fuhr an dem armen Kerl vorbei und parkte ein. Als wir dann Richtung Eingang gingen, sahen wir Ihn immer noch üben und ich dachte,
„für Dich, aber vor allem für mich, wäre es besser gewesen, Du wärest zur Bundeswehr gegangen.“
Mein Sohn und ich gingen also zu IKEA rein, und er war schwer beeindruckt, dass sein alter Herr eine Abkürzung kannte, wie man ohne den „Möbelausstellungspfad“ abzulaufen zu der „Kleinteilehalle“ kommt. Dort angekommen kriegte ich die nächste Krise, weil es dort nahezu unmöglich ist, die schlendernden Hausfrauen zu überholen. Die gehen nämlich mit Ihren Hintern in Zwei- bis Dreierreihen vor einem her und lassen keine Lücke. Mein Sohn, der meine Unruhe über diese Behinderung sehr wohl bemerkte, amüsierte sich ein zweites Mal über mich.
Die Spezialität meines humorlosen Humors bewies ich meinem Filius aber dann in der Lampenabteilung, indem ich mich vor einem Lampenkarton auf dem in großen Lettern stand „FADO“ (ernster portugiesischer Gesang unter starkem „Tentakeleinsatz“ – ist von mir, nicht aus dem Brockhaus) stehen blieb. Ich beugte mich mit ernster Miene über den Karton, hob die rechte Hand an das rechte Ohr und sagte zu meinem Sohn: „hörst Du was?“ Der warf sich weg, wir lachten und zogen weiter, besoffen vor Lachen durch IKEA´s Kleinteilehalle. Der nächste Karton der unser war, wurde von meinem Sohn entdeckt. Er wies mit der Hand auf ein Regal und sagte,
„da guck mal, GOSPEL!“
Ich starb vor Lachen während wir weiterzogen.
Den größten Gefallen tat ich meinem Sohn dann auch noch in der Lampenabteilung, denn man/frau muss wissen, dass ich auch noch eine geheime Mission hatte. Da mein Sohn sich eine Lavalampe – was auch immer das ist, ich habe den mir gegenüber gemachten Erklärungen bis heute nicht entnehmen können was das sein soll – wünschte, sollte ich mehr oder minder danach Ausschau halten und im Erfolgsfalle eine mitbringen. Soweit also mein verdeckter Regierungsauftrag. Um nun dem Willen meiner Domina Folge zu leisten, schlich ich etwa in 5 Metern Abstand von meinem Sprössling durch die besagte Lampenabteilung. Erst mal bekam mein Heimwerkerinstinkt (angeboren) Nahrung, weil dort schöne Steckdosenleisten lagen, die sich aber bei genauerem hinsehen als zu teuer entpuppten. Dort war jemand, der wie ein „Ossi“ und IKEA-Mitarbeiter aussah, und immerzu in den Wühltischen Ordnung herstellte, auch in jenem in den ich geschaut hatte. Als ich ein paar Meter weiter in eine Grabbelkiste sah, stand jene Person neben mir und ich gab meinem Herzen einen Stoß. Ich fragte ihn, „entschuldigen Sie, haben sie auch Lavalampen?“ Da ich ihm beim Fragen direkt in die Augen sah, sah ich an seinem Blick, dass er offensichtlich nicht bei IKEA beschäftigt war und ziemlich wütend war, dass ich ihn für eben so einen „Grabbeltischsortierer“ hielt. Ich sah in seinen Augen auch, dass er eine hohe Bereitschaft entwickelte mir eine rein zu hauen. Also entschuldigte ich mich sofort bei ihm und drehte mich rasch um, weil ich natürlich über meine eigene Dummheit lachen musste. Mein Sohn und ich traten also lachend die Flucht aus der Elektroabteilung an.
Von dem Desaster mit der Jalousie erzähle ich lieber nicht, weil die Unordnung die wir dort vorfanden in etwa dem Chaos auf dem Flughafen in Bangkok beim Umsteigen entsprach. Nachdem wir uns endlich eine Jalousie herausgesucht hatten, im Übrigen eine die zu lang war, sind wir dann Richtung Kasse abmarschiert. Dort angekommen, suchten wir uns eine Schlange zum anstehen aus, mit der Aussicht auf eine möglichst kurze Wartezeit – heißt nicht nur unter Berücksichtigung der Länge der Schlange, sondern auch der Menge der Waren der einzelnen menschlichen Elemente der Schlange. So standen wir dort an, wie der DDR-Bürger früher, und kamen auch ganz gut voran, bis nur noch eine Mutter mit Tochter vor uns waren; die Tochter schätzungsweise Anfang zwanzig. Dann fragte die Kassiererin von der Nebenkasse unsere vielleicht zukünftige Kassiererin nach dem Preis für einen Artikel ihres Kunden. Unsere Kassiererin war völlig selbstlos und meinte den Artikel hätte sie kurz zuvor gehabt. Darauf stoppte sie ihre eigentliche Tätigkeit, stand auf und fing an die Kopierolle der Kassenbons rückwärts abzurollen. Das ging einige Meter so. Mir war das Ganze dann zu blöde und ich setzte meinen persönlichen IKEA-Schlusspunkt, in dem ich laut zu meinem Sohn sagte,
„gleich kommen die Vernehmungsprotokolle von Heinrich Himmler.“
Wir fingen wieder an zu lachen, die Dame vor uns auch und die Kassiererin, ertappt wie sie war, lachte Gott sei Dank auch. Mit der Kasse nicht genug, beim Käse kaufen bekam ich dann den „goldenen Schuss“ zu sehen. Da man den Käse extra bezahlen muss stand ich hinter einer der Hausfrauen an. Die monierte irgendeine Tüte oder deren Inhalt bei der Kassiererin, die gleichzeitig noch den Kaffeeausschank organisierte und nebenbei noch dem Koch versuchte in seinen faulen Hintern zu treten. Diese Dame rannte dann mit der Tüte zur Kaffeetheke, von dort in die Küche und durch halb IKEA wieder zurück zu einem Korb auf der anderen Seite ihrer Kasse. Ich brach förmlich zusammen. Nachdem die Kassiererin die Tüte eins durch eine identische Tüte zwei ersetzt hatte, zahlte die Gute vor mir endlich.
Nach dem mein Sohn und ich das „Adventure Game“ ohne terroristischen Anschlag meinerseits überlebt hatten, steht für mich nur wieder stärker fest: entdecke die Möglichkeit nicht zu IKEA zu gehen, außer Du tust es für Menschen, die Du über alle Maßen liebst.
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