Dass ich eine Lehre gemacht habe, das ist schon aufgeschrieben. Was das Sklavenschiff und seinen Kapitän betrifft auch. Aber ich habe es Ja wie gesagt überlebt. Durch meine Lehre in der Heringsfabrik, habe ich lange Zeit später, als ich ernsthaft anfing Fisch zu verarbeiten, eine große Affinität zum besagten Lebensmittel entwickelt. Fisch ist etwas Besonderes. Ich will hier keinen weiteren Blödsinn von wegen gesünder als etc. pp. herunterleiern, Fisch kann lecker sein, ein tolles Nahrungsmittel. Fisch ist wesentlich sinnlicher als Fleisch, ist graziler, weicher, empfindlicher. Eine Lammkeule zu zerlegen ist eine Arbeit bei der man/frau zupacken muss, Fisch muss man wesentlich zarter behandeln. Die Schnitte beim filetieren müssen sitzen, sonst muss man/frau Bruch essen.
Zurück zu besagtem Hering, die Firma F. Woldemar machte, wie schon anderweitig beschrieben, Matjes in Tiefziehschalen und Dosen, Salzheringe in Plastikeimer und noch ein paar andere eingelegte Heringe. Aber keinen Brat- und Bismarckhering. Irgendwann ist die Firma Woldemar einmal an einen Schwedischen Konzern verkauft worden, der genau so heißt wie die berühmteste Schlagertruppe aus Schweden, bevor die dann die den Namen Woldemar an eine deutsche Firma Friedrichs verscherbelten. Übrig geblieben ist in Emden nur die Firma Fokken & Müller, die machen immer noch in Matjes. Das Drama an dieser Geschichte ist, dass die Firma Fokken & Müller der kleine Laden war und wir der große. Wir haben die immer ein wenig konziliant belächelt, nun gibt es sie noch und der große Laden ist verschwunden. Das erinnert mich an die Fassungslosigkeit meines Vaters, als seine geliebte AG-Weser verschwand und der Bremer Vulkan überlebte. Nun ja, so ist das Leben. Wenigstens von der AG-Weser habe ich noch zwei Jubiläumsbände und es gibt ein gut geführtes Archiv von ehemaligen Werftmitarbeitern, nette Leute, denen habe ich noch Bilder von meinem Vater für ihr Archiv geschickt. Von Woldemar habe ich nichts außer meinem alten Lehrvertrag – 310 Mark im Monat im 1. Lehrjahr. Schade drum, die ganze Tradition ist undokumentiert in die Versenkung geraten. Wenigstens gibt es einen Wikipediaeintrag zur Emder Heringsfischerei – immerhin.
Die Liebe zum Fisch ist mir geblieben. Im Urlaub tobe ich mich mit der Kamera aus. Kein Fischkutter dieser Welt ist vor mir sicher. Meine Liebe gilt besonders den total vergammelten. Die bezeugen ehrliche, meist männliche Arbeit. Fischer haben meinen vollen Respekt, ein ursprünglicher Beruf, welcher Menschen ernährt. Na, die Bilder stelle ich zusammen wenn ich in Rente gehe, also hoffentlich nie.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch wieder zu meinem Lieblingsthema zurückkommen, nämlich auf die Grünen. Meine Freunde von der Front der Ahnungslosen meckern zwar herum wenn die Leute sich angeblich ungesundes Fastfood in den Rachen nageln, aber wenn die dann anfangen Fisch zu futtern, dann geht das natürlich gar nicht, da alle Fischbestände aller Weltmeere chronisch überfischt sind. Alles kein Problem kann man feststellen. Als damals Ende der 70er Jahre das Heringsfangverbot kam, musste ich für den Alten 35.000 Mark von der Bank in Bar holen. Dann ist der in ein Flugzeug gestiegen und nach Kanada geflogen. Dann kam er mit einem Vertag zurück und es ging weiter. Später waren wieder Heringe in der Nordsee und alles ging von vorne los. Seit Jahren sammele ich alle Berichte die sich auf Tatsachen zum Thema Fisch beziehen, aber eben nicht auf grün dahergelaberten Blödsinn. Viel zum Hering, aber auch zu anderem, Lachs, Thunfisch – ein ganz besonders von den Grünen geliebter Fisch, damit kann man den Leuten richtig Angst machen und ein schlechtes Gewissen pflanzen – aber auch Aal und anderes. Die Krönung aber fand ich in einem Interview einer Journalistin, die einen deutschen Forscher fragte, warum die EU-Forscher immer so wenig Fische in der Nordsee fänden, es aber reichlich davon zu kaufen gäbe. Der meinte dann nur, die EU-Forscher, die fahren dann so gegen 8:30 h raus zum Fische zählen, aber da sind die Fischer schon immer mit ihren Fängen wieder im Hafen. Da kann es da draußen an dem Tag nicht mehr so viele Fische zu finden geben.
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