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Frauen und Küche

Ein symbiotisches Verhältnis ist das. Wie ich das meine? Ganz einfach, die Frau kann nicht ohne Küche und die Küche ergibt keinen Sinn ohne die Frau. Schrecklich chauvinistisch? Ich kann sie trösten, was ich meine ist: wenn ich in der Küche etwas mache, ja da gucken sie, ich kann nämlich kochen, ich koche sogar gerne, es entspannt mich und meine Familie behauptet man kann das Zeug sogar essen, also dann poliere ich an allem herum. Ich sortiere, räume auf, alles hat seinen festen Platz, ein Griff, zack man hat das was man braucht. Ich sortiere das ganze, wenn auch verzweifelt, logisch. So sortiere ich zum Beipiel die Schüsseln so, daß man eine kleine und eine mittlere so aus dem Hängeschrank herausnehmen kann, daß man keine andere anfassen muß. Ich kann also mit einer Hand arbeiten. Nur meine Frau, ja die sortiert die Schüsseln andersherum ein, so daß alles was ich mühsam aufgebaut habe wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt wenn ich da reingreife. A…karte gezogen, sozusagen. Symbiose? Sie fragen sich immer noch was ich meine?

Also, ein Mann, wenn er in der Küche etwas macht, der liebt die Küche. Eine Frau hingegen braucht die Küche. Lieben und brauchen sind zwei verschiedene Dinge, das müssen Sie zugeben.

Besonders ich liebe unsere Küche, ja ich erzähle Ihnen wieder eine Geschichte. Sie handelt davon wie ich eine Küchenverkäufer von Ticco den TAg versaute. Der hat mich angeguckt als käme ich vom Planeten Mars. Das ist kurz hinter der Erde, von der Sonne aus gesehen. Meine Frau und ich hatten einmal die Idee eventuell eine Küche zu kaufen. Ergo waren wir in den verschiedensten Läden – Möbelläden. Ich fuhr sie nach Frankfurt, nach Hanau, bis Wiesbaden, Mainz und Darmstadt – wir leben nun mal in einem Ballungszentrum. Irgendwann landeten wir bei Ticco. Eine Küche war da, die uns halbwegs gefiel. Besser gesagt, sie erfüllte die Kriterien. Sie war aus Holz. Nicht aus Spanplatte, aus Holz. Haben Sie je darüber nachgedacht, das der Durchschnittsdeutsche nahezu sein gesamtes Leben in Spanplattenmöbeln verbringt, aber wenn er dann abgekratzt ist, dann, ja dann muß es echte Eiche sein, mindestens 20 Jahre abgelagert. Ich kaufe keine Spanplattenmöbel, wir kaufen lieber weniger, dafür dann aber etwas vernünftiges, was bis an unser Ende hält. Unser Wohnzimmerschrank ist von meiner Großmutter, in den dreißigern auf Maß angefertigt, ist er heute noch zeitlos schön. Der Küchenschrank ist von der Tante meiner Frau, wie alt wissen wir nicht ganz genau und auch der ist heute noch zeitlos schön. Wir suchten also bei Ticco einen Verkäufer und fragten mal was die Küche denn so kosten sollte. Fehler, ganz klar ein Fehler. Der Typ meinte dann, na so wie sie da steht eigentlich so 55 tausend Mark, Gott sei Dank sagte er nicht EURO, aber wenn sie diese nehmen nur 45 tausend. Na ja, mein Hirn ist ja schnell, also rechnete ich mal hoch wie wir die Küche bräuchten und landete so bei 60 tausend plus. Worauf ich dann zu dem armen Mann sagte, „wissen Sie, ich wollte eine Küche kaufen, ich wollte nicht zur Bank gehen um einen Kredit aufzunehmen!“

Dem armen Kerl sackte die Kinnlade durch bis zum Fußboden und mir wurde erstens klar, daß noch nie jemand, noch gar niemand, ihm so etwas ganz offen gesagt hatte und zweitens, daß die Leute die sich eine Küche kaufen, dies mit mehr als neunzigprozentiger Sicherheit mit einem Kredit tun.

Als wir heil und unverschuldet aus dem Laden wieder raus waren, sagte ich nichts zu meiner Frau. Ich brauchte ca. eine Woche dann hatte ich es. Ich baute unsere Küche selbst. Aus Vollholz. Ich habe in der Küche nicht einen Kubikmillimeter Spanplatte verarbeitet. Uns gefiel diese Küche. Ich habe Features eingebaut, da können Küchenkonstrukteure nur von träumen. Ich habe mir Gedanken gemacht über ergonomische Anordnung von Armaturen, den aufziehbaren Mülleimer und diverse andere Dinge. Die Küche ist nicht einmal nur gebaut, sie ist gewachsen über einen längeren Zeitraum und sie hat schlußendlich nur ca. ein viertel bis ein drittel dessen gekostet, was die deutsche Küchenmaffia von mir haben wollte. Sie dürfen mir glauben, das ich unsere Küche liebe und ich habe meine Frau schwer in Verdacht, daß sie ebenfalls so etwas wie eine heimliche Liebe zu dieser entwickelt hat.

Nachtrag:

Wir sind aus dem Haus umgezogen in eine Wohnung und ich habe neulich bemerkt, dass einige der Features, die damals einbaute, heute in normalen Küchen erhältlich sind. Nur baute ich die besagte Küche vor knapp 20 Jahren.

 

 

Categories: 我的金瓶梅

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