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Früher war alles besser II, oder als die Tankstellen noch keine Brötchen verkauften

Ich muß mal wieder meckernd eine Feststellung machen. Es gibt doch Dinge die früher besser waren. Denn die Tatsache, daß Tankstellen Brötchen verkaufen ist schlecht. Der Brötchenverkauf an der Tankstelle hat sicherlich dazu beigetragen, das die Bäcker heute Sonntags aufhaben dürfen und es ja auch tun. Also kann man seine Brötchen jetzt auch am Sonntag dort kaufen, wo man sie in der Woche auch kauft. Leider, oder Gott sei Dank, je nach dem wie unsereiner das sehen mag, haben die Tankstellen nicht wieder aufgehört Brötchen zu verkaufen. Und nun direkt zu meiner Odyssee:

Es war an einem Sonntag. Ich bin morgens ziemlich tranig noch – soll meinen: ich hatte noch Schlaf in den Augen – aus der Haustür getorkelt und in mein Auto rein. Dann bin ich wie „immer wieder Sonntags“ nach Bad Soden zum Bäcker gefahren. Leider war es schon nach 8:30 h, was bedeutet, daß ich nicht mehr alleine auf der Straße war, sondern die anderen Idioten – entgegen irriger Annahmen schließe ich mich immer gerne gedanklich in den Kreis der Idioten mit ein – waren auch schon unterwegs. Ich dachte noch so: „Sch… zu lange geschlafen“, da kam das erste Problem schon auf mich zu. Rechts keine Parkplätze mehr, nur gegenüber. Der Trick ist nun, im Verkehr auf der Hauptstraße in Soden so zu wenden, daß man a) in einem Zug herumkommt und b) einem keiner von dem man geglaubt hatte er brause vorbei den anvisierten Parkplatz wegschnappt, weil dann geht der Streß von vorne los. Ich hatte Glück, ich kleines Schwein, und bekam den Parkplatz. Freudig sprang ich aus meinem Auto und kaufte die 4 Brötchen für meine Frau und mich. Bitte liebe Atomstromgegner, ich weiß die Brötchen sind nicht CO2-Freundlich, weil ich ungefähr einen Liter Diesel dafür gelassen habe, aber darauf lasse ich einen, weil die Brötchen schmecken gut. Nach dem Bäcker bin ich dann die Straße runter zur nächsten „Oral“ (für ordentliche Menschen: Aral) gefahren und habe meinen Treibstoffbunker wieder aufgefüllt. Ich ging dann pfeifend zum bezahlen in den modernen Lusttempel hinein und freute mich, daß außer mir nur noch eine andere Person im Verkaufraum war. Aber man kann es sich ja denken. Diese Person spielte mit dem Tankstellenwärter Mohnbrötchen rein und Sesam wieder raus. Dann suchte der Kerl minutenlang nach Kleingeld um den Mist den er dort erwarb auszulösen. Also wartete ich einige Zeit damit ich zahlen konnte. Dabei schoß mir durch den Kopf, daß früher der Sinn einer Tankstelle darin bestand Benzin und Diesel zu verkaufen, heute wohl eher Brötchen. Das Argument, daß der Pächter an den Brötchen mehr verdient lasse ich nicht gelten, weil das Heer an Schülern die die Brötchentheke Sonntags bedienen kostet schließlich einiges Geld, oder?

Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß mir beim warten in der Tankstelle noch ein Gedanke kam. Ich war mir zur Hölle noch mal nicht sicher, ob ich beim hinausgehen zu Hause die FAS (Frankfurt Allgemeine Sonntagszeitung) im Briefschlitz gesehen hatte. Als ich dann nach Hause kam und meinen Schatz danach fragte, flötete sie:

„nein, die Zeitung ist heute nicht gekommen, hast Du das denn nicht gesehen als Du gegangen bist“?

„Nein habe ich nicht gesehen“, brummte ich, „und außerdem, Du hättest mich ja im Auto anrufen können, so kann ich jetzt noch mal losfahren“.

Mann war ich sauer. Der Sonntag fing gut an. Es half ja nichts, ich stellte also mein Eierwasser auf. Ja, ich koche die Eier im Topf, ich will wohlschmeckende Eier frühstücken am Sonntag. In kochendem Wasser exakt 5 Minuten und 30 Sekunden nach meiner Armbanduhr „ge-timed“. Dann bin ich eben bekennender Umweltzerstörer. Dann sprang ich wieder in mein Auto und fuhr zu unserer Tanke in Liederbach um die Zeitung zu kaufen. Und was glaubt man? Sicher, genau, diesmal hatte ich auch wieder nur eine Dame vor mir und die war gut drauf. Sie kaufte Brötchen, eines davon und eines hiervon und somit sehr viele verschiedene Brötchen. Damit nicht genug, verpackte die diplomierte Brötchen-Benzin-Verkäuferin alle Brötchen einzeln in eine Tüte. Als es dann an das bezahlen ging, hatte sie natürlich vergessen wie viele von welchen Brötchen in den Tüten waren. Also mußten alle Tüten noch mal kontrolliert werden und das Ergebnis wurde je Tüte immer gleich in die Kasse eingetippt, damit man mit der eigenen Vergeßlichkeit nicht noch den Montag mitvertrödelte. Als ich die Zeitung endlich bezahlen konnte kochte ich innerlich und beschloss das hier aufzuschreiben.

Will man Benzin oder Zeitungen an einer deutschen Tankstelle erwerben, dann immer nur zu brötchenneutralen Zeiten. Wenn man das ein Leben lang beherzigt, dann spart auf das ganze Leben gerechnet mindestens einen ganzen Tag ein.

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