Die gibt es in bunt und in grün-rot. Es gibt sie mit Autos, halbnackten Damen (Pirelli, hochbegehrt), mittlerweile gibt es sogar Bandkalender. Da hat man dann 12 Bilder einer Band drin, zum umblättern das Ganze. Mein Sohn hat seiner Freundin so einen Kalender zu Weihnachten als Geschenk gekauft, und zwar von Limp Bizkit, kennen sie nicht? Dabei handelt es sich um einen ganzen Haufen Krach mit Niveau (Zeltinger: Asi mit Niwoh). Jetzt fragen sie sich wieder: was soll das? Was will er mir sagen? Ganz einfach, mein Sohn zeigte mir dann den Kalender und sagte: „guck mal, geil nicht, echt scharfe Photos von Limp Bizkit“! Dann machte er das, was alle mit diesen dämlichen Kalendern machen. Er fing an zu Blättern und fing natürlich mit Januar an. Zu jedem Monat, bzw. dem dazugehörigen Bild, musste ich mir dann anhören, wie stark, super, geil das sei. Als er endlich im April angekommen war, kam mir eine Erleuchtung über meine eigene problematische Persönlichkeit und ich unterbrach ihn. Ich sagte,
„darf ich dir gegenüber mal ganz, ganz ehrlich sein?“ Er,
„klar doch!“
Dann machte ich ihm klar, dass ich mich schon mein halbes Leben über diese dämlichen Kalender ärgere, und zwar egal wessen Inhalts diese Dinger auch immer sein mögen.
Ich machte meinem Sohn klar, dass ich keine Lust habe mir ein zwölfseitiges Bilderalbum anzuschauen, bei dem vielleicht zwei Bilder gut sind, und der Rest ist Schrott. Es langweilt mich schon immer, wenn Leute in meiner Gegenwart diese dämlichen Dinger durchblättern und bei jeder neuen Seite euphorisch-orgiastisch aufstöhnen wie Martina Hingis beim Aufschlag. Mein Sohn war mir – Gott sei es gedankt – nicht wirklich böse, dass heißt er nahm das nicht persönlich sondern wunderte sich wieder einmal über seinen schizophrenen „Alten Herrn“. Soll ich mal richtig böse sein?
Wenn jemand in sein Büro oder in seine Küche, ins Schlafzimmer oder sonstwo einen Kalender hängt, dann kapiere ich eines nicht. Entweder mir gefällt ein Monet besser als ein Kandinsky, oder ein Dali. Den, den ich lieber mag, den hänge ich mir hin. Warum soll ich im März dauernd auf einen van Gogh starren, wenn mir die karibischen Mädchen von Gauguin besser gefallen? Oder anders ausgedrückt, wenn ich mir nackte Frauen aufhängen würde, dann doch wohl keine Blondine mit riesigen Brüsten im April, wenn ich auf schwarzhaarige Frauen mit normalen Brüsten stehe. Ich bin doch nicht blöd. Also, wenn mir jemand solche Kalender schenkt, dann stöhne ich innerlich auf wie Martina Hingis und schaue mir den Inhalt nur dann an, wenn man mich dazu nötigt, also aus Rücksicht auf die Gefühle anderer Leute. Aber wer nimmt eigentlich auf meine Gefühle Rücksicht? Die Kalenderhersteller nicht, denn die können mir mit ihrem Schrott gestohlen bleiben, weil für mich der Sinn eines Kalenders, der ist, dass ich in die Lage versetzt werde, dass verfluchte, gesuchte Datum heraus zu fieseln, und sonst gar nichts.
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