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Lebenskrise

Jetzt habe ich angefangen über das Studium zu schreiben. Das war eigentlich gar nicht meine Absicht, aber sei´s drum. Wenn ich bei meinem Studium angekommen bin, und wenn ich gar noch ein Kapitel über einen echten „bad one“ schreiben will, muss ich eigentlich unvermeidlich über meine Lebenskrise sprechen. Da lachen Sie, gell? Wie kann ein Mittzwanziger eine Lebenskrise haben?

Das ist ganz einfach, er lernt eine Frau kennen. Meine Frau um genau zu sein; klingt fast wie bei Ephraim Kishon, oder? Ist aber nicht so doof gemeint, ehrlich! Also irgendwann traf ich meine Frau. Sie war in einer sehr festen Beziehung und ich auch. Wir lebten beide mit unseren Partnern in einer eheähnlichen Gemeinschaft. Also trennten wir uns von unseren Partnern, zogen zusammen und heirateten. Das Ganze ging in ziemlich exakt zehn Monaten über die Bühne. Die ersten sechs davon habe ich nur auf dem Papier studiert. Ich habe keine einzige Vorlesung besucht, lediglich meine Praktika habe ich gemacht. Dies hatte zur Folge, dass ich das Semester nicht verlor, weil ich mir den Stoff im darauffolgenden Semester einfach ohne Professoren in meine Birne gedrückt habe. Oft denke ich, dass diese Abschnitte viel tiefer bei mir sitzen als andere und die Reproduzierbarkeit aus dem Stand erheblich besser ist.

Na ja, egal. Glauben sie es oder nicht, meine Frau und ich sind jetzt sechzehn Jahre verheiratet und unser Sohn wird bald fünfzehn. Das Schöne an unserer Beziehung ist, dass als wir zusammen zogen und heirateten zwei arme Kirchenmäuse, jede ausgerüstet mit sieben ein halb Apfelsinenkisten, zusammenkamen. Bei uns ist der Vorwurf: „Du hast ja weniger (oder mehr) mit in die Ehe gebracht“ schlichtweg unmöglich. Auch kann keiner von uns beiden sagen: „Deine Eltern sind aber reicher (oder ärmer) als meine.“ Geht nicht! Dieser Zustand ist seligmachend, sage ich Ihnen. Ich bedauere heute schon meinen Sohn, falls es ihm einmal anders gehen sollte.

Noch eines ist an unserer Geschichte wirklich bezeichnend. Wenn meine Frau und ich etwas aussuchen, seien es Möbel, Kleidung oder sonst irgendetwas, dann herrscht bei uns eine völlig stressfreie Einigkeit, die keiner wahrhaben möchte der uns je bei einem unserer Ehekräche belauscht. In der Erziehung ist es ähnlich, sehr zum Leidwesen unseres Sohnes. Der stöhnt dann immer: „ihr seid euch wirklich immer einig, es ist zum …“ Vielleicht färbt ja auch Einigkeit in einem oder mehreren elementaren Bereichen innerhalb einer Beziehung, auf andere Bereiche ab. Ich weiß es nicht, aber oft denke ich, muss wohl so sein – wie eine Art Naturgesetz.

Categories: 我的金瓶梅

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