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Treppe putzen – Frondienst II

Muss man, wenn man in einem so genannten Mehrparteienhaus wohnt. Dass ich mit siebzehn zu Hause auszog schrieb ich ja schon. Danach lebte ich erst mit jemandem zusammen und dann übersiedelte ich in eine Zweizimmerwohnung; auch Wohnklo mit Kochnische genannt. Also hauste ich da alleine. Schön war das schon. Allerdings hat man in diesem Mietshaus einen Frondienst für die Allgemeinheit zu verrichten. Die dafür gängigen Namen sind: Treppenwoche, Treppenhauswoche, Treppenhausdienst usw. usf.

Ja so ist das nun mal. Ich Begriff, dass ich in Deutschland lebte. Das heißt man reinigt die Treppe nicht dann, wenn sie auch dreckig ist, es geregnet oder geschneit hat, nein, man reinigt die Treppe weil man an der Reihe ist. Und das ist meistens genau festgelegt. Das Resultat kann man sich ja wohl denken, oder? Ja genau, jeder geiert dem anderen hinterher, ob der auch seinen Dienst für die Allgemeinheit verrichtet. Diese Armgeigen, ich wohnte dort als ich Zivi war und gerade meinen Dienst an der Allgemeinheit verrichtete, so wie jeder Soldat das auch tut. Das ist in manchem Haus so eine Art Privatspionage. Da schleichen dann Samstagvormittags Hausfrauen, alleinstehende ältere Herren oder ganze Ehepaare immer mal wieder durch den Hausflur und kontrollieren ob man auch brav war und geputzt hat.

Was heißt putzen? Es bedeutet, dass man zunächst einmal die Treppe fegt. Danach darf man dann mit dem Wischmopp oder Schrubber und Feudel (warum das Ding auch Aufnehmer heißt, wissen allein die Götter, denn der nimmt nichts auf – bei mir jedenfalls nicht, zu dumm zum Putzen) die Treppe nass aufwischen. Ich bin da in einem Haus gewesen, da war genau gegenüber auf dem Treppenabsatz ein älteres Ehepaar und er hatte noch für Adolf spioniert, so war das in sein Blut geraten und er machte den Plan für unseren Treppenabsatz und achtete strikt auf Einhaltung. Das machte Spaß kann ich Ihnen sagen. Als Anarchist und Chaot war ich natürlich gegen diesen Mann – kann man sich ja denken. Seine Herausforderung lag immer auf unserem Treppenabsatz, wehe ich vergaß in meinem jugendlichen Tran, freitäglichem Besuff oder weswegen auch immer, mal zu wischen, dann war der aber auf der Matte wie ein Preisringer. Auf meiner Seite wohnte noch eine alte Jungfer die wischte immer artig, während sie andererseits den Staat – also uns alle – kräftig beschiss, indem sie Sozialhilfe kassierte und in ihrer Zweizimmerbutze fleißig nähte und flickte – für Geld selbstverständlich. Dafür habe ich kein Verständnis, aber das wissen sie ja schon. Die wischte auch nicht gerne, diese Dame. Aber sie wischte, weil dann hatte sie Ruhe vor dem Kontrolleur von der anderen Seite. Wehe ich vergaß zu wischen und der Alte kriegte mich nicht, dann denunzierte sie mich bei dem Alten und er stand wieder bei mir auf der Matte. Das ein junger Mensch lieber mit jungen Mädchen ins Bett steigt und Freitags auch mal in der Kneipe hängenbleibt, dafür hatte er Null Verständnis. Keine Toleranz, absolut keine.

Eines Tages hatte ich mal wieder vergessen meinen Frondienst zu leisten und der Alte war so sauer, dass er einen bösen Brief an die Hausverwaltung schrieb. Die schrieb dann wiederum mir einen bösen, aber sehr sachlichen Brief. Ich also dahin, und habe mit denen geredet, weil ich Schiss hatte, die schmeißen mich raus. Das wäre nämlich schlecht gewesen, denn:

  1. war ich faul und umziehen ist Stress
  2. war die Wohnung billig – und Vater Staat musste das Ding zusätzlich zu meinem Sold berappen; hähähä. Ausnahmsweise gab ich nicht, ich bekam, und das völlig legal!

Nun musste ich mir langsam etwas einfallen lassen, und das tat ich auch. Ich begann jeden Samstag zu putzen. Aber meine Technik, die ist es gewesen:

Hier nun die Grundregeln, wie man eine Treppe zwar nicht saubermacht, aber definitiv dafür Sorge trägt, dass alle im Haus wissen das man putzt.

  1. Man nimmt den Besen und klopft in einem regelmäßigen Rhythmus links und rechts gegen die Treppenseiten aus Holz – klingt super.
  2. Wenn man alle wachgemacht hat, dann nimmt man das Kehrblech und schabt auf den nicht durch Spione einsehbaren Treppenabsätzen auf dem Boden herum
  3. Danach nimmt man einen Eimer mit Wischwasser und nässt ordentlich ein. Bitte niemals sparsam mit Wasser sein, denn es kommt nicht darauf an den Dreck aufzunehmen, sondern darauf, dass es möglichst lange nass bleibt. Denn wenn es schön nass ist, kann der Kontrolleur nicht sehen, das der Dreck noch da ist – weil nass glänzt.
  4. Beim nass machen der Treppe muss strikt darauf geachtet werden, dass der Eimer mit dem Wischwasser beim Versetzen immer ordentlich aufgeknallt wird, damit jeder im Haus auch hört das man putzt – Blecheimer sind natürlich zu bevorzugen.

So macht man das. Die Treppe wird zwar nicht sauber, aber das ist ja genau das Ziel beim Schnippchen schlagen. Das wesentlichste allerdings ist: man hat seine Ruhe.

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