Kürzlich hatte ich das Vergnügen eines sechstägigen Hospizaufenthaltes. Im Gegensatz zu meinem vorigen Aufenthalt vor zwei Jahren, damals lag ich erst an der Tür und dann in der Mitte, hatte ich dieses Mal einen feisten Fensterplatz ergattert und es gelang mir den auch sechs Tage lange zu behalten. Es sind die kleinen Dinge im Leben die große Freude bereiten, nicht wahr? Bevor ich mich hier dem Suffgerede widme, sollte ich vielleicht vorausschicken, dass ich zwar am Taunus wohne, aber schon seit über 25 Jahren in Oberhessen, bzw. seit 4 Jahren im angrenzenden Main Kinzig Kreis arbeite. Warum das wichtig ist? Nun, durch meine langjährige Berufstätigkeit in diesem Umfeld, kann ich die meisten hessischen Sprachbesonderheiten recht gut zuordnen und mittlerweile heißt das Büro auch mir „Bürro“ und der Karton „Kaddon“, wie man hier landläufig so sagt. Zumindest dachte ich bis zu meinem letzten Hospizaufenthalt in „Offebach“ dem sei so. Mittlerweile glänzen die beiden vorgenannten Regionen vornehmlich durch hohe Prozentergebnisse für eine ziemlich braune Partei die eher für gesellschaftspolitisch Zurückgebliebene da ist. Immerhin wurde vor kurzem im benachbarten Wächtersbach ein Eriträer aus dem Leben geballert, weil er eine andere Hautfarbe als Bernd Höcke hat. „Witzischerweise“, oder besser gesagt zu meinem Entsetzen, bin ich da mittags nach der Tat vorbeigekommen. Ich kam aus Eschenrod, hatte dort etwas abgeholt und fuhr zurück über Birstein durch Wächtersbach (wo er arme Kerl gemeuchelt wurde) zur Autobahn. Da komme ich bei meinem Reifenhändler vorbei, präzise gesagt an dem Industriegebiet wo dieser residiert. Dort war aber massiv durch die Polizei abgesperrt, welche da nichts mehr hineinließ. Ich wunderte mich zwar, aber als mir Abends auf dem Heimweg erst auf der Landstraße die Frankfurter Polizei in Zivil mit Einsatzfahrkolonne – Stoßstange auf Stoßstange – und dann das gleiche Gruppenbild noch mal auf der A66 entgegenkam, fragte ich mich, ob da wer was übles verbrochen hat. Hatte er, der feine Herr „Naziassassin“ aus Biebergemünd.
Als ich also da so nutzlos im Hospiz herumlag hörte ich logischerweise alles Mögliche um mich herum. Der Herr von der Tür, ein Supertyp, nahm die ganze Sache genau wie ich mit Humor. Der Herr in der Mitte war nur noch kurz da und war ein schon älterer Herr. Schreibt der „Neunundfünfzigeinhalbjährige“ hier, woraus sich erschließt, dass die Mitte (im Hospiz ist man Tür, Mitte oder Fenster) so aus den Siebzigern in Richtung der Achtzig unterwegs ist. Der Mann, ein waschechter Frankfurter, versuchen Sie mal einen echten Frankfurter zu finden, das ist nicht so einfach, schon gar nicht in Frankfurt, sprach eigentlich ganz normal. Wenn allerdings seine Tochter da war, dann driftete seine Sprache deutlich ab. So sprachen die beiden über die Umgebungssituation Ihrer Wohnung den Verkehr betreffend. Das ist in Frankfurt ein unerschöpfliches Thema für die Menschen, da es keine Rolle spielt, ob der Verkehrsdezernent oder die Verkehrsdezernentin von den Roten oder den Grünen ist, hirnlos auf dem Kreuzzug gegen die Bewohner sind sie immer – gerade eben will der Wirrkopf noch mehr Innenstadt sperren. Es ging um die beengte Durchfahrtssituation in der Wohnstraße und der „Gudste“ meinte dann zu seiner Tochter: „ei, und wenn die dann auch noch mit ihre Suffgerede kommen und da durch wollen…“ Mir viel mein Hirn aus dem Kopf, ich überlegte angestrengt was das für ein Spruch ist, dann kam es und ich musste mich zusammenreißen, denn sprachkausal ist das ungefähr so: Suffgerede – Suffgeräde – Suffgeräte –SUV-Geräte. Der Mann sprach von sogenannten „EssJuhWies“ und nicht von besoffenem Gelaber. Da war es also wieder, „the return of the bumerang“, immer wenn man meint, man hat eine Sache endgültig kapiert oder unter Kontrolle bekommen, dann kommt von irgendwo der Zweifel anmarschiert.
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