Meine mir von unserem Multiversum anvertraute Gattin und ich haben über das lange 3. Oktoberwochenende ein wenig geurlaubt. Wir haben meine Tante in Bremen besucht, sind in die Oper gegangen und dann für zwei Tage zum Golf spielen nach Hamburg gefahren. Warum jemand so irre ist, Anfang Oktober Urlaub in Hamburg zu machen, das habe ich mich schon seit der Buchung Ende Juli gefragt. Nur wir hatten unverschämtes (in der Schweiz: ausverschämtes) Glück mit dem Wetter. Volle Sonne, kein Niederschlag, ich hätte besser Lotto spielen sollen.
Zur Oper kann ich sagen, dass die Bestuhlung in Bremen recht gut ist. Lohengrin, 4 ½ Stunden mit 2 x 20 Minuten Pause gehen ganz schön auf den Hintern. Vor allem dann, wenn man nix am Hintern, sondern alles nur am Bauch hat, so wie ich, da tut der Hintern schon nach 45 Minuten weh.
Zurück nach Hamburg. Ich denke wir machen das nicht wieder. Irgendwie waren die Hamburger Damen auf dem Golfplatz alle nicht nur, wie für blonde Hanseatentöchter üblich (Marius-Müller-Westernhagen), hochnäsig, sie waren auch noch exorbitant arrogant. Aber egal, wir haben die Sonne genossen und uns mehrere Stunden im freien bewegt.
Zu den Schuhen. Ja, was gibt es dazu zu sagen? In der Woche vor dem Urlaub war ich beruflich in Lutherstadt-Wittenberge, Dresden und Erfurt unterwegs. In der Woche danach in Düsseldorf und Dortmund. Jeweils 3 Nächte im Hotel. Am Montag nach dem Urlaub wollte ich des Morgens meine schwarzen Lederschuhe anziehen. Besser gesagt, eines der Paare. Ich habe derzeit – mal kurz durchzählen – 4 Paar im Schrank, die 2 Paar schwarzen Lackschuhe nicht mitgerechnet. Meine Frau hat einen Schuhfimmel, aber ich wohl auch. Jedenfalls war dort im Schrank, wo die Schuhe zu stehen hatten, ein Loch. Es lagen aber auch keine ungenutzten Schuhspanner in dem Loch, ergo mussten die Treter irgendwo sein. Nur an den zwei dafür in Frage kommenden Plätzen waren sie auch nicht. Also zog ich ein anderes Paar an und machte mich auf die Socken (Vechta, die Stadt in welche die Supermarktkette Famila einst ein Entwicklungshilfeteam entsandte). Im Laufe der Woche grüble ich nun schon immer wieder wo die Dinger hin sein könnten. Nicht aus dem Koffer entnommen? Nee, geht nicht. Beim auspacken des Koffers woanders hingestellt? Nee, auch nicht. Uns so weiter und so fort. Natürlich zog ich auch in Betracht, die Dinger im Hotel gelassen zu haben. Extrem unwahrscheinlich, aber zu überprüfen. Gestern (Mittwoch) habe ich nun das Hotel in Düsseldorf angeschrieben. Die antworteten auch bis Mittag, dass da keine Schuhe gefunden wurden. Gestern Abend nun, nach dem Schwimmtraining, lag ich auf unserem „Loveseat“, meine Frau gegenüber im Sessel. Wir tranken ein Gläschen, unterhielten uns und schauten irgendeinen Blödsinn in der Glotze. Irgendwann kam ich dann wieder auf meine Schuhe und berichtete Ihr von meiner Korrespondenz mit dem Hotel in Düsseldorf, welches wenn als Einziges in Frage käme. Ich war sicher die Schuhe am Ankunftstag noch getragen zu haben, weil ich an dem Tag eine Messe ablatschte. Eine kurze Zeit später stand meine Frau auf und ich dachte sie müsse mal raus, für Königinnen, oder die Wäsche, oder, oder, oder. Ich schaute in die Glotze und merkte irgendwann, dass sie so halb hinter mir stand und auf mich herabblickte. Sie grinste dabei so merkwürdig schuldbewusst. Dann schob Sie langsam den Arm vor und ich sah, dass sie das vermisste Paar Schuhe in der Hand hielt. Die Schuhspanner steckten völlig korrekt drin. Ich war von den Socken und sie lachte. Die Erklärung war dann, dass sie die Schuhe eingesackt hatte und für unseren Sohn, der mit Kind, neuer Frau (eine unfassbar liebe junge Frau) und Kegel zu dem Geburtstag meiner Frau bei uns eingefallen war, eingepackt hatte, im Glauben es seien die seinen. Zugegeben, er hat ähnliche Schuhe. Und er vergisst auch mit 38 Jahren immer noch regelmäßig etwas bei uns. Kann es sein, liebe Psychologen, dass das Unterbewusstsein das steuert? So nach dem Motto, wenn man bei den Eltern etwas liegen lässt, dann ist man immer noch ein Stück weit daheim, wie früher? Jedenfalls lachten meine Frau und ich uns dann kaputt, weil sie weiß, dass ich weiß, dass sie immer mal wieder solche Sachen mit mir macht. Ich grübele tagelang über meine Doofheit, nicht auf meine Schuhe aufpassen zu können, obwohl ich an der Sache der Unschuldigste bin. Allerdings weiß ich wie es passiert ist. Wenn ich die Schuhe ausziehe und die Schuhspanner reinmache, dann lass ich die Schuhe immer noch erst eine Weile auslüften bevor ich sie in den Schuhschrank stecke. Das sie dann dachte, unser manchmal „unbekopfter“ Sohn hätte die Treter bei uns vergessen, kann ich nachvollziehen. Vor dem Zubettgehen verpasste ich ihr aber noch einen Hieb. Ich sagte, „wenn Dir das mit den Schuhen nicht eingefallen wäre und er hätte die Tasche beim nächsten Mal mitgenommen, wären die Schuhe weg. Die bekäme ich niemals wieder. Er freute sich sicherlich über die Schuhe, denn sie würden ihm ja passen.“ Sie lachte dann nochmal hämisch und herzlich. Fakt ist, dass mein Sohn schon ich weiß nicht mehr wie viele Paar Schuhe von mir „geript“ hat. Irgendwann war er alt genug, so groß wie ich und hatte auch Größe 43. Seit dieser Zeit zieht er immer wieder meine Schuhe an. Es ist ihm auch völlig egal, dass ich das hasse. Allein, vor 2 Jahren, lieh ich ihm meine Wanderschuhe und nahm sie großherzig nicht zurück. Woraufhin ich mir vor einem Jahr dann neue kaufte. So ist das eben mit Kindern. Mutti klaut Vati die Schuhe, weil sie an Ihren Sohn denkt. Vati schenkt ihm Schuhe, wenn er keine passenden hat – alles völlig normal sozusagen.
Und am Ende dieser Geschichte ist wieder der übliche Verdächtige zum Schuldigen geworden, nicht die eigentlich Verantwortlichen. Eltern verdächtigen immer erst die Kinder bei solchen Dingen. Allerdings nur bis die Enkel da sind, dann sind die dran. Bei uns muss meist die arme Paula – mein Paulchen – diese Rolle ungerechterweise übernehmen.
Categories: 我的金瓶梅
Schreibe einen Kommentar