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Was eine 44er und ein Trailerpark in Florida gemeinsam haben

1996 sind meine mir von unserem Multiversum anvertraute Gattin und ich mit unserem Sohn nach Florida gefahren. Der Junge war sechs Jahre alt und ist nach jenem Sommer eingeschult worden. Wir haben dann einen typischen Rundreise- und Badeurlaub mit Leihwagen dort gemacht. Hinflug nach Miami, damals erschoss man dort jede Woche ein paar Touristen. Auch ich bin bei der Rückgabe des Leihwagens wie die Leute vor mir falsch abgebogen. Nur war ich gewarnt und bin erstmal weiter geradeaus gefahren, statt rechts rein zum Wenden, wo man erschossen wird. Jedenfalls sind wir nach unserer Ankunft, wie viele Germanen auch, in Richtung der Keys gefahren. Wie immer hatte ich kein Hotel vorab gebucht; also war suchen angesagt. Die meisten Motels sagten uns nicht so wirklich zu. So fuhren wir und fuhren wir immer weiter gen Süden, bis wir wieder an einem Motel hielten. Ich also in die Rezeption rein, die Rezeptionistin mit mir wieder raus. Überall standen Trailer rum. So einen enterten wir dann auch. Und als die Rezeptionistin im Trailer das Licht einschaltete wurde es laut. Überall huschten die überraschten Kakerlaken über die Wand in neue Verstecke. Ich habe mich dann artig bedankt und beschlossen die Keys, Keys sein zu lassen und Richtung Norden zurückzufahren. Das war keine so schlechte Entscheidung, da wir dann ein akzeptables Motel fanden. Aufgrund der damaligen Sicherheitslage in Florida hatten wir Verhaltensabsprachen getroffen. Eine war, wenn ich das Hotelzimmer oder Motelzimmer verlasse wird hinter mir abgeschlossen und erst auf Klopfzeichen wieder geöffnet. Und was passierte? Genau, der Depp vergaß die Absprache, kam mit einer Tasche aus dem Auto zurück zur Motelzimmertür und drehte den Knauf, woraufhin die Tür aufsprang, obwohl meine Zwei die abgeschlossen hatten. Analyse: die Tür war schief und das Schloss fasste nur ungefähr 1 mm in die Gegenseite. Meine Frau hat in der Nacht nicht so gut geschlafen. Mir altem Nihilisten macht so was halt weniger aus. Ich legte mir, nachdem wir vom Essen zurückgekehrt waren, das extra erworbene – damals in Deutschland noch legale – Springmesser unters Kopfkissen und schlief die Nacht selig durch.

Wir machten dann die Runde über Fort Myers, Tampa, Orlando, Waterpark, Disneyworld, Daytona Beach und Fort Lauderdale alles was der Germane sonst so in Florida macht. An einem Morgen, ich hatte das Hotel ohne Frühstück gebucht, hielten wir an einem „Waffle House“ um dort zu frühstücken. Wir kamen rein und registrierten, dass da ein Cowboy mittleren Alters, mit einer 44er im Holster an der Hüfte, sich lautstark beschwerte, dass ein schwarzer Mitbürger seinen Kaffee vor ihm erhielt. Die resolute Shopmanagerin machte dem Kerl aber recht deutlich, dass er erst nach dem Herrn schwarzer Hautfarbe an der Theke bestellt hätte, im Laden aber das Prinzip, „first come first serve“ gelte. Wir setzen uns an einen Tisch und der Service nahm unsere Bestellung auf. Am Tisch neben uns saß ein Paar mit ihrem Sohn. Man könnte sagen da saß unser Pendent in Schwarz. Die drei hatten dunkle Hautfarbe. Irgendwann kam der Cowboy von der Theke auch an deren Tisch vorbei und pöbelte die Familie an, nur weil sie dunkler Hautfarbe war. Ich schäme mich heute noch vor mir selbst, dass ich nicht die Chuzpe besaß, aufzustehen und die schwarze Familie an unseren Tisch zu bitten, um dort weiter zu frühstücken. Andererseits sollte man immer bedenken, der Typ konnte sein Ego halt voll und ungebremst ausleben, weil er „the one“ mit der Waffe war. Und nicht vergessen: „never walk with a knife in a gun fight“.

Categories: 我的金瓶梅

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