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Was Mr. „Alright“ mit vakuumverpacktem Tee verbindet

Meine mir vom Multiversum anvertraute Gattin und ich haben 2011 eine Reise durch Südengland gemacht. Das war insgesamt sehr schön und auch kulinarisch keine Katastrophe. Dies lag allerdings daran, dass wir weder Lamm mit Minzsoße, noch irgendwelche typischen Mainlandspeisen zu uns nahmen. Wir aßen einfach nur das, was der gemeine Engländer sich so einpfeift. Da wir Fish & Chips lieben, kein Problem. Und niemand macht das besser als die Engländer. Wir reisten über Calais nach Dover mit der Fähre und machten dann den größten Fehler aller Fehler. Wir fuhren nach Sandwich. Dort fand, wir waren völlig ahnungslos, denn wir spielten damals (Stichwort: Deppen) noch kein Golf, das 140. Open Championship Golfturnier statt. Das heißt übersetzt, dass mehrere tausend, wie viele genau weiß das Netz erstaunlicherweise nicht, das 5000-Seelen starke Sandwich fluten. Um dem Verkehr Herr zu werden, ist das Ding einbahngeregelt, umdrehen ist also nicht. Also fuhren ungefähr 1 ½ Stunden hinein und 45 Minuten wieder heraus. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel. London vermeidend, weil wir das schon viel früher mal gemacht hatten, fuhren wir gen Westen. Hotelbett, Fehlanzeige. Irgendwann landeten wir in einem Comfort Inn, dessen Containerzimmer ungefähr das Niveau eines „Trailerparks“ in Florida hatten, nur dass das Ungeziefer mitteleuropäische Größe anstatt Tropengröße hatte. Der Urlaubsbeginn ist bis heute ungeschlagen der beschissenste den wir je hatten. Selbst unsere Nacht dereinst in „Finale Ligure“ auf dem Weg nach Korsika war dagegen recht gut. Der mitleidige Rezeptionist hatte uns für bezahlbares Entgelt ein Zimmer gegeben, dass er unter normalen Umständen niemals vermietet hätte. Das Bett war schief und der Boden in einer Ecke abgesackt. Nur einmal in China, ich hatte Pilze an der Badezimmertür, das ganze Zimmer strotzte vor Schmutz, das Bett allerdings war eine saubere Insel inmitten all des Drecks, ich wies die vom Partner bezahlte Nachtbegleitung, vermutlich 15 oder 16 Jahre alt, welche man mir um 2 Uhr nachts an meiner Tür andrehen wollte, freundlich aber bestimmt ab, erlebte ich es schlimmer. Nach der Nacht im Comfort Inn wurde es natürlich besser, wir übernachteten in Hotels und Landgasthöfen (Pubs), alles war prima. Eine Nacht allerdings buchten wir in einem Bed & Breakfast mit einem Namen der irgendwas mit „Sunnyway“ zu tun hatte. Wir bekamen ein wirklich tolles Zimmer und ein sagenhaftes Frühstück dort. Der Hausherr nahm uns in Empfang und jedes dritte Wort am Ende eines gesprochenen Satzes war: „alright“. Er begleitete uns zum Zimmer und auch auf der Treppe, dem Flur, bis ins Zimmer hinein, gefolgt von seinem Abgang war alles „alright“. Somit taufte ich den Mann Mr. Alright. Am nächsten Morgen beim Frühstück bot er uns, mit viel „alright“ geschmückt, die Variationen der Eierspeisen an, „Bacon“, „Ham“ oder „Haddock“. So gerne ich Fisch esse, aber Schellfisch zum Frühstück kann ich zwar essen, muss aber nicht unbedingt sein. Also wählten wir „Ham“ aus, warum auch nicht. Als wir da so gemütlich saßen, kam ein britisches Ehepaar und nahm am Nebentisch Platz. Die Frau war ziemlich groß und unfassbar dürr, in einem solchen Extrem sieht man das wirklich selten. Als dann „Mr. Alright“ seine Auswahl vorgetragen hatte, sagte die Dame mit sehr schriller Stimme:
„the Haddock for me“.
Seit diesem Tag sind alle extrem dürren Frauen in meinem Kopf „Haddocks“, ich bekomme dieses Bild nicht aus meinem Kopf, sorry für mein schräges Hirn.

Und nun der Vakuumverpackte Tee. Ich bin bekennender Voyeur. Mir fallen bei Menschen Dinge auf die viele gar nicht bemerken. Gutes, schlechtes und blödes sehe ich mit meiner geistigen Brille beim Beobachten. Bitte nicht für Übel nehmen, ich bin so gestrickt. Nun war ich letzte Woche auf einer Veranstaltung in einem Hotel am Flughafen Stuttgart, eine Firma hatte eingeladen. Da kommt man dann an und vor dem Veranstaltungsraum gibt es Kaffee, Tee und Kaltgetränke. Ich entschied mich für Kaffee, da die dargebotenen Grüntees allesamt mit irgendwas aromatisiert waren. Mit meinem Kaffee stellte ich mich an einen Stehtisch und sah mich um. Dann kam Sie, der „Haddock“. Steuerte gezielt den Tee an, studierte die Auswahl, nahm dann einen dieser Vakuumbeutel mit dem Teebeutel darin heraus, und, glauben Sie es oder auch nicht, roch an der Vakuumverpackung. Mein Weltbild im Allgemeinen wankte kurz, fing sich wieder aber wieder, dann musste ich mir das lachen verkneifen. Was wir Menschen – mich ausdrücklich eingeschlossen – doch manchmal in Gedanken versunken für unsinnige Dinge tun ist schon erstaunlich.

Noch ein abschließendes Wort zu englischem Essen. Eine der besten Nierengerichte habe ich in England gegessen. Ein „Kidney Pie“ in einem Restaurant abseits der M4 zusammen mit meinem „mate Peter Mc…“. Des Weiteren esse ich gerne „Black Pudding“, vulgo Blutwurst.

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