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Was Thais und Polen verbindet

Ich habe mir vorgenommen so einige Dinge, welche mir im Berufsleben so passiert sind und die mir etwas abverlangt haben aufzuschreiben. Zu den Thais und den Polen muss man sagen, dass ich damals noch keine 40 Jahre alt war und mit deren Eigenarten konfrontiert zu sein schon etwas heftig war. Die Thais, es waren Ihrer 22 an der Zahl waren nach Büdingen gekommen um sich die Fabrik von Sonnenschein anzusehen und dann nach Weiden weiterzureisen um auch noch unser zweites Werk zu sehen. Ich machte was ich immer machte, ich verpasste denen eine Produktpräsentation und eine Werksführung. Zu den Werksführungen muss ich sagen, dass ich schon damals ein rechter Drecksack war. Liebe und gute Kunden ließ ich einen Blick in die Formation werfen und führte sie dann außen herum. Die nervigen, neunmalklugen und unfreundlichen Kunden schleifte ich durch. So eine Bleibatterieformation ist etwas feines, da entsteht reichlich Wasserstoffgas in den Tanks in denen die Platten geladen werden, welches dann Schwefelsäureaerosole mit rausreißt. Zwar sind die Abzugsanlagen auf Hochtouren in der Lage das Meiste durch eine Filterung abzusaugen, aber der Rest reicht immer noch um einen saftigen Hustenreiz zu erzeugen. Wenn dann alle richtig schön am Husten sind, sagt man dann mit hinterhältigem Grinsen, „tja, aber Schnupfen bekommen Sie die nächsten 10 Tage definitiv nicht!“ Heute geht das alles nicht mehr, da ist ja schon der Feinstaub so Lebensgefährlich wie Zyankali. Jedenfalls war geplant, dass ich am Abend mit den 22 Thais Essen gehe. Als Restaurant war die „Bleffe“ auserkoren, ein Restaurant was schon zu Zeiten der Schwarz-Schillings für solche Kundenessen herhalten musste. Im Restaurant gab es hinten eine riesige Empore mit einem auf Sonnenschein bezogenen Kupferstich, auf der wir essen sollten. Ich führte also meine Thais ins Restaurant zur Empore und dann ging es los. Die Kameraden fingen an zu quatschen und zu labern, dann begannen sie sämtliche eingedeckten Tische umzustellen. Die bauten einfach alles um. Der Wirt und ich standen mit offenen Mündern da wie paralysiert und schauten dem Treiben nur fassungslos zu. Irgendwann, als die thailändisch motivierten Umbauten des Restaurants abgeschlossen waren, setzten sich alle hin und der Wirt brachte uns die Speisekarten. Ich fragte dann unseren thailändischen Partner, welcher die Truppe Ja im Prinzip anführte bzw. zu uns geführt hatte, welche Intention denn die Umbauten hätten. Dann erläuterte er mir, dass man in Thailand Gäste nicht mit dem Rücken zur Tür platzieren kann, das sei unmöglich. Ich fragte dann logischerweise nach dem Warum. Die Antwort war, dass man ja nicht sehen könne, ob der Feind hereinkäme, wenn man mit dem Rücken zur Tür säße. Also gut, wir hatten also so etwas wie schlechtes FengShui (风水), was im Übrigen nichts weiter als zwei Zeichen, nämlich Wind und Wasser sind, begangen. Das mag u. a. wohl auch daran liegen, dass in Deutschland seit 1945 die Wahrscheinlichkeit von jemandem im Restaurant von hinten angegriffen oder gar getötet zu werden gegen Null strebt. Wie das in Thailand ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ich war nur einmal beruflich dort und wüsste nicht so recht warum ich da Urlaub machen sollte – außer weil es billig ist. Noch zu erwähnen ist, das aus meiner Sicht die Thais was das Essen betrifft mit zu den schwierigeren Kandidaten gehören. Die Gruppe bestand aus Muslimen und Hindus, womit der Verzehr von Schwein und Rind ausgeschlossen ist und nur noch Huhn und Fisch übrig bleibt wenn kein Lamm auf der Karte steht.

Zu den Polen kann ich sagen, dass ich die Truppe – es müssen so 10 bis 12 Leute gewesen sein – nach Weiden zu unserem zweiten Werk begleitete und logischerweise am Abend zum Essen ausführte. Das lief alles recht zivilisiert ab muss ich sagen. Als das Essen rum war, fragte ich die Truppe so wie es sich im Land der Hobbyalkoholiker gehört, ob noch jemand ein Schnäpschen möchte. Ich stieß da durchaus auf die zu erwartenden Begeisterung und so bestellte ich eine Runde Bärwurz – ein übles Zeug, das eigentlich im Verkauf gesetzlich auf Oberpfälzer beschränkt werden müsste. Danach nahm das Drama dann seinen Lauf. Irgendwie wollten sich die Polen nicht lumpen lassen und einige fingen an in ihren Rucksäcken zu kramen. Da erschien dann plötzlich eine Flasche polnischen Vodkas und die fingen an jenen unter dem Tisch in die Schnapsgläser aus denen der Bärwurz der Vernichtung zugeführt worden war einzufüllen, um das dann mit einem lauten „Hallo“ oder so auch zu vernichten. Da ich durch die Thais und einige weitere berufliche Erlebnisreisen mittlerweile recht gestählt war, habe ich erstmal in aller Ruhe den Vodka mitgetrunken. Danach griff ich mir den Wirt, der weil er nicht blöd war alles mitbekommen hatte, und machte ihm klar, dass er die Polennummer als Korkgeld mit auf die Rechnung setzen soll, was ihn dann einigermaßen beruhigte.

Categories: 我的金瓶梅

admin

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