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Wie es ist von einem knapp Dreijährigen gefilmt zu werden und was das mit Anglizismenvermeidern zu tun hat

Erstmal zum krampfhaften vermeiden von Anglizismen. Seit einiger Zeit versucht der Obmann eines Komitees für Batterien der Deutschen Elektrotechnischen Kommission in Frankfurt am Main Anglizismen aus deutschen Normen herauszuhalten. Im Grundsatz mag das Ja richtig sein, denn die deutsche Übersetzung einer internationalen Norm soll logischerweise dem deutschen Muttersprachler präzise vermitteln was da genormt ist und wie er sie konform anwendet. Allerdings ist es Ja auch wiederum so, dass Sprache im Grundsatz immer etwas Lebendiges ist. Meint, wir Menschen sprechen halt so, dass es verständlich und effizient ist. Das wiederum drückt sich darin aus, dass wenn ein englischer Begriff eine Sache treffend, präzise und effizient beschreibt, wir den ganz gerne benutzen und er dadurch langsam „eingedeutscht“ wird, bis er eines guten Tages im Duden landet. Nun ist dieser Obmann, an dessen Beispiel man im Übrigen auch gut erkennen kann, dass man solche Positionen besser nicht mit Menschen besetzt, welche keine Führungserfahrung haben, hergegangen und hat unwidersprochen (außer meiner werten Hose waren die anderen Hosen auf der Rückseite leer – oder wie mein Exkollege Herbert Schindler es einst bei der VDO im Aufzug definierte: „es gibt Menschen die können erstaunlicherweise ohne Rückgrat aufrecht gehen)  einen Anglizismus so krampfhaft verhindert, dass es mir weh tut –  nachgerade Schmerzen verursacht. Er hat insistiert, dass der Begriff „Flow battery“ normentechnisch mit Flussbatterie übersetzt wird – obwohl der Duden den Begriff „flow“ anführt. Ein Begriff den erstens das deutsche Wikipedia nur als Nebenbegriff hinter „Redox-Flow-Batterie“ anführt und zweitens bei Laien allerhochwahrscheinlich zu romantischen Vorstellungen von Vater Rhein oder Mutter Donau gereicht. Aber ich tröste mich nun damit, dass solche Betonköpfe wohl auch nicht zum Speisen in Restaurants gehen, sondern zum Essen in Speisegaststätten. Und es bleibt für solche „armen Willies“ nur zu hoffen – siehe die Verlinkung oben bei Anglizismen, dass sie keinem Hobby nachgehen möchten, denn dafür hat die deutsche Sprache kein Wort, denn das Wort Passion bedeutet leider etwas anderes.

Aber nun zu meinem eigenen Fauxpas (hier in der eingedeutschten Dudenfassung geschrieben, statt wie im Französischen: „faux pas“) und dem gefilmt werden. Mein Enkel, er wird in 2 Wochen 3 Jahre alt, ist großer Fan von „Feuerwehrmann Sam“ – wie im Übrigen von allem, was mit der Feuerwehr auch nur annähernd etwas zu schaffen hat. Noch dazu ist der Kleine für sein Alter recht pfiffig, was er definitiv weder von seinem Vater, noch von seinem Großvater väterlicherseits hat. Die Serie über den Feuerwehrmann kommt aus Großbritannien, präzise aus Wales, heißt im Original „Fireman Sam“ und ist daher ins Deutsche übersetzt worden. Das Ganze läuft wohl im Fernsehen auf Kika und es gibt dazu eine Menge Bücher. Unser „Echo Show“ von amazon in der Küche spielt die Folgen sogar auf Nachfrage ab, wie wir am letzten Wochenende feststellen durften. Aber insgesamt liest er lieber mit der Mama, dem Papa und eben auch mit mir ganz gerne die Bücher. Am Samstag war also „Opi, ich will mit Dir lesen“ angesagt. Es gibt nur wenige Dinge im Leben, welche schöner sind als mit ihm und seiner Schwester auf dem Sofa zu lesen. Also las ich eine Geschichte vom Feuerwehrmann Sam vor. Als ich an eine Stelle kam, an der der Hauptfeuerwehrmann Norris Steele auftaucht, war mein Hirn mal wieder sehr schnell. Viel schneller als der Verstand könnte man sagen. Ich sah „Steele“ und wollte einem Dreijährigen keinen Anglizismus an den Kopf werfen, noch wollte ich es Englisch aussprechen, da ich vermutete, dass die den für die Glotze eingedeutscht hatten, woraufhin ich den Steele aussprach wie ein Wiener der kein Wort Englisch kann. Daraufhin meinte der Kleine – ohne vorlaut zu klingen oder besserwisserisch – nur ganz trocken: „der heißt Steele – gesprochen Stiehl – Opa. Tja, so ist das Leben, kaum ist man sechzig, schon wird man von Dreijährigen belehrt. Als ich die Geschichte gestern Abend meiner mir vom Multiversum anvertrauten Gattin erzählte, lachte sie über mich bis ihr die Tränen kamen. Macht nichts, ich fand das voll cool von dem Kleinen, mich – zu Recht – zu korrigieren und Humor ist schließlich wenn man trotzdem lacht.  

Wortschöpfungen und neue Anglizismen

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FAZ - 08.12.20

Categories: 我的金瓶梅

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