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Zoll

Der Zoll, ich habe ihn immer gehasst, aber er mich auch. Ich hatte ja den VW Käfer erwähnt, den meine Frau besaß. Später besaßen wir ihn dann gemeinsam, da sich meine Frau dazu verstiegen hatte mich zu ehelichen; selbst Schuld. Mit dem besagten Käfer machten wir uns auf Hochzeitsreise und kamen so unter anderem nach Straßburg. In Straßburg mussten wir natürlich den Halbbruder meiner Frau besuchen, der dort als Franzose unter Franzosen lebte. Der Mann war verheiratet mit einer Elsässerin, die er samt ihrer fünf Kinder geheiratet hatte, nach dem er dem Tod in der Fremdenlegion mehrfach von der Schippe gehüpft war. So lustig wie das klingt, glaube ich war es nicht. Der Mann hatte die Kriege in Indochina, Dschibuti und Algerien mitgemacht. Na jedenfalls war er nach 10 Jahren Legion zum Franzosen mutiert und hatte auch keinen deutschen Pass mehr.

Übrigens gab es damals noch die Grenze zu Frankreich, d. h. auf dem Weg nach Straßburg hatten mein Weib und ich die Grenze bei Kehl überschritten. Eines Tages musste ich tanken, also musste ich nach Kehl fahren, weil dort der Sprit erheblich billiger war. Mein neuer Schwager, nix hatte er mehr deutsches, nur sein Geld war in Deutschland auf einer deutschen Bank, wollte mit, er brauchte Geld. Wir also los, ich fuhr er lotste mich. Kurz vor der Grenze sagte er:

„was hast Du eigentlich für ein Kennzeichen an diesem Auto?“ Ich sagte,

 WHV für Wilhelmshaven!“ Er meinte nur recht trocken:

„oh, das kennen die nicht, also werden sie uns kontrollieren!“

Mit sie meinte er die Jungs in den schönen grünen Röcken. Ja liebe Kinder, vor Schengen gab es an der jeder Grenze kleine grüne Männchen die einen filzten. Mein Schwager war ein Hellseher, als wir nämlich an dem besagten Grenzposten ankamen ging es los. Der Zöllner wollte unsere Papiere sehen. Das Auto gefiel ihm nicht und dann brachte ihn wohl endgültig aus der Fassung, dass er einen 25- jährigen Deutschen und einen fünfzigjährigen Franzosen mit deutschem Nachnamen vor sich hatte. Also kam sein Spruch:

„fahren Sie bitte erst mal da rechts rüber und stellen sie den Motor ab.“

Das taten wir also und dann ging es los. Er schaute in den Kofferraum, da fand er eine Jute-statt-Plastik-Tüte und griff hinein, der Depp. Da war das ganze Werkzeug drin, was man braucht, unternimmt man mit einem 17 Jahre alten Käfer eine längere Fahrt. Als er seine Hand wieder aus der Tüte rauszog, war sie schwarz, voll Schmiere. Nicht genug damit, inspizierte er nun das Fahrzeug auch noch innen. Er wühlte in der Ablage unter dem Armaturenbrett herum und wunderte sich das seine Flossen dabei nicht weißer wurden. Wie denn auch, dieses Auto war kein Auto, es war ein fahrender Aschenbecher. Nie haben wir in den eineinhalb Jahren in denen wir den Käfer hatten, den Aschenbecher gesäubert, nie. Wenn der Ascher voll war, dann wurde eine Kippe mit Schmackes von oben reingedrückt, damit links und rechts genug Kippen herausfielen, so dass wieder Platz war. In die Kippen griff der Arme rein, weil die Lagen unter anderem auch in der Ablage, nebst sonstigem Müll. Nachdem er nun endlich gelernt hatte, dass dies ein Anarchistenauto war. Guckte er in die Klappe hinter der Rückbank und fand dann allerlei Sachen die wir nach unserem Umzug nicht ausgeräumt hatten. Das hat den Mann dann immer noch nicht ausreichend befriedigt.

Das Ende kam dann jedenfalls in schwer anarchistischer Form, weil als mein grüner Freund zu mir sagte,

„beim Käfer kann man die Rückbank hochklappen,“ antwortete ich ihm angemessen:

„na dann klappen Sie mal!“ Da war er dann so konsterniert, dass er noch irgendwas im Auto suchte und uns dann Befehl zur Weiterfahrt gab. Mein Schwager meinte dann anschließend zu mir, ich sei ganz schön frech zu dem Zöllner gewesen. Ich sagte,

„na und, der brauchte das doch!“

Categories: 我的金瓶梅

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