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Was das Wort Biodeutsch mit meinem Enkel zu schaffen hat

Das wird jetzt reichlich unlustig für die links-grün versiffte Sprachpolizei in unserem Land. Wenn unsere Enkel an Wochenenden bei meiner mir von unserem Multiversum anvertrauten Gattin und mir zu Besuch sind, dann schlafen die beiden bei uns. Die Kleinere – präziser Jüngere – geht als erste ins Bett. Meine Frau bringt sie also ins Bett, liest ihr vor oder erzählt noch eine Geschichte. Derweil sitze ich mit meinem Jannis im Love-Seat und lese aus einem Buch vor. Wir lesen Bücher, indem ich sie Kapitel für Kapitel vorlese. So brauchen wir einige Abende um so ein Buch zu „finishen“. Der Anglizismus ist an dieser Stelle wichtig. Derzeit lesen wir den zweiten Band des Herrn Kreideweiß. Früher las ich die Überschrift vor und wir malten uns erstmal aus, was wohl passieren könnte. Mittlerweile liest mein Enkel die Überschrift selber vor und ich dann das Kapitel, oder auch zwei davon. Nun war es in der letzten Woche – es gab ein Betreuungsproblem, daher waren die beiden Wochentags bei uns – so, dass im Buch eine To-do-Liste auftauchte. Da mein Enkel unmöglich wissen konnte, was eine To-do-Liste ist, erklärte ich ihm, das To-do bedeutet: zu machen. Also eine Liste mit Dingen, die noch zu machen, respektive zu erledigen, sind und dass wir dies To-do aus dem Englischen übernommen haben. Als dann die To-do-Liste im Text weiter unter auf der Seite noch einmal erschien und ich den Satz beendet hatte, meinte der kleine Schlauberger auf einmal:
„Und warum schreibt denn nicht einfach Zu-Machen-Liste?“ Erstmal war ich baff. Der kleine Kerl machte sich Gedanken, die man zunächst mal gar nicht erwartet. Da ich in der Familie deshalb berüchtigt bin und dafür gefürchtet und verachtet werde, dass ich meinem extrem wissbegierigen Enkelsohn immer und grundsätzlich ehrliche Antworten gebe, weil er meiner Meinung nach ein Anrecht darauf hat, legte ich also los. Ich erklärte ihm, dass wir manchmal aus anderen Sprachen Worte übernehmen und sozusagen fest in unsere Sprache integrieren. Das dies normal sei, weil Sprache nichts in Stein gemeißeltes, sondern lebendig ist und sich ständig fortentwickelt (Danke Herr Hallervorden). Ebenso erläuterte ich ihm, dass auch deutsche Worte in andere Sprachen einwandern. Zum Beispiel hat der Russe kein Wort für Schlagbaum, also sagt er Schlagbaum. Der Franzose „kärchert“ mittlerweile „sa terasse“. Wir haben das Wort Speisegaststätte durch das französische Restaurant mehr oder weniger komplett ersetzt. Möglicherweise (oder wahrscheinlich) stammt das Wort Bistro (französisch) ursprünglich aus dem russischen „Bistra, Bistra“ für schnell, schnell und wurde von Napoleons zurückkehrenden Soldaten mitgebracht. Was ich sah ist, dass es im Hirn des Jungen ordentlich ratterte und er das alles verarbeitete.

Was hat das nun mit Biodeutsch zu tun? Nun, die Leute die es zum Unwort erklärten, haben einiges nicht verstanden. Erstens ist mein Enkel tatsächlich ein Biodeutscher. Auch wenn der „Créateur“ des Wortes es vielleicht nicht bewusst so gemeint hat, der Deutsche erwarb bis zum Jahr 2000 mit seiner Geburt die Staatsbürgerschaft von seinen Eltern. Das nennt man: „Ius sanguinis “. Meint die Staatsbürgerschaft hängt vom Blut ab, nicht vom Ort der Geburt wie in Frankreich oder den USA, das nennt sich „Ius Soli“. Das Blut ein biologisch wertvoller Stoff ist, werden wohl auch die links-grün versifften Sprachfaschisten schwer abstreiten können. Dass der türkischstämmige „Créateur“ des Wortes eine sprachlich so treffende Abgrenzung fand, mag durchaus dem Zufall geschuldet sein, entbindet aber meines Erachtens nicht die Jury zur Findung des Unwortes des Jahres davon, ihre Hirne einzuschalten und mal im Internet zu recherchieren, was es denn mit dem Erhalt der Staatsbürgerschaft auf sich hat. Das Interview mit Herrn Omurca in der FAZ jedenfalls liest sich super. Die Karikatur ist einfach herrlich. Warum also Unwort? Eigentlich müsste es einen Preis für kreative Sprachergänzung erhalten. Problematisch allerdings bleibt hier die Tatsache, dass Herr Omurca mit seiner Karikatur ein echtes Problem anspricht. Der Deutsche mit türkischen Wurzeln ist ein Deutscher qua Pass, wird aber in der beschriebenen Form mehr oder minder tatsächlich diskriminiert. Wie man das Problem lösen soll, weiß ich nicht. Da hilft eigentlich nur Zeit und Durchmischung von Biodeutschen und … Ja, was?

Außerdem, Biodeutscher klingt für mich viel besser als Blutdeutscher. Das wäre doch was für die AFD. Blut und Boden. Blutdeutscher, wir wollen unseren Boden zurück. Der fiese Türke klaut uns unser Land und unsere Pässe. Nur bleibt dann noch die Frage zu klären, wer mir beim Rheumatologen im Februar mein Blut abnimmt, wenn die türkischstämmige „Blutschwester“ (Medizinische Technologin – ein wahrhaft deutscher Ausbildungsberuf) nicht da wäre!

Categories: 我的金瓶梅

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