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Was ein Flug nach Izmir mit Monochromie zu schaffen hat

Nun da sind eine ganze Menge Aspekte, wenn man denn bereit ist meiner etwas perversen Betrachtung zu folgen. Im Prinzip war alles ganz einfach Ich hatte einen Flug nach Izmir gebucht – SunExpress natürlich, weil die „Lusthansa“ nicht direkt von Frankfurt nach Izmir fliegt, sondern nur über München oder Wien, dort dann mit Austrian weiter. Warum die „Lusthansa“ das tut? Nun, das liegt doch auf der Hand, da müssen sie den Geschäftsreisen keine Meilen gutschreiben, wenn die unbedingt von Frankfurt fliegen wollen. Lass die mal ruhig mit dem Touristendampfer nach Izmir fliegen – hier also Aspekt 1: „Lufthansa-Bashing“. Der Flug war völlig in Ordnung, eng aber warm, es gab auch Wasser zu trinken an Bord – das ist nicht so selbstverständlich wie alle glauben, bei Lufthansa trockne ich öfter mal aus – „bashing“ muss sein. In Izmir angekommen, ließ Erdogan der Scherge vertreten durch seine Grenzbüttel mich auch ins Land einreisen. Mein Koffer erschien auf dem Gepäckband und der der Zoll durchsuchte mich nicht. Ausgemacht war, dass ich abgeholt werde. Also ging ich erwartungsfroh durch die Ausgangstür um dann die Schilder der dort aufgereihten Fahrer und Fahrerrinnen zu lesen, ob da wohl irgendwo der Name der zu besuchenden Firma, unserer Firma oder gar mein Name draufstünde.

Dabei fällt mir meine erste Dienstreise nach Japan 1993 ein. Mein Kollege meinte: „unser Takahashi holt Dich ab.“
Ich; „und wie erkenne ich den?
Er: „der hält einen A200-Prospekt hoch!“
Ich: „aha!“
Aber glaubt es oder nicht, als ich am Flughafen Narita durch die Ausgangstür kam, wurde mir kurz mulmig, da waren an die 200 Köpfe von Abholern, alle hatten die gleiche schwarze Haarfarbe und den gleichen Haarschnitt, keine Frauen. Aber dann sah ich ihn, den Prospekt, irgendwo in der Menge hielt tatsächlich unser Takahashi den A200-Prospekt hoch und wir fanden uns zu unserer ersten persönlichen Begegnung zusammen. Aspekt: glaub dran, dann steigt die Wahrscheinlichkeit das es funktioniert.

Doch zurück nach Izmir. Da war kein Abholer. Da mir sowas Ja nicht zum Ersten Mal passiert – Aspekt 3: gerate niemals in Panik – suchte ich mir erstmal eine gemütliche Sitzgelegenheit und rief meinen Ansprechpartner aus Deutschland – der im Übrigen mein Ex-Chef ist – an. Wirklich unangenehm passiert ist mir das mit dem nicht vorhandenen Abholer in Kairo. Ich kam da spät abends an und es war kein Abholer da. Mobiltelefone gabs schon, also klärte ich das mit unserem „Justin für Arabien“ und bekam die Info, da sei was schief gegangen. In Ägypten jetzt auch nicht so das Verwunderlichste – vielleicht war jemand aus der Familie des Fahrers krank geworden, oder Ehekrach oder was auch immer. Jedenfalls wollte ich ein Taxi nehmen. Am Flughafen Kairo mag es zwar welche geben, aber das ist eher wie die Nadel im Heuhaufen suchen. Also nahm ich ein illegales – vulgo nicht offizielles – Taxi. Das ist natürlich extrem risikobehaftet und kann u. U. mit Ausraubung oder dem Verlust von Leib und Leben einhergehen. Also sondierte ich mir einen Fahrer raus, dem ich körperlich nötigenfalls beikommen können würde, handelte einen Preis aus und macht ihm klar, dass sollte vor Erreichen des Zentrums die Hauptstraßen verlassen, ich ihn sofort attackieren würde bevor er mich zu seinen Komplizen fahren könne. Ich weiß natürlich nicht wer in diesem Taxi mehr Schiss hatte, er oder ich, ich weiß nur dass das die unsicherste und unentspannteste Taxifahrt meines Lebens war. In Indien drohte mir nur der Unfalltod, aber hier? Aspekt 4: Adrenalinausschüttungen sind nicht per se schlecht, wenn dem anderen klar ist, dass der Pegel recht hoch ist.

In Izmir meinte mein Ex-Chef dann, das mit dem Abholer sei kein Problem, sie säßen schon alle im Restaurant und würden das klären. Irgendwann rief er mich dann zurück und meinte ich solle doch mal nach draußen zu der Spur hinter den Taxis gehen, der Wagen käme in kürze und sei weiß. Ich also raus wie befohlen und – heute sagt man – „guess what“, die Taxis waren weiß, die Vans waren weiß, die PKW waren weiß, weiß so weit das Auge reichte. Ich vermute mal, dass die Importeure der Autos in der Türkei Sonderkonditionen für weiß ausgehandelt haben und die Dinger dann im Dutzend billiger eingekauft haben (Aspekt 5: Autohändler sind Gangster). Also rief ich meinen EX-Chef an und fragte wie ich den denn erkennen soll. Der meinte: „na das Auto ist weiß“.
Ich antwortete: „fein, die Autos hier sind alle weiß, ne, stimmt nicht, ganz da hinten sehe ich zwei schwarze…“.
Er versprach dann erneut, mich zurückzurufen. Das tat er auch und teilte mir mit, dass das Fahrzeug eine 34 im Nummernschild hat, im Gegensatz zu Fahrzeugen aus Izmir, die eine 35 hätten. Ich sagte, „fein ich warte.
Ich wartete so um die 20 Minuten ohne das sich etwas tat. Ich rief wieder an und sagte: „gib mir die Adresse, ich frage mich zu ´nem Taxi durch, welches eine Kreditkarte nimmt.“
Ich machte mich also zu den Taxis auf die Socken und sprach mit den Fahrern vorne in der Reihe wegen der Kreditkartenzahlung. Die waren sehr hilfsbereit und waren gerade daran mich mit einem entsprechenden Kollegen zusammenzubringen, da klingelte das Telefon und ich bekam gesagt, der Fahrer suchte mich, sei aber ganz am Ende Zufahrt. Ich meinte, macht nix ich geh ihm entgegen. Das tat ich, fand den Fahrer und er fuhr mich zum Restaurant zum Essen. Da ging es mit Raki los, den brauchte ich langsam auch. Aspekt 6: traue nicht grundsätzlich jedem Wein. Nach dem Raki gab es Wein. Meine Kollegen tranken den Wein, ich nicht, ich bat darum beim Raki bleiben zu dürfen, was den anwesenden Türken sehr gefiel. Meine Kollegen tranken den Wein, sahen aber nicht glücklich dabei aus und stöhnten am nächsten Morgen beim Frühstück.

Categories: 我的金瓶梅

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