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Was Indien mit der Frage welche die Antwort schon enthält verbindet

Vor vielen Jahren, ich war mit meinem damaligen Chef nach London geflogen und unser Peter M. – über Peter Mac habe ich woanders schon geschrieben – holte uns in Heathrow ab. Dann in Richtung Londoner City zum Kundentermin standen wir in einem elendigen Stau. Ich saß hinten links und war müde weil wir die erste Maschine am Morgen genommen hatten. Und wie ich so in meinem halbwachen Zustand aus dem Fenster schaue, da erblicke ich an einem Haus eine Tafel auf der stand es sei das Geburtshaus von Michael Faraday, einem der bedeutendsten englischen Naturforscher. Na dachte ich, haste mal wieder was gesehen, was Du nie erwartet hättest jemals zu erblicken. Laut sagte ich, „hey guys, the house we passed on the left is the birthplace of Michael Faraday“!
Und unser Peter M. antwortete, „and who is that?“
Da erkannte ich in der Frage die Antwort und sinnierte den Rest der Fahrt darüber wie ein studierter Brite Michael Faraday nicht kennen kann – aber dann viel mir ein, dass die Briten Ja auch nicht rechnen können, weil sie die Umstellung auf das Dezimalsystem bis 1971 verpennten.

Aber noch eine Sache die ich auch in halbmüdem Zustand noch erkannte und von der ich annahm ich würde sie nie zu Gesicht bekommen ist die eiserne Säule. Ich war mit Geschäftsfreunden auf einer Tour in Indien, ein Land das niemals das meine werden wird. Vor vielen Jahren – oh mein Gott, eine Wiederholung der Floskel alter weißer Männer – habe ich gelesen, es könnte in Karl Aloys Schenzingers Metall gewesen sein, dass man nicht so genau weiß wieso Menschen vor 700 bis 1000 Jahren in der Lage waren diese merkwürdige Stele so herzustellen, das sie nicht rostet, obwohl sie in Indien einfach so ungeschützt in der Natur rumsteht. Wir machten also unseren Trip, erst Kalkutta, gefolgt von Goa und Mumbai, dann nach Neu-Delhi. Kalkutta ist wie ist. Wie sagte mal ein Geschäftspartner zu mir, „gegen Lagos ist Kalkutta eine aufgeräumte Stadt“. Woran ich mich neben der Fabrikbesuche dort noch gute erinnere ist, dass wir auf einer je nach Betrachtung 4- bis 5-spurigen Straße im Stau standen – auf der linken Seite, etwas was die Briten dauerhaft daließen. Aber wir hatten einen coolen Fahrer, der fand irgendwann zwischen der etwa 40 cm hohen Betonabgrenzung zum Gegenverkehr eine Lücke, welche er dann auch nahm. Dann fuhr er völlig gelassen aber aufmerksam auf der falschen rechten Seite durch den Gegenverkehr weiter, bis der Stau nach 15 bis 20 Minuten passiert war und es wieder eine Lück im Beton gab, durch die es auf die Seite ohne Geisterfahrer – die einem in Massen entgegenkommen – zurückging. Somit war dann auch wieder ein blöder Witz wahr geworden. Soviel zu Kalkutta. Dann Goa – oh mein Gott. Ich weiß nicht ob Goa je viele Ingenieure auf Geschäftsreise gesehen hat, wahrscheinlich nicht. Jedenfalls haben wir uns da auch eine Fabrik angeguckt und uns den Auspuff mit Curries verbrannt. Als es dann zum Flug nach Mumbai an den Flughafen ging, kriegte ich den Auftritt meiner Landsleute auf die Augen. Ich war der einzige Deutsche in unserer Gruppe und erkannte sie sofort. Im Abfluggebäude – Goa hat so einen alten Bretterflughafen á la Ulbricht – waren etwa 60 % Deutsche. Die sahen genauso wie in den 70er Jahren aus, nur älter geworden. Die waren alle auch in den 70ern schon in Goa. Hippies soweit das Auge reichte. Das ist mir für Goa im Gedächtnis geblieben. An Mumbai habe ich keinerlei Erinnerung, abgesehen von den Fabriken. Dann ging es nach Neu-Delhi, wieder Fabriken und Gespräche. Dann kam der Samstag und man schleppte uns zum Sightseeing. Das Erste woran ich mich nachhaltig erinnere, ist ein Stau vor einem riesigen Verteilerkreisel. Da trafen locker 8 große Straßen aufeinander. Die Abtrennungen der Ein- und Ausfahrten waren wieder ca. 40 cm hohe Betondreiecke von einigen Metern Länge. Auf einer dieser Abtrennungen stand ein drei bis vierjähriger Junge, nur bekleidet mit einem T-Shirt, sonst völlig nackt. Der Junge machte einen, sagen wir, schmuddeligen Eindruck. Seine Mutter war nebendran an einem Topf auf einem Kocher mit Holzfeuer zugange. Daneben lagen ein paar Lebensmittel und ein Bündel mit Kleidung. Wir fuhren also an deren Wohnung vorbei – wie gesagt, Indien wird nie meines. Jedenfalls schleppte man uns unter anderem zum Qutb-Komplex um uns die vergangene Pracht Indiens zu präsentieren. Wir haben uns da alles Mögliche angesehen und dann erblickte ich durch meine müden Augen die Stele. Dann klingelte etwas in meinem Kopf und ich wusste was das ist – phänomenal, etwas zu sehen mit dem man in drei Leben nicht gerechnet hätte es zu sehen. Danach ging es ins Zentrum von Neu-Delhi. Da mein Rückflug am nächsten Morgen sehr früh war und ich um 2 Uhr nachts aufstehen musste um gegen 2:30 h gen Flughafen zu kommen, habe ich mich gegen 16:00 h artig für die Tour bedankt, aber wollte den letzten Teil der Tour doch lieber auslassen und die Zeit in frühen Schlaf investieren. Daraufhin wollten die Inder mir ein Taxi organisieren und ich machte ihnen klar, dass wenn ich schon hier sei, ich mit einem Tuk-Tuk zum Hotel fahren wolle. Dann ging es los, zu weit, das Hotel war draußen Richtung Flughafen, zu gefährlich und unausgesprochen, nicht standesgemäß. Da eine meiner unangenehmen Eigenschaften Durchsetzungsvermögen ist, organisierte man mir schlussendlich ein Tuk-Tuk, klärte den Fahrpreis, riet mir mich gut festzuhalten, wünschte mir Glück und betete höchstwahrscheinlich heimlich für mich. Ich verabschiedete mich und warf mich todesmutig auf das Tuk-Tuk. Anfangs war das noch ganz lustig und auch spannend, aber nur, bis der Fahrer mit rund 80 Klamotten auf die Autobahn auffuhr. Mir war nicht bewusst wie „scheißenschnell“ die Dinger sind. Da sitzt man bei 80 Km/h auf dem recht ungefederten Ding und kriegt doch ein wenig Hosenflattern. Ich sagte mir dann, „es war Deine Entscheidung, Du wolltest das so, Du kannst hier und jetzt sterben oder übermorgen woanders, also Scheiß Dich nicht ein“.  Ich habe es offensichtlich überlebt, möchte die Entscheidung nicht missen und würde es wieder tun. Trotz alledem, wenn man in dem Verkehr, mit einem solchen Verkehrsmittel, jemand anderem ausgeliefert, unterwegs war, dann muss man Indien nicht lieben.
Böse Zungen sagen, „Du liebst es, oder Du hasst es“. Ich mag es einfach nicht.

Eiserne-Saeule

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Categories: 我的金瓶梅

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