Meine mir vom Multiversum anvertraute Frau und ich führen seit unserem Eheschluss 1985 eine endlose für alle Ewigkeit andauernde Diskussion. Dabei geht es um den VW Käfer – den alten, nicht dieses komische Ei was man manchmal die Straßen verunzieren sieht. Sieht meine Frau irgendwo einen alten Käfer seufzts Sie lustvoll und sagt: „was für ein schönes Auto, ach wäre das schön…“ Den Rest kann sich jeder denken. Ja, da treffen Welten aufeinander. Meine Frau hatte einen Käfer als erstes Auto, ich bin VW-frei durchs Leben gekommen. Ergo sind die Antworten auf Ihre lustvollen Seufzer im Prinzip auch immer die Gleichen.
„Den Schrott will heute doch kein Mensch mehr fahren, 34 PS, Höchstgeschwindigkeit mit Anlauf 129,5 km/h und Verbrauch bei 12 bis 13 Liter Benzin! Im November musst Du die Seitenscheibe links aufklappen um den Beschlag an der Windschutzscheibe innen wenigstens so weit zu reduzieren, dass Du überhaupt guten Gewissens vorwärtsfahren darfst – und selbst das ist nach heutigen Maßstäben schon äußerst zweifelhaft. Die Technik von dem Ding ist komplett veraltet, das war damals verglichen mit einem Opel oder FORD schon der absolute Schrott. Außerdem, erinnere Dich als ich auf der Hunsrückhöhenstraße 1985 in den zweiten Gang schalten musste, um überhaupt mit 65 km/h nach oben zu kommen. Von den nächtlichen Ausfällen der Beleuchtung zwischen Köln und Saarbrücken rede ich schon gar nicht, alle paar Kilometer mussten wir stoppen und ich Kontakte reinigen damit wir halbwegs verkehrssicher unterwegs sein konnten. Und das alles nur weil die dämliche Karre Bauhjahr 1971 ein von 6 V Bordnetz auf ein 12 V Bordnetz umgerüsteter Krüppel war. So ein Auto kann man bestenfalls mal 6 Wochen im Sommer fahren, wenn es nicht regnet und keine Berge in der Nähe sind. Geh mir weg mit Wolfsburg, was die Bundesliga betrifft sowieso und was Autos betrifft im Besonderen“.
Immer wenn ich meine Tirade dann beende lacht sie und guckt mich so schelmisch an, weil sie zwar weiß ich habe recht, aber sie sieht halt ihr erstes Auto, egal wie beschissen die Karre war.
Und was hat das nun mit den Bullis zu tun? Nun wir waren Anfang Juni, als Spahn, Wieler und Drosten – von mir auch gerne als Daltons bezeichnet – einen schwachen Moment hatten, in Österreich im Urlaub. Auf der Rückfahrt waren noch zwei Nächte Kitzbühel zu bewältigen und ich musste die Strecke Lienz – Kitzbühel fahren, weil das kann man nur in komatösem Zustand bewältigen und ich kann mich mental – wenn ich es will – in einen solchen versetzen, dann fahre ich das unter Einhaltung aller noch so bescheuerten Beschränkungen vollkommen legal ohne Verkehrsvergehen ab. Irgendwann durchbricht meine Frau mein Komamantel indem sie fragt, „hast Du den schönen Käfer gerade gesehen?“
Nee, ich hatte keinen Käfer gesehen, ich war ja komatös. Dann, „da, schon wieder einer!“
Ich hatte wieder nichts mitgekriegt. Das ging dann noch ein paar Mal so, bis ich endlich kurz bevor sie einen Käfer sah, im Augenwinkel einen alten Bulli wahrnahm und sie dann fragte: „kann es sein, dass die Käfer die Du siehst, in Wirklichkeit Bullis sind?“
So war es, sieh sah Bullis und sagte Käfer. Da denkt man lange Zeit man sei blind und doof, bis man merkt, dass man einer Wortverwechslung aufgesessen ist. Dieses Spiel spielen wir seit 35 Jahren öfter mal. Manchmal nervt das, aber auf so einer Fahrt ist es amüsant. Auf jeden Fall besser als, „ich sehe was, was Du nicht siehst“. Man lacht sich kaputt und schläft am Steuer nicht ein.
Annas Käfer bei der Hochzeit
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